Wer hat Angst vor dem weißen Blatt?

Einblicke in den Kreativitäts-Workshop von Christian Riedel in der Windows Nerd Garage

Der innere Schweinehund, die Angst vor dem weißen Blatt oder „Morgen fang’ ich wirklich an!!!“. Oft geht viel Zeit ins Land, bevor wir eine Hausarbeit oder die Bachelorarbeit tatsächlich in Angriff nehmen. Dass wir es uns aber auch leichter machen können, zeigt Christian Riedel von ‚Three-Headed Monkeys’.

Von Sandra Depner – Fotos: Moritz Köppendörfer

Der Staub hängt in der Luft. Der Holzboden knirscht beim Laufen. Und es riecht nach frischer Farbe. Hellgrüne Wände treffen auf Retro-Lampen. Dass das Team der ‚Windows Nerd Garage’ ihr Gebäude auf dem Augsburger Campus an nur einem Tag hochziehen konnte, verwundert.

Vom 11. bis 29. Juni 2012 konnten die Augsburger Studenten drei Wochen lang den ‚Nerd’ in sich entdecken. Zahlreiche Veranstaltungen wie PowerPoint-Karaoke oder Kinect-Partys boten Ablenkung vom Uni-Alltag. In Workshops zum wissenschaftlichen Arbeiten mit Word, Excel und PowerPoint wurde es dann wieder ernster. Aber was nützt es, die Programme blind zu beherrschen, wenn am Ende die zündende Idee fehlt?

Nieder mit der Schreibblockade!

So lautet das Motto des Kreativitätsworkshops von Christian Riedel. In seinem Job als Kreativ-Coach bei ‚Three-Headed Monkeys’ aus Hamburg berät er Unternehmen und Startups. „Den Luxus der freien Kreativität ohne Zeitdruck gibt es nur noch an der Uni – später nicht mehr!“, sagt Riedel einleitend.

Man mag Riedels Worten kaum glauben: Stress, die Angst vor einer Blamage, der tückische Perfektionismus oder schließlich fehlgeleiteter Ehrgeiz – das sind Gründe für die gefürchtete Schreibblockade. Ein Blick in die Gesichter der Workshop-Teilnehmer verrät: Sie haben sich darin wiedererkannt. Christian Riedel zeigt  ihnen, wie sie einer Schreibblockade gut gewappnet entgegentreten können. Er konkretisiert dabei die drei zentralen Probleme: Anfangen, Gliedern, Fokussieren.

„Wenn es darum geht, eine große Arbeit anzufangen“, erklärt Riedel schmunzelnd, „ist der Mensch sehr kreativ: Putzen, Einkaufen, Gassi gehen – wir schieben gerne Unwichtiges vor!“

Technik 1: Anfangen mit ‚Focus Writing’

„Ein leeres DIN-A5-Blatt ist schlimm. Ein leeres DIN-A4-Blatt ist schlimmer!“ Mit ‚Focus Writing’ kann die Angst vor dem weißen Blatt leicht umgangen werden. Die Technik ist relativ simpel und die Regeln überschaubar: Schreibe zum vorgegebenen Thema der Arbeit fünf Minuten durchgehend. Wenn dir nichts mehr einfällt, dann schreibe das auch so hin. Die Finger stehen nie still und es darf nichts gelöscht werden.

Mit „Wie sieht die Uni im Jahr 2100 aus?“ setzen die Workshop-Teilnehmer die Theorie in die Praxis um. Und es fällt ihnen sichtlich schwer, Tippfehler einfach einmal nicht zu korrigieren.

Christian Riedel erklärt, dass diese Technik bei Startschwierigkeiten hilft, weil man einfach anfängt zu schreiben. Man achtet vorerst nicht auf die Rechtschreibung und Grammatik. Alles andere würde zu einer Überlastung führen. Es sei, so Riedel, wie das Warmlaufen vor dem Marathon. „Außerdem“, so sagt er weiter, „können aus diesen fünf Minuten schnell zehn, zwanzig oder sechzig werden!“

Riedel resümiert abschließend: „Ich schreibe erst, dann mache ich es schön und dann fehlerfrei!“

Technik 2: Gliedern mit ‚PowerPoint-Storming’

Das erste Problem ist gelöst: das Anfangen. Mit der zweiten Technik des ‚PowerPoint-Stormings’ wird die Gliederung einer Arbeit in Angriff genommen. Wie beim ‚Focus Writing’ schreiben die Workshop-Teilnehmer in Teams innerhalb von acht Minuten auf PowerPoint-Folien alles auf, was ihnen zu einer Uni im Jahr 2100 einfällt.

Im Anschluss daran werden die Folien verschoben, mit Überschriften versehen und gegliedert. „PowerPoint ist für diese Kreativtechnik sehr benutzerfreundlich und wir behalten die Übersicht“, fasst Riedel zusammen.

Technik 3: Fokussieren mit ‚Creative Cover’

Die letzte Technik „Creative Cover“ zeigt den Teilnehmern, wie sie sich dem Fokus ihrer Arbeit spielerisch nähern können. „Das Cover braucht ein Bild, es soll stylish sein und ihr braucht einen spannenden Satz als Eyecatcher!“, erklärt Riedel. Als Programm reicht dafür schon PowerPoint. In der kreativen Auseinandersetzung mit dem Arbeitsthema kann man ohne Druck die zentralen Thesen herausarbeiten. „Das Cover veranschaulicht, wie euer Thema vernetzt ist, ob es sich um ein Nischenthema handelt oder ob es noch zu allgemein formuliert ist“, erläutert Riedel abschließend.

Die  Windows Nerd Garage ist wieder verschwunden. Ob die Workshop-Teilnehmer die Kreativitätstechniken nutzen werden, das wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Und wer Windows und die Arbeitsprogramme doch nicht im Schlaf beherrscht, kann sich ab dem kommenden Wintersemester an die Campus-Experten wenden. Diese werden ihren Stand im Mensagebäude aufbauen und täglich Windows-Support anbieten.

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