G‘Day Mate – ein Reisebericht aus Down Under

Text und Fotographien: Anna Schubert

Am Horizont sieht man die Sonne langsam untergehen und die rote Erde dampft unter den Füßen.  Spätestens, wenn ein Känguru durch die malerische Landschaft springt, wird die Frage nach dem Ort des Aufenthalts überflüssig: Australien. In meinem dritten Semester im Studiengang Medien und Kommunikation bin ich dem deutschen Winter entflohen und habe in der australischen Hauptstadt Canberra ein Praktikum im Bereich Eventmanagement gemacht, bevor ich die Ostküste entlang gereist bin. Ein kurzer Rückblick.

Unter den Empfehlungen für jene tausend Orte, die man auf der Erde gesehen haben muss, wird man Canberra nicht finden. Die Stadt wurde auf dem Reißbrett entworfen und wird deshalb oft als charmelos konstruiert abgestempelt. Die Häuser stehen ein bisschen zu streng in der Reihe, die Straßen verlaufen ein bisschen zu symmetrisch. Als Hauptstadt Australiens birgt Canberra jedoch wichtiges australisches Kulturgut, darunter zahlreiche Museen, Kunst-Galerien und die australischen Regierungsgebäude.

 

Canberra
Blick auf die australische Nationalbibliothek in Canberra

 

Und täglich grüßt die Riesenspinne

Australien ist für seine teils exotische Tierwelt bekannt und beliebt. Die touristische Freude über das erste zu Gesicht bekommene Känguru können die Australier nur belächeln. Denn die Beuteltiere sind zahlreich und nahezu überall zu finden. Für ein Stück Banane lassen sich die Kängurus auch schon einmal hinter den Ohren streicheln. Die Beuteltiere können allerdings nicht rückwärts hüpfen. Man sollte sie deshalb besser nicht bedrängen, im Zweifelsfall sind sie die besseren Boxer.

Känguru
Ein Joey (junges Känguru) bei seiner Mutter

Auch wenn Australien die zweifellos süßesten Beuteltiere beherbergt, gibt es auch einige giftige Tiere, die sich mit den Bewohnern Stadt und Land teilen. Der Alptraum „Riesenspinne im Badezimmer“ ließ nicht lange auf sich warten. Die großen Huntsman sind jedoch nicht gefährlich. Die Australier raten einem scherzhaft dazu, sie in der Wohnung zu behalten, denn sie fressen die kleinen giftigen Spinnen und andere unbeliebte Insekten auf. Als Ortsfremder lernt man relativ schnell, sich an die Tierwelt anzupassen. Auch zurück in Deutschland habe ich anfangs noch routiniert meine Schuhe ausgeschüttelt, bevor ich meine Zehen hineingeschoben habe. In Australien kann es schon einmal vorkommen, das Spinnen oder Schlangen die Treter als Schlafplatz benutzen.

Spinne
Huntsman haben die Größe einer Untertasse und kriechen abends aus ihren Verstecken

 

Praktikum in Australiens Hauptstadt – wo Arbeit Vergnügen ist

Viereinhalb Monate habe ich bei der Non-Profit-Organisation Manning Clark House gearbeitet, Geschichten über Australien gelauscht, die Herzlichkeit der Australier schätzen gelernt und meinen Reisegeldbeutel gefüllt. In dem Kulturzentrum habe ich Gedichtlesungen, Buchvorstellungen und Kunstaustellungen beworben und durfte auch selbst mithelfen, Fotografien und Skulpturen zu erstellen. Bei einer Tanz- und Musikveranstaltung der Aborigines hatte ich das Glück, ein „Welcome-to-Country“ mitzuerleben. Mit dieser Begrüßungszeremonie heißen die australischen Ureinwohner Fremde in ihrem Land willkommen. Denn der Reisepass ist lediglich die Einreiseerlaubnis der Weißen, pflegen die Aborigines zu sagen. Das „Welcome-to-Country“ ist neben einer Begrüßung auch eine Art wechselseitiges Versprechen. Die Botschaft gilt jedoch für alle: Willkommen ist, wer die Ureinwohner Australiens und ihr Land respektiert.

Arbeitsplatz
Wohnzimmer und Ausstellungsraum im Manning Clark House

Mit dem Auto entlang der Ostküste

Für eine Reise durch Australien braucht man vor allem zwei Dinge: Zeit und Geld. Das Land ist extrem weitläufig. 3000 Kilometer sind es vom südlichen Canberra nach Cairns, dem nördlichsten Ziel meiner Reise. Für diese Kilometerzahl müsste man Deutschland dreimal der Länge nach durchqueren. Aufgrund der großen Distanzen zwischen den Städten ermuntern Straßenschilder Autofahrer zu Powernaps (Nickerchen) oder halten sie mit Quizfragen wach. Tagsüber war ich auf den Highways unterwegs und bewunderte Städte und Natur, nachts schlief ich im Auto. Australien gehört nicht gerade zu den günstigen Pflastern der Erde. Allein für die Übernachtung auf einem Campingplatz zahle ich umgerechnet 30-40 Euro. Auch die Lebensmittel sind teurer als in Deutschland. Ein Liter Milch kostet 1,50 Euro, eine Tafel Schokolade circa 2 Euro. Für ein Sixpack Bier legt man knapp 15 Euro hin.

Zu den Highlights meiner Reise entlang der Ostküste zählen für mich: das Opernhaus in Sydney bestaunen, über den feinen Sand der Whitsunday Islands laufen, bei einem Schnorchelausflug im Great Barrier Reef Nemo finden. Und nicht zuletzt: „Sehen lernen“ im Regenwald, wo die getarnten tierischen Bewohner für das ungeübte Auge nahezu unsichtbar sind.

schnorcheln whitheaven
Schnorcheln mit Yellowtail Fusiliers vor den Whitsunday Islands. Ein Ganzkörperneoprenanzug schützt in der Quallensaison vor giftigen Würfelquallen
Daintree Rainforest
Zwei Weltkulturerben treffen aufeinander: der Daintree Rainforest und das Great Barrier Reef

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