das Lächeln der Zeit ist kalt und schön

reize mich nicht, o sanfter Junge,
sonst beiß' ich dir die Lippen rot!
so rot auch meine Zähne, Zunge,
und du stöhnst in größter Not.

und der Hund an meiner Seite,
so groß und schwarz und voll Gefahr!
du willst nicht, dass ich dich begleite,
du fragst mich nie, wie es geschah...

doch wenn ich spreche, wie du zitterst!
wenn ich dich küsse, wirst du stumm.
ich seh' dich an: du erinnerst mich 
an Sommer. ach, was bist du süß! und dumm!

und mein Haar? Es riecht nach Moder,
Nüssen, Moos und altem Laub,
meine Haut schmeckt nach Oktober,
schmeckt nach Regen, Wind und Staub.

süßer Jüngling, bleib ein Weilchen,
bleib nur eine Stunde hier!
horch! der Wind rauscht durch die Eichen!
sag, gefällt dir mein Revier? 

komm mit mir, komm durch die Steine,
und lass dein Mädchen dort zurück.
küss mich schnell, sei ganz der Meine:
so süß und bitter schmeckt nur Glück.

öffne ruhig weit das kleine Fenster,
denn mein Flüstern hält dich warm.
doch anderntags höhnt leis' und finster
der Hund: kalt liegst du in meinem Arm.

unter welken Blättern wirst du schlafen,
du dummer Junge, wie es dir gebührt.
wie schön es war, als wir uns trafen,
wie jung du warst, wie leicht verführt!

nun weißt du, ich sammle Sommerleichen,
und auch du suchtest nur dein Glück,
bitter und süß, als könnt' es je reichen!
scheint ewig. verweilt kurz. kehrt niemals zurück.