Eine erste Analyse des vergangenen Wahltags in Augsburg.
Der erste Gewinner stand an diesem denkwürdigen Wahltag schon recht früh fest: unsere Demokratie. Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich viele Augsburgerinnen und Augsburger auch in Zeiten von Corona ihr Recht aufs Wählen nicht nehmen lassen und machten sich an einem wunderschönen Frühjahrssonntag an die Wahlurne auf. Entgegen vieler Erwartungen stieg die Wahlbeteiligung überraschenderweise sogar von 41,2 auf 45,3 Prozent. Sprunghaft gestiegen ist auch der Anteil der Briefwähler, der wohl bei etwa 22 Prozent liegt.
Infektionsschutz im Wahllokal
Seitens der Stadt und der betreffenden Behörden wurden einige Vorsorgemaßnahmen getroffen, um “alle Wähler und Wahlhelfer bestmöglich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen.” So durfte man z.B. gerne einen eigenen Stift mit in die Wahlkabine nehmen, um indirekte Kontakte zu reduzieren. Zudem wurden Desinfektionsmittel bereitgestellt und großzügige Abstandsregeln befolgt. Wahllokale, die ursprünglich in Altenheimen untergebracht waren, wurden kurzfristig verlegt.
Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz
Klare Gewinnerin der OB-Wahl ist Eva Weber. Die CSU-Kandidatin, die den scheidenden OB Kurt Gribl beerben möchte, schaffte es zwar nicht direkt im ersten Wahlgang wie Gribl 2014, holte aber dennoch ein sehr respektables Ergebnis von 43,1 Prozent und darf sich gute Chancen für die Stichwahl am 29. März ausrechnen. Bis im Laufe des Wahlabends ihre Kontrahentin oder ihr Kontrahent um die Stichwahl feststand, musste sich Weber eine Weile gedulden. Der bisherige SPD-Ordnungsreferent Dirk Wurm und die grüne Fraktionsvorsitzende Martina Wild lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den zweiten Platz, das Wurm am Ende mit 18,8 zu 18,5 Prozent denkbar knapp für sich entschied.
Im Vergleich zur Stadtratswahl, bei der die SPD nach aktuellem Stand (noch nicht komplett ausgezählt) rund zehn Prozentpunkte abgeschlagen hinter den Grünen auf Platz drei liegt, konnte sich Dirk Wurm in seinem Wahlkampf offenbar gut profilieren. Der Einzug in die Stichwahl kann, trotz abermaliger Stimmenverluste seiner Partei, durchaus als Achtungserfolg gewertet werden. Nun kommt es in zwei Wochen zur Entscheidung zwischen der bisherigen Wirtschafts- und Finanzreferentin Weber und dem bisherigen Ordnungsreferenten Wurm.
Stichwahl als reine Briefwahl
Neben Augsburg kommt es auch in den meisten anderen bayerischen Großstädten zu Stichwahlen, darunter in München und Nürnberg. Wie Ministerpräsident Markus Söder bekannt gab, soll es am 29. März keine Wahllokale geben. Wegen der Gefahr durch das Coronavirus werde die Wahl als reine Briefwahl abgehalten, um die Risiken zu verringern.
Durch die massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens werden es laut Eva Weber “keine zwei Stichwahlwochen werden, wie man sie aus den letzten Wahlen in Erinnerung hat.” Einige politische Veranstaltungen wie u.a. auf dem abgesagten Gögginger Frühlingsfest können nicht stattfinden, ebenso wenig wie Haustürbesuche und Infostände. Man darf gespannt sein, wie sich die Wähler der übrigen Parteien unter diesen besonderen Umständen auf die beiden verbliebenen Bewerber um den OB-Posten verteilen werden.