Alle für Einen – mit Crowdfunding zur Projektverwirklichung

Text: Marianne Schwarz, Illustration: Natalia Sander
Text: Marianne Schwarz, Illustration: Natalia Sander

Die Projektidee ist da, aber das nötige Startkapital fehlt? Dann könnte Crowdfunding eine Option zur Finanzierung sein. Doch was ist Crowdfunding überhaupt und welche Anbieter gibt es dafür?

55000 Dollar für Kartoffelsalat? Richtig gelesen: der Amerikaner Zack Danger Brown sammelte im August vergangenen Jahres genau diese Summe über die Crowdfunding Plattform Kickstarter für sein Projekt: „I´m making potato salad“. Eigentlich war die Aktion von Initiator Brown nur als Scherz gedacht, doch 6911 Unterstützer waren von der Idee begeistert und spendeten, was das Zeug hielt. Das Projekt wurde ein absoluter Internethit. Brown bedankte sich mit einem Kartoffelsalat-Festival, Spenden an Non-Profit-Organisationen und einem Behind the Scenes Video.

In der weiten Welt des Crowdfunding finden sich aber auch ernstgemeinte Projektideen. Für  die erste Smartwatch „Pebble“ im Jahr 2012 beispielsweise wurden unglaubliche 10 Millionen Dollar gesammelt. Ebenfalls erfolgreich: die Finanzierung des Mathebuchs „Punk Mathematics“. Für das Buch, das Mathe mit Punk verbindet, kamen 28000 Dollar zusammen. Eines der erfolgreichsten deutschen Crowdfunding-Projekte ist die Finanzierung des Kinofilmes „Stromberg“ aus dem Jahr 2011. Der erforderliche Mindestbetrag von 1 Million Euro für eine Umsetzung des Films wurde bereits binnen einer Woche erreicht.

Schwerpunkt: Geld

Das Studentenleben dreht sich häufiger darum, als uns manchmal lieb ist: Geld. Ganz egal, ob wir es brauchen, um es in Bier zu investieren, den Kühlschrank zu füllen oder es für unsere kleinen Träume zurückzulegen. Darum widmet die presstige-Redaktion dem Geld einen Schwerpunkt. Alle bisher erschienenen Beiträge sind hier gesammelt.

Die Crowd macht´s möglich

Crowdfunding ist eine Möglichkeit, Projekte, Produkte, Start-ups und mehr zu finanzieren. Die Besonderheit gegenüber herkömmlichen Krediten besteht darin, dass nicht ein einziger Kreditgeber, sondern viele Menschen, die sogenannte „Crowd“ ein Projekt finanziell unterstützen und es somit erst ermöglichen. Die Organisation von Crowdfunding läuft dabei über das Internet. Der Ablauf einer Finanzierung über die Crowd sieht folgendermaßen aus: Zunächst wird im Vorfeld eine Mindestsumme festgelegt, die erreicht werden muss, um das Projekt zu realisieren. Dann haben Interessierte die Möglichkeit innerhalb eines bestimmten Zeitraums ihr Geld zu investieren. Nach Ablauf des Zeitraums gibt es dann zwei Möglichkeiten. Option 1: die definierte Mindestsumme wurde nicht erreicht. In diesem Fall erhalten alle Investoren ihr Geld wieder zurück. Option 2: die Mindestsumme wurde erreicht oder sogar übertroffen. Jetzt kann das Projekt umgesetzt werden und die Investoren erhalten eine Gegenleistung für ihren finanziellen Einsatz. Das können ganz unterschiedliche Dinge sein, wie zum Beispiel eine öffentliche Danksagung, ein Einblick hinter die Kulissen, ein Exemplar des Projektergebnisses oder aber eine finanzielle Beteiligung. Die Möglichkeiten sind hier sehr variabel und unterscheiden sich meist auch nach der Höhe des investierten Betrags.

Von Crowdfunding bis Crowdlending

Allgemein wird zwischen vier verschiedenen Ausprägungen der Idee Crowdfunding unterschieden, allerdings lassen sich in der Praxis nicht immer alle Anbieter eindeutig einem bestimmten Zweig zuordnen. Zunächst gibt es das klassische Crowdfunding (z.B. auf Startnext oder VisionBakery). Hierbei erhalten die Investoren ein nichtfinanzielles Dankeschön vom Projektinitiator zurück, also zum Beispiel eine Kopie oder ein Exemplar des Projektergebnisses. Die bekannten deutschen Plattformen Startnext oder VisionBakery gehören beispielsweise zu dieser Art des Crowdfunding.
Darüber hinaus gibt es das Crowdinvesting. Bei dieser Art erhalten Unterstützer als Gegenleistung Anteile am Projekt, also zum Beispiel festgelegte Beteiligung festgelegte Beteiligung an zukünftigen Gewinnen. Beim Crowdlending hingegen verleihen die Unterstützer ihr Geld nur an die Projektinitiatoren. Das bedeutet, dass diese das eingesetzte Kapital  später wieder komplett zurückbezahlen. Schließlich wird beim Spenden-Crowdfunding das gesammelte Geld ausschließlich gespendet und es gibt keinerlei materielle oder finanzielle Gegenleistung für die Investoren. Ein
berühmter Anbieter dieser Variante des Crowdfunding ist die Internetseite betterplace.org.

Crowdfunding in Augsburg

Auch in Augsburg wurden bereits Projekte mit Hilfe von Crowdfunding in die Tat umgesetzt. Im Fall des Restaurants und Ladens „Lokalhelden“, das sich auf Angebot und Verarbeitung regionale Produkte spezialisiert hat, wurde die festgesetzte Mindestsumme von 5000 Euro sogar noch übertroffen. Die Kunstansammlung „Ars Dilettanti“ wurde 2013 ebenfalls von der Crowd finanziert – 2000 Euro kamen dabei zusammen. Der Augsburger Student Jan Saathoff versuchte im vergangenen Jahr sein Glück und sammelte via Startnext Geld für seine vegane Sandwichbar. Er musste die Aktion jedoch noch vor Ablauf des Spendenzeitraums abbrechen, da die passende Location fehlte. Das Interview, das wir letztes Jahr mit Jan geführt haben, findet ihr übrigens hier.

Welche Plattformen gibt es?

Es gibt zahlreiche Internetplattformen, die verschiedene Arten des Crowdfunding anbieten. Wir haben euch einen kleinen Überblick der wichtigsten und bekanntesten Websites zusammengestellt:

  • Startnext.com: größte Community in Deutschland und Österreich. Vor allem für Projekte von Künstlern, Kreativen, Erfindern und Gründern.
  • VisionBakery.com: zweitgrößte Plattform Deutschlands. Bietet kostenlose Betreuung und eine frei gestaltbare Projektwebsite.
  • Betterplace.org: Spendenplattform, auf der für verschiedene soziale Projekte gesammelt wird.
  • Auxmoney.com: größter deutscher Anbieter für Crowdlending.
  • Seedmatch.de: Crowdinvesting-Anbieter für Start-ups.
  • Kickstarter.com: u.s.-amerikanische Plattform, gilt als Vorreiter in der Crowdfinanzierung. Angesprochen werden Künstler, Erfinder und andere Kreative.
  • Außerdem: Spezialisierte Plattformen für Wissenschaftsprojekte, Spielideen, Sportprojekte, Bücher, Events etc. und regionale Plattformen, auf welchen gezielt für Projekte in bestimmten Regionen Unterstützung gesucht wird

Schreibe einen Kommentar