Ist Konsum politisch?

Ein Plädoyer am Beispiel Verpackungsmüll

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Text: Laura Balthasar – Foto: Paul von Platen

Darüber, ob Konsum politisch ist, lässt sich sicherlich streiten. Doch Ideen wie die Unverpackt-Läden und eine wachsende Bewegung kritischer Konsumenten senden eine deutliche Botschaft: Einkaufen ist das Politischste der Welt!

Jeder konsumiert irgendetwas. Natürlich gibt es dabei große Unterschiede im Konsumverhalten Einzelner und doch kaufen die allermeisten täglich ein. Spätestens, wenn es um Lebensmittel geht, betrifft der Konsum uns alle – und genau das macht ihn politisch. Jede Entscheidung für oder gegen bio, für oder gegen unverpackte Lebensmittel, für oder gegen Fairtrade ist politisch! Denn je mehr Menschen sich für eine Option entscheiden, desto gewichtiger wird ihre Stimme und desto größer ihr Einfluss auf Produktions- und Verkaufsmethoden.

Unverpackt-Läden in Deutschland

Um zu zeigen, dass solche Überlegungen längst keine blanke Theorie mehr sind, hier ein Beispiel: Lebensmittel unverpackt einkaufen. In vielen Großstädten Deutschlands gibt es bereits Läden, die sich genau darauf spezialisiert haben. Gängige Lebensmittel wie Nudeln werden dort in großen Vorratsgefäßen – sogenannten Bulkbins – angeboten. Der Kunde bringt seine eigenen Gefäße mit und kauft nur genau die Menge, die er auch wirklich braucht. Auf diesem Weg werden sowohl Plastik- und Papier-, als auch Lebensmittelabfälle vermieden.

Skeptiker könnten jetzt natürlich einwerfen, dass sich noch lange nichts ändert, wenn nur ein paar Wenige darauf achten, möglichst viel unverpackt einzukaufen. Viel zu teuer und zu umständlich für die breite Masse, argumentieren die Gegner. Dass es teurer sei, unverpackt einzukaufen, ist allerdings leicht zu widerlegen, denn ohne die Preise für Verpackung und Werbung, muss nur noch das Produkt selbst gezahlt werden. Und umständlich ist es auch nur für denjenigen, der nicht darauf eingestellt ist.

Großer Anklang bei den Kunden

Wenn allerdings aus den wenigen Menschen immer mehr Menschen werden, kann sich sehr wohl etwas ändern – und genau das passiert gerade: Für fast jede deutsche Stadt gibt oder gab es eine Crowdfunding-Kampagne für Läden wie Original Unverpackt in Berlin. Damit finanzieren sich die Projekte allein über Unterstützer, die sich für die Idee dahinter begeistern können. Allein die Anzahl der erfolgreichen Kampagnen spricht dafür, dass immer mehr Menschen für das Thema sensibilisiert werden. Natürlich gibt es noch lange nicht überall Unverpackt-Läden. Doch trotzdem kann jeder, der möchte, etwas tun: Durch bewusste Kaufentscheidungen, denn selbst bei Aldi kann man oft zwischen der eingepackten Paprika oder dem losen Gemüse wählen. Auch viele andere Supermärkte bieten solche Wahlmöglichkeiten, doch den meisten Kunden fällt das gar nicht auf.

Vermeidung von Verpackungsabfällen

Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Vermeidung von Verpackungsabfällen sind Mehrwegtaschen. Auch die gehören zum Konsumverhalten, greifen doch viele Menschen an der Kasse automatisch zur Plastiktüte und zahlen auch noch extra dafür. In Europa werden nur sieben von 100 Plastiktüten überhaupt recycelt! Der Rest wandert mit dem übrigen Müll in die Verbrennungsanlage. Auch die Herstellung von Plastiktüten ist nicht unproblematisch, wird doch allein in der Europäischen Union umgerechnet in jedem Jahr die Energie aus 1,6 Atomkraftwerken benötigt. Mehrwegtaschen sind demzufolge in dreierlei Hinsicht gut für die Umwelt: Es werden Rohstoffe und Energie eingespart, weniger klimaschädliche Gase in die Atmosphäre abgegeben und unnötiger Abfall wird gar nicht erst produziert.

Wenn das Bewusstsein hierfür weiterhin geschärft wird, können es die kritischen Konsumenten schaffen, den Verpackungsmüll zu reduzieren und dafür sorgen, dass weniger Plastik in der Umwelt landet. Allein in Deutschland werden bisher jedes Jahr 6,1 Milliarden Plastiktüten benutzt. All das macht eines überdeutlich: Konsum ist sehr wohl politisch! Und das fängt immer im Kleinen an. Grund genug also, es selbst einmal zu versuchen.

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