In jedem Land ist das Studium anders. Natürlich gibt es Aspekte, die in vielen Ländern ähnlich sind. Jedoch ziehen manche russische Jugendliche nach Deutschland mit dem Ziel eine bessere Ausbildung zu bekommen.
In Russland an einer guten Universität aufgenommen zu werden ist nicht so einfach. Die besten Universitäten befinden sich in Moskau und Sankt Petersburg. Weshalb es viele Jugendliche in diese Städte zieht. Bei der Aufnahme an einer Universität zählen die Noten aus der Schule nicht, sondern die Ergebnisse der einheitlichen staatlichen Prüfung. Diese Prüfung schreibt man nach dem Abschluss der 11. Klasse. Dabei werden von den Schüler*innen die Fächer gewählt, die sie für ihren gewünschten und angestrebten Studiengang benötigen. Diese Prüfungen sind extrem schwer und diese auf 100 Punkte zu bestehen ist in wenigen Fällen möglich. Um für den jeweiligen Studiengang an der Universität aufgenommen zu werden, braucht man eine bestimmte Zahl von diesen zusammenaddierten Punkten, die sich oft aus drei Fächern ergeben, welche Teil der einheitlichen staatlichen Prüfung sind. In jeder Universität ist diese Anzahl je nach dem Studiengang unterschiedlich (auch gilt: Je höher der Status einer Universität ist, desto höher sind die Ansprüche und desto mehr Punkte braucht man). Je nach der Anzahl dieser Punkte soll man für das Studium unterschiedlich viel zahlen (beispielsweise, je weniger Punkte man erreicht hat, desto größer ist die Summe, die für das Studium bezahlt werden soll). So sieht es bei den meisten Studierenden in Russland aus: circa 70-80 Prozent der Jugendlichen bezahlen ihr Studium (die Summen dabei sind recht groß: bis 6000 Euro pro Jahr).
Im Allgemeinen ist es schwerer in Deutschland zu studieren. Laut den Berichten meiner Freunde, die in Moskau studieren, ist es zwar üblich, dass es an russischen Universitäten eine Menge an Stoff gibt, jedoch ist es meist relativ einfach, diesen zu verstehen und zu lernen. Was mir aufgefallen ist, ist, dass es an den deutschen Universitäten im Vergleich zu den russischen oftmals wirklich kompliziert ist, bei einer Klausur eine gute Note zu bekommen oder gar zu bestehen: Man muss sehr viel lernen und sich mehrere Kleinigkeiten merken. Auswendig zu lernen hilft hier nicht. Zudem schreiben in Russland mehrere Studenten bei den Klausuren ab, obwohl es dort natürlich eigentlich verboten ist.
Man braucht in Russland in einigen Fächer und Seminaren überhaupt keine Klausuren oder Hausarbeiten zu schreiben, sondern man bekommt Noten automatisch, beispielsweise einfach für den Besuch eines Seminars/Faches. Die Prüfung nach Plagiaten in einer Arbeit verläuft an den russischen Universitäten nicht so streng wie in Deutschland. Laut der Geschichten meiner Freunde übernehmen viele Studierende verschiedene Aspekten aus den Hausarbeiten voneinander, in einigen Fällen sogar ohne diese zu paraphrasieren. Außerdem kann man in Russland schon geschriebene Hausarbeiten kaufen, beziehungsweise jemanden für das Schreiben zahlen. Sowas üben sogar manche meiner Freunde dort aus.
In Deutschland kann man in jedem Alter mit dem Studium anfangen. In Russland ist es im Prinzip auch so. Dennoch gibt es immer eine gewisse Anforderung, dass man schon mit 18 (also nach dem Absolvieren der Schule) an der Universität studieren soll. Sonst wird man komisch angesehen. Dabei wissen viele russische Studenten und Studentinnen nicht, ob sie das richtige Studienfach gewählt haben (was eigentlich ganz normal ist). Sie wählen oft das, was ihnen ihre Freunde oder Eltern empfehlen (oder weil die Prüfungsergebnisse nur für ein bestimmtes Fach reichen). Deswegen arbeiten viele nach dem Studium in einem ganz anderen Bereich und brauchen in wenigen Fällen das Diplom der Universität. Das Diplom kann man in Russland auch kaufen.
Es gibt Universitäten, an denen man wirklich viel tun muss, um gute Noten zu bekommen und das Studium erfolgreich zu absolvieren. Ein weiterer Unterschied ist, dass es an den russischen Universitäten “unnötige” Fächer gibt. Um zu verdeutlichen, was ich damit meine, dient ein Beispiel eines Freundes von mir. Er studiert Ingenieurwesen und muss dabei Vorlesungen in Philosophie besuchen, was sehr seltsam ist. Sowas ist natürlich nicht immer der Fall, es mag aber solche Fälle geben.
Je nach dem Studiengang und Universität dauert das Studium unterschiedlich lang in Russland. Doch die ungefähre Mindestdauer beträgt 4 Jahre, also 8 Semester. In Russland ist das Spektrum an Studienfächern und Studiengängen nicht so breit wie in Deutschland.
Außerdem werden Studenten an russischen Universitäten mehr oder weniger wie in der Schule behandelt: so werden beispielsweise Hausaufgaben gegeben, die man unbedingt machen soll. Zusätzlich bekommen sie einen Vorlesungsplan und auch Einleitungen, wie man was macht. In Deutschland wird alles eher den Studierenden überlassen, also es spielt hier die Selbststeuerung und eigene Motivation eine große Rolle.
Noch ein interessanter Aspekt, der eine Erwähnung verdient ist, dass das Praktikum in Deutschland selbst ausgesucht werden soll, und wenn dich eine Firma nicht nimmt, dann hast du Pech und sollst dich weiter bemühen und weiter nach einer Praktikumsstelle suchen. In Russland wird dir dein Praktikum sozusagen von der Universität angeboten und es verläuft anders als in Deutschland (insofern, dass man einfach eine (!) bestimmte Aufgabe bekommt, diese erledigt und danach darüber einen Bericht schreibt; so ist es natürlich nicht an allen Universitäten Russlands, jedoch an den meisten).
Zum Abschluss ist es wichtig, dass das oben Geschriebene nicht ausschließlich für alle Universitäten in Russland gilt. In Moskau gibt es viele Universitäten bei denen das Ausbildungssystem dem europäischen sehr ähnlich ist. Das Ziel meines Artikels war, einen Vergleich des Studiums in Deutschland und Russland zu schaffen, was hoffentlich gelungen ist!