Ein Interview mit dem Duo Junit.
Es hätte ein ruhiger besinnlicher Sommertag im Hofgarten in Augsburg werden können, bevor sich Judith und Johanna alias Junit für ein Interview mit mir dort verabredet haben. Das Singer/Songwriter-Duo studiert an der Uni Augsburg und bleibt wohl durch ihre offene, sympathische und aufgedrehte Art in Erinnerung. Sie machen aber vor allem gerne Musik und hatten unter anderem schon Auftritte auf den Augsburger Sommernächten. Mit Presstige haben die beiden über ihre Inspirationen und Ziele gesprochen, wir erfahren wer sich hinter dem Namen Günther versteckt und wem die beiden gerne mal über die Schulter kucken würden.
Starten wir doch mal ganz grundlegend: Wer oder was ist Junit eigentlich?
Johanna: Wir sind Cousinen und schreiben unsere eigenen Songs, spielen aber auch ein paar Cover und sind meistens akustisch unterwegs. Also zweistimmiger Gesang mit Klavier, aber auch manchmal mit Band, also E-Gitarre, Bass und Schlagzeug. Bis jetzt stilmäßig eher Singer-Songwriter, Richtung Pop.
Wer und was inspiriert euch und eure Songs?
Johanna: Wir uns gegenseitig. Nein, also meistens schreibt man Songs schon aus irgendeiner Lebenssituation heraus, wenn zum Beispiel irgendwas passiert ist, aber wir würden lügen, wenn wir jetzt sagen würden, das ist unser Tagebuch und wir müssen das loswerden. So schöne Sätze bekommst du nicht von uns. Meistens, wenn uns irgendwas beschäftigt, sagt die andere „Schreib doch einen Song drüber!“. Das machen wir auch nicht immer, aber dann schreibt man entweder direkt Melodie mit Text oder manchmal schreibt man auch nur den Text. Meist übertreiben wir dann nochmal so richtig, damit es so richtig dramatisch wird und dann hat es auch nicht mehr viel mit der Lebenssituation zu tun.
Ah, das heißt also nicht alle eure Songs entspringen genauso wie ihr sie singt eurem eigenen Leben?
Judith: Nein, also alles sowieso nicht. Wir haben auch zum Beispiel einen Song, der ist inspiriert von einer Freundin von uns. Es muss nicht in erster Linie einen selbst beschäftigen, sondern man muss vielleicht mit dem Thema in Berührung kommen, in was für einem Rahmen auch immer.
Seit wann macht ihr denn schon zusammen Musik?
Judith: Seit schon immer, also dadurch, dass wir Cousinen sind und auch eine sehr musikalische Familie haben, mussten/wollten/konnten/sollten wir schon von klein an auf Familienfesten auftreten und ja, wir haben schon so mit 7 unseren ersten Song geschrieben. „It’s a wonderful day“, ziemlicher Hit, kennt man ja…
Johanna: ♫ It’s a wonderful day. It’s a wonderful life. It’s a wonderful moment. ♫
Judith: Wie man merkt, wurde nur life, moment, day, ausgetauscht. Mehr Englischkenntnisse waren halt nicht vorhanden.
Johanna: Wir haben das damals dann auch unserer Oma vorgespielt und gefragt, was sie darüber denkt. Sie meinte, er sei vielleicht bisschen kurz. Das waren 90 Sekunden vielleicht, obwohl, ne Minute höchstens.
Judith: Ja, das war so unser erster Song und seitdem haben wir unsere Songs über Jahre hinweg über Sprachnachrichten und über‘s Telefon geschrieben, weil wir nicht in dergleichen Stadt gewohnt haben. Oder über Skype, was übrigens eine schlechte Idee für Songwriting ist, weil es immer so versetzt ist.
Johanna: Ich komme nämlich ursprünglich aus Heidelberg und die Judith kommt ursprünglich aus München.
Wenn ihr das schon so lange macht, habt ihr dann einen Lieblingssong von euch selbst?
Judith: Das sind alles unsere Lieblingssongs, man kann das nicht entscheiden. Oder wohl der Erste „It’s a wonderful day“. Nein, nein, also im Moment mögen wir „Fake Smile“ am liebsten, weil das ein ein bisschen leichterer Song ist und nicht so krass Depri-Stimmung. Aber wir haben auch einen Song, der heißt „This is us“ und es macht halt Spaß, den zu spielen. Der ist bisschen verrückt. Den feiern irgendwie auch alle am meisten, ich glaube einfach mal, weil er ein bisschen mehr upbeat ist und nicht so langsam.
Habt ihr untereinander eine bestimmte Aufgabenverteilung? Wer ist die treibende Kraft bei euch?
Judith: Wir haben keine treibende Kraft, wir sind ja eine Junit. Nein, also bei uns ist es echt so, dass wir so richtig gleichmäßig arbeiten. Wir pushen uns gegenseitig. Wir arbeiten zusammen und zumindest die meisten Songs schreiben wir auch zusammen fertig. Es hat immer irgendjemand eine Idee, aber dann teilt man das mit dem anderen, deswegen sind wir da so richtig gleichmäßig dran beteiligt. Ich glaube es würde auch gar nicht funktionieren, wenn das nur einer macht. Der Einzige, der uns mal in den Arsch tritt, ist unser Manager, wenn wir uns wiedermal nicht melden. Aber wir sind ja nicht hauptberuflich Musiker.
Was war euer bester Moment als Junit bisher?
Judith: Bei dem Konzert in der Ballonfabrik im letzten Januar. Das war so unser aller erstes Konzert, wo wir mit eigenen Songs in Augsburg aufgetreten sind. Da waren wir die Vorband von ‚Hausnummer 13‘ und haben all unsere Freunde genervt und gesagt, dass sie natürlich kommen müssen. Während irgendeinem Song wurde auf einmal rumgegruschelt und dann haben sie zwei richtig große Plakate in die Luft gehalten. Die waren richtig, richtig cool und so voll persönlich gestaltet und dann musst ich so lachen, dass ich nicht mehr singen konnte, aber bis auf das war‘s richtig süß.
Johanna: Das war halt auch so voll der Moment, wo wir dann gemerkt haben – Ok krass, jetzt sind wir irgendwie angekommen mit unseren Songs. Wir können zu unserer Musik stehen und es gibt Leute, die uns da unterstützen. Die Leute konnten teilweise schon bisschen die Texte mitsingen. Es ist sowieso immer wieder voll schön, wenn man mitbekommt, dass Freunde oder so die Songs auf ihren Playlists haben und mitsingen können.
War das auch euer bedeutendster Auftritt oder gab es noch einen anderen?
Johanna: Hmm, naja gleichbedeutend vielleicht. Bei den Sommernächten dieses Jahr haben wir auch gespielt. Da haben wir halt das erste Mal mit Band gespielt und das war dann schon nochmal ein anderes Feeling. Man klimpert halt nicht nur so akustisch vor sich hin, sondern die Leute hören einen aus Metern Entfernung und wir konnten unsere Songs auch nochmal von einer anderen Seite zeigen. Das war auch auf jeden Fall cool und wichtig für uns, aber ich glaube, dass trotzdem der Aufritt im Januar für uns persönlich einfach noch wichtiger war.
Was wollt ihr denn bei euren Hörern auslösen?
Judith: Gänsehaut. Funfact dazu: Johanna hatte noch nie Gänsehaut von Musik. Das finde ich wirklich ein bisschen besorgniserregend…können wir das reinpacken?
Johanna: Das Ding ist, das bedeutet nicht, dass ich irgendwie gefühlskalt bin oder so. Ich bin richtig, richtig oft total berührt von Musik. Ich weine auch voll oft von Musik, aber irgendwie bekomme ich nur Gänsehaut, wenn mich etwas stört, Tafelkratzen oder so…
Habt ihr kurz- & oder langfristige Ziele mit Junit?
Johanna: Wir haben schon seit sehr vielen Jahren einen Traum, den wir noch irgendwann erfüllen wollen. Wir waren als Kinder mal im Zeppelin-Haus in Friedrichshafen und haben gesagt, irgendwann sind wir mit unserer Musik so erfolgreich, dass wir hier spielen können.
Judith: Wir standen da an so einer Art Reling und haben da so runter gekuckt und haben uns vorgestellt, wie unsere 1000 Fans reinströmen mit Plakaten.
Johanna: Also irgendwann in unserem Leben müssen wir das halt noch machen, das haben wir uns halt geschworen, dass wir da irgendwann stehen. In naher Zukunft planen wir jetzt aber erstmal ein paar Singles rauszubringen und wir wollen auf dem Modular spielen.
Judith: Was als nächste Ziel ansteht, ist außerdem, dass wir uns mit der Band – Achtung – zu einer Junit verbinden. Problematisch wird’s, wenn man nicht checkt, dass das ironisch ist, dann denken alle wir sind richtige Weirdos.
Johanna: Was auch immer unser Traum war, noch einer der vielen Träume, dass Leute zu einem Konzert kommen, um unsere Musik zu hören. Nicht nur Freunde von uns, die sich verpflichtet fühlen oder Leute, die für die Band danach da sind oder zufällig vorbeilaufen, wie auf den Sommernächten oder dem Modular. Das jemand für uns vielleicht Geld sogar ausgibt, um unsere Musik live zu hören, weil sie die Lieder so cool finden, das wäre schon sehr, sehr nice.
Judith: Ich fänd‘s cool, wenn wir so Cover zugeschickt bekämen, also von unseren Liedern, weil sie den Song gut finden. Die kleine Schwester meiner besten Freundin hat das schon einmal gemacht und das war wirklich sehr sehr süß, aber auch von Leuten, die wir nicht kennen, wär‘s cool.
Von all den Träumen zu den schlimmsten Albträumen. Was war eure schlimmste Erfahrung vor Publikum?
Judith: Mein schlimmster Moment war bei den Sommernächten dieses Jahr, weil meine In-Ears nicht funktioniert haben und ich einfach nichts gehört habe. Dann musste ich immer bei Johanna Lippen lesen, wo wir gerade sind und hab gehofft, dass ich irgendwie halbwegs die Töne treffe.
Habt ihr bei euren Auftritten denn Angst, dass sowas passiert? Habt ihr Lampenfieber?
Judith: Wir sind jetzt beide nicht die, die sich komplett verrückt machen. Es kommt so in Schüben, auch gerne mal ein paar Tage vor einem großen Auftritt. Johanna ist aber aufgeregter, würde ich sagen.
Johanna: Ich bin vor dem ersten Song oder mit dem Anfang des ersten Songs immer richtig aufgeregt. Da merk ich, wie meine Hände anfangen zu zittern am Klavier. Nach dem ersten Song fällt die Aufregung von mir ab und dann kann ich den Auftritt richtig genießen.
Judith: Bei mir ist schon auch so, dass ich aufgeregt bin, aber wenn es technische Probleme gibt oder ich irgendwie abgelenkt bin, weil man noch so viele andere Dinge im Kopf hat, dann vergesse ich das eher.
Habt ihr für den Fall der Fälle Rituale oder Glücksbringer bei euren Auftritten?
Judith: Also ja, wir haben einen Glücksbringer. Johanna wollte nicht, dass ich das sage, aber ich sage das. Nein das Ding ist, es gibt den Günther. Ich will auch, dass das so da steht. Günther ist ein kleines Playmobilmännchen und er ist ein Müllmann. Wenn er seine Arme nach oben hat und die Cap so bisschen schräg trägt, wird der Auftritt richtig gut laufen. Den hat mir ein Freund geschenkt. Der war eigentlich mal nur für Auftritte, aber jetzt ist der einfach unser Glücksbringer in sämtlichen Lebenslagen. Rituale haben wir aber keine.
Welches Idol würdet ihr gerne mal treffen (lebendig oder tot)?
Johanna: Treffen ist so die Frage. Ich würde richtig gerne beim Songwriting und beim Produzieren Charlie Puth mal über die Schulter schauen, weil der ja alles selber macht. Vor dem habe ich richtig viel Respekt, wie der seine Songs mixt und arrangiert und was für ein Harmonieverständnis der hat. Der hat ja auch ein absolutes Gehör.
Judith: Aber mit dem zum Beispiel würde ich jetzt nicht so gerne so jammen, das würde ich lieber mit James TW. Den lieben wir halt komplett, mit dem würde ich mich richtig gerne mal hinsetzten und zusammen Musik machen. Und zum Beispiel so ein Paul McCartney oder so wirkliche Legenden, vielleicht Elton John würde ich auch schon gerne mal treffen.
Johanna: Ich glaube mit Elton John wäre es so richtig witzig.
Judith: Wenns passiert, passierts…
Jetzt noch ein paar Off-Topic-Fragen für euch. Von Musikidolen zu Filmidolen: Wenn euer Leben verfilmt werden würde, wer spielt euch dann?
Judith: Emma Watson hätte ich gerne, dass sie mich spielt. Anna Kendrick wird Johanna.
Wofür würdet ihr mitten in der Nacht aufstehen?
Johanna: Für einen spontanen Trip ans Meer.
Wenn ihr drei Wünsche frei hättet, welche wären das?
Judith: Tolerante Nachbarn wären toll. Gerade was Musik angeht bekommen wir anonyme Beschwerden, die Hausverwaltung meldet sich bei uns, es sind Zettel im Briefkasten.
Johanna: Alle Sprachen der Welt sprechen.
Judith: Teleportation.
Ihr habt ja auch schon ein Musikvideo. Wie ist das entstanden?
Judith: Wir passen. Wir verweigern die Aussage, was passiert ist, ist passiert. Wir waren jung und dumm.
Wo findet man euch (und das Musikvideo) denn online?
Unter junit.music auf Instagram, Facebook und auf unserer Website. Falls ihr ne freie Minute habt, dürft ihr euch gerne unsere EP auf Spotify oder auf allen anderen Streaming-Plattformen anhören.
Vielen Dank für das schöne Interview!