Lotosfuß, Mokos, Giraffenfrau & Co.

Ganz schön verrückt: die skurrilsten Schönheitsideale

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Text: Lisa-Marie Deißmann, Chantal Helwig – Illustration: Antonia Antonova

In unserem ersten Artikel präsentierten wir euch die aktuellen Traumfrauen verschiedener Kontinente. Jetzt sehen wir uns nochmal etwas genauer in einzelnen Ländern und deren Schönheitstraditionen um. Dabei zeigt sich: auch ohne Schönheits-OP lässt sich die Anatomie des Körpers stark verändern…

Jede Kultur und Region hat unterschiedliche Vorstellungen von Schönheit und Attraktivität. Mal sind es Gegensätze wie Tag und Nacht, mal sind die Unterschiede nur minimal. Das japanische Schönheitsideal der Heian-Zeit beispielsweise steht im klaren Gegensatz zu dem amerikanischen bzw. westlichen Streben nach einem strahlenden Lächeln: schwarze Zähne. Sie galten damals als erotisch und als Zeichen der Geschlechtsreife eines Mädchens, wohingegen weiße Zähne als aggressiv und unmenschlich angesehen waren.

Mindestens genauso skurril und dabei weniger schmerzfrei, sind die Lippenteller von Frauen der Volksstämme im Südwesten Äthiopiens. Jungen Mädchen wird dabei die Unterlippe aufgeschnitten und eine aus Ton gebrannte Scheibe eingesetzt. Nach und nach dehnt sich das Gewebe und wird schließlich durch immer größere Teller ersetzt, die letztendlich bis zu 15 Zentimeter Durchmesser erreichen können. Der eher unübliche Schmuck steht für hohes Ansehen. Wie so oft gilt auch hier: Je größer der Teller, desto größer die Anerkennung.

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Nicht sehr viel ungewöhnlicher ist der Schmuck der Padaung, einem Bergvolk im Südosten Myanmars. Dort gelten lange Hälse als Schönheitsideal, weshalb die Frauen dort  auch „Giraffenfrauen“ genannt werden. Um ihren Hals tragen sie Messingspiralen, die sie in einem Alter von fünf Jahren anlegen und nach und nach durch längere Spiralen ersetzten, bis sie schließlich bis zu 40 Zentimeter lange Spiralen tragen, die bis zu zehn Kilogramm wiegen.

Das schmerzhafte Streben nach Anerkennung

Die zehn Zentimeter, die sich Chinesen heutzutage an Beinlänge dazu wünschen, erträumten sie sich bis vor nicht allzu langer Zeit an Fußlänge noch weg. Das war in China zumindest über viele Jahrhunderte hinweg so, denn damals war ein sogenannter „Lotosfuß“ mit einer Länge von wenigen Zentimetern der Inbegriff weiblicher Schönheit und garantierte hohes Ansehen sowie eine gute Heirat. Im Alter von drei bis fünf Jahren wurden den Mädchen dabei die vier kleineren Zehen gebrochen, unter die Fußsohle gebogen, bandagiert und täglich fester gezurrt. Bis zu 15 Jahre lang dauerte diese schmerzvolle Behandlung, die nicht selten dazu führte, dass die Zehen abstarben und die Frauen ihr Leben lang nicht normal gehen, geschweige denn lange Strecken auf sich nehmen konnten. Erst 1949 wurde dieser Brauch gesetzlich verboten.

Aber was ist denn eigentlich mit dem männlichen Geschlecht? Bis jetzt ging es bei Schönheitsidealen immer nur um die Frauen. Das ist anders in Neuseeland, denn hier pflegen auch die einheimischen Männer ein Schönheitsideal in Gestalt einer Gesichtstätowierung, eines sogenannten „Mokos“. Ein solches Tattoo erzählt die Geschichte des Mannes, der es trägt, und verkörpert seine kulturelle Identität als Maori. Auch wenn die Prozedur bis zu sechs Tage dauern kann und äußerst schmerzhaft ist, trägt jeder Maori dieses Schönheitssymbol mit großem Stolz.

Egal ob schön oder skurril – das Urteil liegt im Auge des Betrachters und wird durch seine Herkunft und seinen kulturellen Hintergrund beeinflusst. Und obwohl die Welt im Zuge der Vernetzung und Globalisierung vermeintlich dichter zusammenrückt, existiert kein einheitliches Schönheitsideal. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass alle genau das möchten, was sie nicht oder nur ansatzweise haben.

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