Logbuch des ultimativen (Fast-)Selbstversuchs
Gratis, kostenlos, umsonst… Worte, die im gepflegten Studentenohr ein wohliges Gefühl von Zufriedenheit auslösen dürften. Im Internet sammeln sich die virtuellen Schnäppchenjäger und holen zum großen Schlag aus: Gratis-Produkte ohne Ende! Oder doch nicht? Unser Redakteur hat den Selbstversuch angetreten und ist dabei nur knapp dem Verkauf seiner ach so reinen Seele entgangen – dank Ben!
Ich habe Angst. Nur ein klein wenig, aber das ungute Gefühl ist da, etwas zu verlieren. Und das auch noch völlig freiwillig. Um was es sich dabei handeln mag? Nein, es ist nicht nur meine Seele. Zusätzlich geht es um jenes früher so hoch gehandelte Gut, dass heute oft mit Füßen getreten wird. Es lässt sich vielleicht sogar sagen, dass mancher ihm in diesen Zeiten exzessiver Nutzung sozialer Netzwerke mit voller Wucht ins Gesicht schlägt. Die Rede ist von meiner Privatsphäre.
Ich jedenfalls wollte sie noch behalten, auch wenn das Angebot aus der Unterwelt sehr verführerisch war. Aber so verhält sich das wohl. Mein ausgeklügelter Plan: Ich lege mir ein Pseudonym zu, unter welchem ich fleißig alle noch so abstrusen Webseiten abgrase, die mir Gratis-Produkte anbieten. Die Entscheidung war schnell getroffen. Darf ich vorstellen: Ben Schmidt, so steht es nun am Briefkasten – definitiv ein Mann von Welt. Und einer möglichen Werbeflut ist dadurch Einhalt geboten, sobald das Schild wieder wegkommt!
Der Hoffnungsvolle: Auf die Plätze, fertig, Ben
Ben hat Lust. Ben ist davon getrieben, seine magere Studentenbörse zu entlasten. Aus diesem Grund begibt er sich in dieses ominöse Internet, von dem sein Umfeld immer voller Überschwang spricht. Gehört hat er viel, von Gutscheinen, kostenlosen Proben und Fresspaketen, die wie von Zauberhand an die Haustür geliefert werden. Ob das nur wilde Studentenfantasien sind? Gute Frage, denn die Webseiten wecken große Hoffnungen: „Gratisland“, „Gratisalarm“ und „Kostenloses“, um nur einige der verheißungsvollen Adressenbezeichnungen zu nennen. Je höher die Erwartungen, desto tiefer der Fall, der sich anschließend auch umgehend einstellt.
Schwerpunkt: Geld
Das Studentenleben dreht sich häufiger darum, als uns manchmal lieb ist: Geld. Ganz egal, ob wir es brauchen, um es in Bier zu investieren, den Kühlschrank zu füllen oder es für unsere kleinen Träume zurückzulegen. Darum widmet die presstige-Redaktion dem Geld einen Schwerpunkt. Alle bisher erschienenen Beiträge sind hier gesammelt.
Ben soll einen Orangensaft kaufen, danach den Kassenzettel mit Bankverbindung an den Hersteller schicken, um einige Wochen später den Kaufpreis von 1,50 € zu erhalten – euer Ernst? Von solchen Angeboten wimmelt es und ich merke, wie sich langsam Unruhe und ein Anflug von Wut in Bens Gemüht drängt.
Der Enttäuschte: Bei Ben purzeln unfreiwillig Kilos
Mit solcher Rattenfängerei überlebt Ben nicht einmal das erste Frühstück. Ich sehe schon, wie die Kilos purzeln und ich die gesamte Verantwortung für Schmidts magere Figur schultern muss! Bestellt wird schlussendlich trotzdem, wenn auch nicht ganz den ursprünglichen Erwartungen nach. Im virtuellen Geschenkkorb landen große Mengen Nahrungsergänzungsmittel, die unter anderem die Darmflora entlasten sollen: Ben ist außer sich vor Glück, Jubelschreie und wilde Freudensprünge sind die Folgen. Neben diesen sinnvollen Anschaffungen findet sich tatsächlich auch noch Sättigendes: Am Samstagmorgen gibt es Brötchen, direkt an die Tür geliefert und anscheinend soll Ben auch noch besondere Genussmomente mit künstlichen Tütensuppen erleben dürfen!
Und tatsächlich. Zwei Tage später hängt eine Tüte mit vier frischen Backwaren für Ben Schmidt an der Tür, ein Lichtblick! Was darauf folgt – eher ernüchternd. Nach zwei Wochen Wartezeit hat Ben lediglich die Möglichkeit, seinen Basenhaushalt auszugleichen und tatsächlich endlich die Darmflora zu entlasten – wenn das nichts ist, weiß ich auch nicht mehr! Das einzig Positive an der ganzen Sache: Ben! Wirklich ein feiner Kerl! Die Moral von der Geschicht? Glaub Lügen aus diesem Internet nicht!