Coronavirus und Klimawandel – zwei Herausforderungen für uns alle

Coronavirus.

Ich denke mittlerweile gibt es keinen, der noch nicht von dem ansteckenden Virus gehört hat. Wie auch? Seitdem sich das Virus nicht mehr nur in China ausbreitet, sondern als Pandemie die ganze Welt „erobert“, berichten die Medien mehr als nur einmal täglich davon. Und plötzlich fängt jeder an, sich auf irgendeine Weise einzuschränken. Natürlich ist es ärgerlich, wenn Großveranstaltungen abgesagt werden und man seinen Lieblingsfußballverein nicht mehr live unterstützen kann oder ein interessanter Messebesuch flachfällt, auf den man sich schon Wochen vorher gefreut hat. Aber trotz Enttäuschungen über nicht stattfindende Events findet sich überwiegend Verständnis dafür, sich in einer solchen Krisenzeit einschränken zu müssen. Es scheint so, als sei das Coronavirus nicht nur ein Thema, mit dem wir uns gedanklich intensiver auseinandersetzen, sondern ein Thema, das Leute weltweit zu schnellstmöglichem Handeln bewegt.

Ganz logisch dachte ich mir also, ein Virus von dem sich plötzlich alle betroffen fühlen und die Macht besitzt Menschen in ihrem Handeln und Denken so extrem einzuschränken, hat doch in gewisser Hinsicht Ähnlichkeiten mit dem Klimawandel. 

War der Gedankensprung vom Coronavirus zum Klimawandel zu weit?

Vom Coronavirus ist nicht nur ein Teil der Weltbevölkerung betroffen, sondern wir alle. Alle haben Interesse daran, schnellstmöglich auf wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene so zu handeln, dass keine Massenpanik entsteht. Politiker befinden sich in einer Krisensituation und müssen sich beweisen und das auch noch so schnell wie möglich. 

Also wieso besteht dieser Druck schnell zu handeln, sich für eine sichere Zukunft in unserer Gesellschaft einzusetzen nicht auch wenn es um das Thema Umwelt geht? Klima und der Klimawandeln betreffen ähnlich wie das Coronavirus uns alle. Leider ist ein gravierender Unterschied hierbei, dass sich nicht jeder direkt betroffen und auch nicht jeder verantwortlich fühlt.

Es wird in diesen Tagen als selbstverständlich angesehen, dass man seine Hände gründlich wäscht und eventuell auch noch desinfiziert. Die Medien liefern mehr als genügend Tipps wie man sich am sinnvollsten vor dem Virus schützen kann und das Virus nicht weiterverbreitet. Corona liefert außerdem viel Potenzial für den Entertainment- und Comedy Sektor, wo trotz Comedy eine „Message“ vermittelt wird. All das ist unglaublich toll, keine Frage, denn bei einer Krise ist es wichtig, dass alle so gut wie möglich zusammenarbeiten.

Wieso wird es nicht auch als selbstverständlich angesehen alles zu tun, um die Umwelt zu schützen und den fortschreitenden Klimawandel zu verhindern?   

Es gelangen jährlich mehr als zehn Millionen Abfälle in die Ozeane, wovon 75% der Abfälle Kunststoffe sind. Wer sich aber denkt „aus den Augen aus dem Sinn“ sollte sich Zahlen wie 135.000 tote Meeressäuger und ungefähr eine Million Meeresvögel, die jährlich sterben, wie die NABU veröffentlich hat, vor Augen führen. Das krankhafte Wegwerfverhalten von uns Menschen ist nicht saisonal bedingt und hat seit Jahren das Leiden und Sterben von Arten zu verantworten. Massenpanik? Einschränkungen? Schnelles weltweites Handeln? Ich sehe das hier eher nicht. Wenn ich vergleichen müsste, wie sehr die Medien das Vermeiden von Plastiktüten und Plastikverpackungen promoten im Vergleich zum Händewaschen muss ich nicht lange überlegen. Es ist quasi unmöglich dem Thema „Coronavirus“ aus dem Weg zu gehen wohingegen Umweltschutz und Verringerung des Plastikkonsums sehr wohl Themen sind, denen man nicht laufend begegnet, obwohl gerade auch hier dringender Handlungsbedarf besteht. Und wie das gründliche Händewaschen, sollten das Mitführen einer Stofftasche oder das Vermeiden von Plastikverpackungen, keine Einschränkungen sein, sondern normales tägliches Verhalten.

Es sind beim Thema Klima genauso Fakten aus der Wissenschaft, die uns zeigen, dass Veränderungen und Einschränkungen notwendig sind, um dieser Krise entgegenzuwirken. 

Im Jahr 2020 lässt sich sagen, dass sich ein großer Teil unserer Bevölkerung durchaus bewusst ist, dass der Klimawandel ein gravierendes Problem darstellt. Es ist kein Geheimnis, dass Treibhausgase und steigende CO2- Emissionen die Gefahr mit sich bringen unser Ökosystem aus dem Gleichgewicht zu bringen, weil zu viel CO2 in der Luft zu einer dauerhaften globalen Erwärmung führen kann. Nur ist im Vergleich zu einem Virus, das in den meisten Fälle durch Ruhe, Quarantäne und vermutlich in naher Zukunft auch durch einen Impfstoff behoben werden kann, bei einer Zerstörung unseres Ökosystems nach ein oder zwei Saisons nicht alles wieder „back to normal“.

Wenn es also heißt: Weniger fliegen, weniger Auto fahren, nicht so viel Fleisch essen sollte man meinen alle seien diesbezüglich d’accord, denn hier kann – wie immer wieder betont – auch der kleine Normalbürger etwas ausrichten. Trotzdem scheint es, als vertrauen Viele bei der Klimakrise einzig und allein darauf, dass die Politik das schon irgendwie für sie löst. Und solange keine Lösung für das Problem in Sicht ist, ist es nicht verwerflich mit Billigfliegern in den Urlaub zu fliegen oder günstiges Fleisch aus schlechter Tierhaltung zu konsumieren…Das kann doch nicht sein?!

Das Coronavirus hingegen hat Leute dazu bewegt Großveranstaltungen, Reisen und sonstige öffentliche Aktivitäten weitestgehend zu meiden und sich einzuschränken noch bevor die Regierung all dies zu konkreten Richtlinien gemacht hat. 

Der Klimawandel – Größte Herausforderung, die die Menschheit je hatte

Aktuell könnte man meinen das Coronavirus sei die größte Herausforderung, die wir haben könnten, so wie die Reaktionen auf der ganzen Welt sind. Derzeit ist das Virus ein weltweit ernstzunehmendes Problem, das alle Lebensbereiche extrem beeinflusst und eine große Ungewissheit mit sich bringt. Trotzdem sprechen Experten vom Klimawandel als die größte Herausforderung, vor der die Menschheit je stand.Waldbrände, Gletscherschmelze, Artensterben durch Abholzung von Regenwäldern etc. – all das sind schreckliche Folgen unseres Handelns bzw. Nicht-Handelns und trotzdem kommt es nicht zu schnelleren weltweiten Reaktionen in Politik und Gesellschaft. Leider siegen, was das Thema Klima anbelangt, immer noch häufig Eigeninteressen über dem Klimaschutz und das in der Politik, bei Unternehmen oder dem Einzelnen. Das Coronavirus hat erstmals seitdem ich denken kann etwas ausgelöst, wo Unternehmen ihre Eigeninteressen gegenüber der Politik nicht durchsetzen konnten. Erstmals seit ich denken kann sind Menschen bereit sich einzuschränken, um sich selbst und andere zu schützen. 

Und was ist mein Fazit?

Da ich weder ein Klimaexperte noch ein Coronaexperte bin, bin ich nur in der Lage als Laie die Wirkung beider Themen darzustellen. Es ist wesentlich einfacher sich in das Thema „Coronavirus“ als in das Thema „Klimawandel“ einzuarbeiten. Man kann das Coronavirus nicht leugnen. Es sind Fakten, die täglich um die ganze Welt kursieren. Die Angst und Panik der Bürger sowie wissenschaftliche Erkenntnisse führten letztendlich zum Handeln, so dass plötzlich weltweit Politiker, Wissenschaftler, Bürger und Medien zusammenarbeiten, wie zumindest ich es noch nie erlebt habe. Wünschenswert wäre eine solch konzertierte politische und gesellschaftliche Aktivität auch, wenn es um das Thema Umweltschutz geht. Denn natürlich ist mit Bewegungen wie „Fridays for Future“ der Umweltaktivismus gestiegen, aber die komplette Aufmerksamkeit wurde nie erreicht. Klimawandel ist komplex, wird trotz vieler Fakten noch immer von einem Teil der Bevölkerung geleugnet oder nicht als dramatisch empfunden. Dass jährlich immer mehr Naturkatastrophen wie Dürren, Fluten oder Waldbrände passieren, die zu humanitären Krisen führen ist anscheinend nicht schlimm genug, um extremer zu reagieren und wirksamer zu handeln. Es wird sich also leider meistens sehr viel Zeit gelassen, wenn es um das Thema Klima geht, weil man entweder nicht selbst betroffen ist, die Wirtschaft weitergehen muss oder eine dauerhafte Einschränkung zu unangenehm wäre. 

Dass das Coronavirus ein Extremzustand ist, wie wir ihn alle noch nie erlebt haben möchte ich auf gar keinen Fall leugnen. Aber dass so ein Virus der Grund ist, wieso sich unser Klima verbessert und auch erst durch ein solches Virus Menschen lernen was sich einzuschränken heißt, und nicht, weil sie bewusst auf etwas verzichten, um die Umwelt zu schützen finde ich traurig. Ich beende diese kurze und den beiden Themen nicht gerecht werdende gedankliche Auseinandersetzung mit der Hoffnung und dem Ausblick, dass wir aus dieser Zeit lernen besser als Gesellschaft und als Welt zusammenzuarbeiten.