Keine Frage habe ich mir seit Start des Wintersemesters so häufig gestellt wie diese. Wie kriege ich mein verdammtes Leben in den Griff? Gerade jetzt, wo sich die Klausurenphase unaufhaltsam nähert, tritt diese Frage wieder in den Vordergrund. Eben noch gemütlich Weihnachten gefeiert und sich gedacht, ja klar, zwischen den Jahren könnte ich ja schonmal mit Lernen anfangen, wird man im neuen Jahr schon wieder von Fristen überrannt. Texte müssen vorbereitet, Vorlesungen nachbereitet werden, wann war nochmal das Referat fällig? Was?! Nur noch 4 Wochen bis zu den Klausuren?
Alleine darüber nachzudenken ist schon stressig genug, da hab ich mir doch eigentlich erstmal eine Netflix-Pause verdient. Aus einer Folge werden dann auch schnell mal zehn.
Und so gerät man in einen ewigen Strudel aus Motivationslosigkeit und Aufschieberei, dem man nur schwer entkommen kann.
Mit dem neuen Jahr kommen immerhin die guten Vorsätze, sein Leben auf die Kette zu bekommen. Da die Mission Sixpack bis zum Sommer leider auch die letzten Jahre gescheitert ist, bemühe ich mich, dieses Jahr, nachhaltig kleine Änderungen anzustreben, die mir möglicherweise die Prüfungsphase im Februar erleichtern. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Aber aller Anfang ist bekanntlich schwer. Das Schwierigste ist, den eigenen Schweinehund zu überwinden und sich hinzusetzen, beziehungsweise auf gut Deutsch, den Arsch hochzukriegen.
Das beginnt meistens schon morgens beim Aufstehen. So hart es auch klingt: Stellt euch einen Wecker und kommt nicht in Versuchung, 13 mal die Schlummertaste zu drücken. Forscher haben nämlich festgestellt, das dies unsere Schlafqualität maßgeblich negativ beeinflusst. Also lieber den Wecker auf etwas später stellen und dann direkt aufstehen. Für richtige Morgenmuffel hilft es, den Wecker oder das Handy vom Bett entfernt hinzulegen. Steht man dann auf, um ihn abzuschalten, hat man es eigentlich schon geschafft. Der Kreislauf kommt in Schwung und man ist ready to rumble. Oder? Der nächste Schritt geht dann (über kaffeebedingte Umwege natürlich) zum Schreibtisch oder in die Bib.
Wenn es dank Instagram, Netflix, Youtube oder Snapchat doch nur nicht so leicht wäre, sich ständig ablenken zu lassen. Diese neue Dokumentation auf Netflix über „Die Nordsee von oben“ wollte ich mir auch schon die ganze Woche angucken. Und selbst wenn ich es geschafft habe und endlich vor meinen Lernunterlagen sitze, Instagram habe ich jetzt seit drei Minuten nicht mehr aktualisiert. Erstmal schauen, wer noch gerade in der Bib beim „Lernen“ sitzt.
Doch dieses ständige „nur mal kurz auf Social Media gucken, was so in der Welt passiert“ ist für ein effektives Lernen bewiesenermaßen mehr als kontraproduktiv. Am besten wäre es wohl, das Smartphone einfach aus dem Fenster zu schmeißen, denn wenn es neben einem liegt, ist die Versuchung einfach zu groß. Wem diese Maßnahme allerdings zu drastisch erscheint, der kann auf Apps zurückgreifen, die die Bildschirmnutzung einschränken. Für Android gibt es hier beispielsweise „QualityTime“ , die nicht nur die Gesamtnutzungszeit anzeigt, sondern auch selbst gesetzte Einschränkungen und Pausen bietet. Benachrichtigungen können blockiert werden und eingehende Anrufe mit automatischen Textnachrichten beantwortet werden. Für IOS-Nutzer gibt es seit dem iOS 12 Update die Funktion „Bildschirmzeit“, bei der man ein Limit für verschiedene Apps, sowie feste Pausen einstellen kann. So kann man sich zumindest für begrenzte Zeit voll und ganz auf seine Lernmaterialien konzentrieren.
Im nächsten Schritt ist es hilfreich, das Chaos im eigenen Kopf zu beseitigen.
Oftmals weiß ich gar nicht, wie und wo ich mit dem Lernen eigentlich anfangen soll und versuche mir dann planlos irgendetwas ins Gedächtnis zu hämmern. Da man so schnell das Gefühl hat, dass das Lernen eh nicht zielführend ist, hilft es, sich erstmal einen Überblick zu verschaffen und diesen in Form der altbewährten To-Do-Liste festzuhalten. Welche Themen sind klausurrelevant, welche Vorlesungen und Texte muss ich dafür nochmal durchgehen, was kommt nicht dran, wie strukturiere ich das zeitlich sinnvoll?
Ist so ein Game Plan erstellt, lässt es sich schon viel leichter anfangen und mal ehrlich, gibt es ein besseres Gefühl als Dinge endlich von seiner To-Do-List streichen zu können?
Zu guter Letzt müssen wir Studenten auch effektive Pausen einplanen – besonders wenn nach einiger Zeit die Konzentration schwindet. Lernpausen sind wichtig für die mentale Erholung und tragen zum nachhaltigen Erfolg des Lernens bei. Wie vermutlich bei den meisten, geht mein erster Reflex in der Lernpause dahin, das Handy zu ergreifen. Schließlich hab ich jetzt wirklich schon viel verpasst. Allerdings gilt auch hier, dass zu viel digitaler Konsum zu Reizüberflutung führt und damit nicht den gewünschten Regenerationseffekt erzielt. Ebenfalls hilft, in der Pause seinen Arbeitsplatz zu verlassen, das Fenster zu öffnen, sich zu bewegen (der Weg vom Schreibtisch zum Kühlschrank bietet sich hier gut an) oder sogar einen kurzen Powernap zu machen. Dieser sollte allerdings nie länger als 20 Minuten ausfallen, um seine leistungssteigernde Wirkung zu garantieren.
Selbstverständlich unterscheidet sich das perfekte Lernrezept von Person zu Person. Essentiell ist, gegen den Instinkt des Aufschiebens anzukämpfen, Ablenkung zu reduzieren und regelmäßige Pausen einzuhalten. Gleichzeitig ist es natürlich utopisch, dass wir uns jederzeit zu 100% an solche Tipps zu halten. Versucht man allerdings, sie step by step in seinen Alltag zu integrieren, kann man die nächste Prüfungsphase ruhiger angehen und sich zumindest ein wenig Stress ersparen.
2019 zeichnet dann hoffentlich das Jahr, in dem ich nicht einfach den Wecker ausstelle und „versehentlich“ noch zwei Stunden weiterschlafe. Ich bleibe optimistisch.
Für weiter Tipps, wie ihr in der Klausurenphase cool bleibt, schaut euch doch den Artikel unserer Autorin Julia an: http://presstige.org/2018/07/stress-in-der-klausurenphase-mit-diesen-tipps-bleibst-du-entspannt/