Alabaster-Haut, Mandelaugen, Apfel-Po & Co.

Die Schönheitsideale der Welt

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Text: Lisa-Marie Deißmann, Chantal Helwig – Illustration: Antonia Antonova

Sie sieht aus, wie von der Sonne geküsst, ihr Körper ist straff und schlank, während ihre zarten Gesichtszüge von einer langen Mähne umspielt werden. Na, klingt ansprechend? Dann kommst du offensichtlich aus einem westlich geprägten Land. Ganz klar: In Asien wäre unsere Sonnengöttin in Sachen Schönheit gnadenlos unten durch. Denn was hier attraktiv erscheint, gilt längst nicht für alle anderen Teile der Welt. Wir haben uns deshalb gefragt: Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste in welchem Land? 

Europäische Natürlichkeit

Schönheit ist relativ – das ist ja prinzipiell nichts Neues. Tom mag blond und Tim mag brünett. Ziemlich gegensätzlich oder? Die gute Nachricht: Die Haarfarbe ist in Deutschland relativ unbedeutend, was den Grad der Attraktivität angeht. Die schlechte Nachricht: Das macht uns nicht unbedingt frei von einem übergreifenden Schönheitsideal, egal wie individuell wir uns fühlen und wie sehr unsere ideellen Vorstellungen sich gegen diese Maßstäbe sträuben. Eine schöne Frau in Deutschland bzw. in westlichen Ländern ist meist schlank, sonnengebräunt und sieht irgendwie immer gesund und natürlich aus. Gesundes Aussehen ist das richtige Stichwort und erfährt gerade einen unglaublichen Hype in Europa wie in den USA.

Schlank wirkt gesund und ansprechend, weil es impliziert, dass man regelmäßig Sport treibt und auf seine Ernährung achtet. Wer fragt sich bei diesem Schönheitsideal noch, warum sich Detoxkuren, Clean Eating, Low Carb und Fitnessstudios in einem unaufhörlichen Hype befinden?

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Afrika – That Booty

Strampelt man sich auf dem Stepper nicht regelmäßig halb zu Tode, hält Kohlsuppe eher für eine Geschmacksverirrung als für die neueste Wunderdiät und trägt nun mal ein paar Kilo mehr mit sich herum, dann wäre man auf dem afrikanischen Kontinent ein richtiger Hingucker. Denn hier wird Übergewicht keinesfalls mit Faulheit oder Willensschwäche assoziiert, sondern mit Ansehen und Wohlstand. Ein paar Speckröllchen mehr sind ein Zeichen dafür , dass man sich ausreichend Nahrung leisten kann, an der in ärmeren Ländern des afrikanischen Kontinents leider großer Mangel herrscht. Das begehrteste Mittel zum Zweck ist eine Mischung aus Maisbrei und Kuhmilch, die für üppige Rundungen an den richtigen Stellen, insbesondere am Hintern, sorgen soll. Insgesamt  jedoch orientieren sich auch afrikanische Frauen immer mehr an westlichen Schönheitsidealen. Vor allem das Glätten ihrer meist krausgelockten Haare und das Verwenden von Cremes zur Hautaufhellung stehen bei ihnen ganz hoch im Kurs, denn tiefschwarze Haut gilt in vielen Regionen Afrikas als Zeichen eines niederen Standes.

Asiens Schneewittchen

Die Orientierung an westlichen Schönheitsidealen ist besonders in Asien spürbar. Auch hier hat der Wunsch nach heller Haut einen großen Stellenwert und ähnlich wie in Afrika gilt helle Haut als Statussymbol. Warum eigentlich? Denn in Europa empfinden wir doch gerade eine gesunde Bräune als besonders anziehend, denn es zeigt: Ob exotische Reisen in 365-Tage-Sonne-Länder oder der tägliche Aufenthalt im Freibad – kein Problem. Verbringt man aber den Tag in Asien unter freiem Himmel, sieht der Alltag ganz anders aus: Man schuftet als Arbeiterin oder Bäuerin auf dem Feld. Klar, dass gebräunte Haut daher mit einem eher niedrigeren sozioökonomischen Status verbunden wird. Bis tief in die Stirn gezogene Hüte, Sonnenschirme, ellenbogenlange Handschuhe und sündhaft teure Aufhellungscremes – zur Verwirklichung des Schneewittchen-Traums werden in Asien deshalb keine Mühen und Kosten gescheut. Apropos Kosten. Wie in den USA sind auch in Asien Schönheitsoperationen an der Tagesordnung. Mit der größte Renner sind in Asien Augenlidkorrekturen, denn viele empfinden ihre Mandelaugen als Manko und wünschen sich nach westlichem Vorbild besonders große und runde Augen. Da ist es auch nichts Ungewöhnliches mehr, wenn eine Zwölfjährige zu ihrem Geburtstag eine Augenlidfalten-Operation geschenkt bekommt. Damit aber noch nicht genug, denn auch lange Beine gelten als Schönheitsideal. Dabei gehen manche Asiatinnen so weit, ihre Beine operativ zu verlängern, indem sie sich zuerst den Unterschenkel brechen lassen und diesen dann mit einem Metallgestell bis zu zehn Zentimeter strecken. Ob in Asien das Sprichwort „Wer schön sein will muss leiden” dabei nicht etwas zu ernst genommen wird?

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USA – Selbstoptimierung 2.0

Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten scheint es auch in Sachen Schönheit keine Grenzen zu geben. Das amerikanische Schönheitsideal ist zwar in den Grundzügen vergleichbar mit dem europäischer Länder mit der Besonderheit, dass sie überall noch einen drauf setzen. Wo genau? Zum Beispiel an den weiblichen Brüsten, die gerne Doppel D erreichen dürfen oder an den Zähnen, die gebleacht und poliert mit der neuen Oberweite um die Wette strahlen. Solche Eingriffe in das Werk von Mutter Natur kommen natürlich nicht von ungefähr: In den USA gelten vor allem große Brüste, ein braungebrannter Teint und ein möglichst jugendliches Erscheinungsbild als schön. Wer diesen Kriterien – oh Wunder – nicht entspricht, der hilft auch gerne mal etwas nach: Rund ein Drittel aller Schönheits-OPs weltweit werden in den Vereinigten Staaten durchgeführt.

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