Daheim Student sein

Wirklich, echt, knallhart und ohne Beschönigung Student sein: Das geht nicht im Nachtclub, das geht nicht in der Bibliothek und bestimmt auch nicht in der Tram. Das geht allein in der Sicherheit der eigenen vier Wände. Heute ziehe ich den Augsburger Studenten also die Hose runter und werfe einen Blick auf die zuweilen raue und haarige nackte Wahrheit: die Studentenwohnung. Eine Besichtigung.

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Text: Rebecca Naunheimer, Illustration: Marina Schröppel

Das Bad oder: das Luxus-Spa

Im Bad einer Augsburger Studentenbude befindet sich häufig eine stilvoll gehaltene Dusch-Badewannen-Kombination oder richtiger: eine luxuriöse Dusche mit viel Beinfreiheit. Besonderer Eyecatcher ist nebst dekorativ drapierten Haaren oftmals der Duschvorhang im angesagten Camouflage-Look in weiß und gelb. Damit dieser Traum von Bad jederzeit zugänglich ist, sollte das Schloss – zumindest von WG-Bädern – nicht funktionieren.

Klassisch schick in der Küche

Kommen wir aber zur Küche. Eine Studentenküche zeichnet sich – bei aller Variation an Nudelgerichten, die dort zuweilen gezaubert werden – meist durch traditionelle dekorative Elemente aus. Feinsäuberlich als Blickfang aufgestellt, hat jeder gute Augsburger Student ein paar Reste Alkohol von der letzten Party im Hause. Diese Anmut bauchiger und schlanker Glasdeko-Elemente wird häufig noch durch nicht wenige leere Pfandflaschen ergänzt – gerne auch aus den Automaten in der Uni.

Das sonstige Mobiliar ist oft klassisch schick. Also: Tische und Küchenstühle, die Oma noch übrig hatte. Aus ihrer Jugend! Der Geschirrbestand in der Studentenküche kennt meist nur zwei Extremzustände: Entweder ist er sehr niedrig, weil alles dreckig ist, oder er ist sehr hoch, sodass man eine Woche ohne Spülen auskommen kann. Die Mülleimer dagegen kennen nur einen Pegelstand: zu voll. Besonders der Papiermüll ist oftmals zugleich Zeuge von Faulheit und Genialität. Denn weitere fünf Pizzakartons in einen bereits überfüllten Mülleimer zu stopfen, das ist höhere Physik. Oder Architektur. Oder Tetris. Je nachdem.

Stilvolle Dekoration

Wohnzimmer sind im Leben eines Studenten eher ein rares Gut. Ebenso lebendige Pflanzen, die gibt’s unversehrt nämlich nur in minimaler Stückzahl. Aber wer braucht schon klassische Deko-Elemente, wenn man etwas viel Originelleres haben kann: In nahezu jeder Studentenwohnung gibt es diesen einen Gegenstand, der Besucher beunruhigt und voller Fragen zurücklässt. Da habe ich schon einiges gehört und gesehen. In einer WG-Toilette wurde ich einmal Zeuge des ausgeklügelten Kommunikationstools „Kackbook“, andere Wohnungen glänzen durch Dildo-Sammlungen oder Fotomontagen des Papstes beim Surfen. In der WG einer Kommilitonin hängt ein Werbeschild für „GoPro“-Kameras. Warum? Das scheint sie selbst nicht so recht zu wissen. In einer wieder anderen WG hängen an der Wand Wurst- und Fleischbilder – feinsäuberlich aus Fleischerei-Fachmagazinen ausgeschnitten.

Doch das Schlüsselelement einer Augsburger Studentenwohnung ist ein anderes: das Poster der Maha Bar! Es überzeugt meist mit gestreifter Eleganz und ziert so beinahe jede Wohnung – manchmal sogar im Rudel. Viele Augsburger Studenten greifen aber auch zu Flyern, die im weißen Lamm ausliegen. Ein paar ausreichend „gephotoshopte“ Flyer mit vielen Dreiecken, Spiegelungen und abstrahierten Tieren machen so zuverlässig aus jeder Wohnung eine coole Studentenbude.

Und warum sehen viele Augsburger Studentenwohnungen aus wie sie aussehen? Ich denke, sie ähneln ganz einfach ihren Besitzern, wie ein Hund dem Herrchen. So beherbergt jede Wohnung irgendwie Erinnerungen an die aufregenden, zuweilen chaotischen und fragwürdigen Zeiten des Studentenlebens.

Ihr lebt in einer WG und die sieht viel cooler aus, wie unsere Kolumnistin es hier beschreibt? Dann meldet euch bei uns, werdet Teil unserer Reihe „Augsburg –deine WGs“ und zeigt, dass eure Wohngemeinschaft die tollste ist! 

Alle Folgen der Kolumne “Student sein” von Rebecca Naunheimer kann man hier nachlesen.

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