Augsburg ist bunt: Die Peace-Summer-School 2022

Mit unserer Artikelreihe „Augsburg ist bunt“ möchten wir von Presstige Vereine, Orte und Initiativen in Augsburg vorstellen, die sich für Vielfalt und Diversität einsetzen.

Einer der ersten Funfacts, den ich über Augsburg gelernt habe – und den ich auch immer gerne Ortsfremden erzähle – ist, dass Augsburg die Stadt mit den meisten Feiertagen ist. Das Augsburger Hohe  Friedensfest, das jedes Jahr am 08. August gefeiert wird, ist nämlich der einzige städtische Feiertag Deutschlands, der in einem Landesgesetz geregelt ist. Das Friedensfest wird seit 1650 gefeiert und hat seinen Ursprung im Ende des Dreißigjährigen Krieges – dem sogenannten Westfälischen Frieden – bei dem der protestantische Glaube mit der Römisch-Katholischen Kirche gleichgesetzt wurde und so die Protestant*innen ihren Glauben ausleben konnten.
Heutzutage rahmt ein circa einmonatiges Kulturprogramm die Feierlichkeiten am 08. August, welches in Zusammenarbeit mit einem breiten Netzwerk aus lokalen Initiativen, Kreativen, Wissenschaftler*innen und den Augsburger Religionsgemeinschaften entsteht. Und: 2018 wurde das Friedensfest von der deutschen UNESCO-Kommission in das bundesweite Verzeichnis immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Im Rahmen des Friedensfests findet auch dieses Jahr wieder die Peace-Summer-School statt. Diese ist seit 2018 fester Bestandteil des Kulturprogramms und beschäftigte sich in den letzten Jahren mit Themen wie Frieden verstehen – Konflikte gestalten oder anfangen, Utopien zu leben. Organisiert und durchgeführt wird diese vom Aska e.V.. Dieser ist ein unabhängiger und gemeinnütziger Verein, der sich aus Ehemaligen, Förderern, Freund*innen und Studierenden des Studiengangs “Sozialwissenschaften: Konflikte in Politik und Gesellschaft” (bzw. früher Friedens- und Konfliktforschung) zusammensetzt und sich als Plattform für Austausch, Vernetzung und Aktionen zur Förderung der Friedens- und Konfliktforschung in Augsburg versteht.

Auch dieses Jahr richtet der Aska e.V. wieder die Peace-Summer-School vom 29. – 31. Juli 2022 aus und greift das diesjährige Thema des Augsburger Friedensfests „Zusammenhalt“ auf. Unter dem Motto  “Zusammenhalt und Konflikt – ein spannendes Verhältnis” widmet sich das dreitägige Programm dem Zusammenhang und der Wechselwirkung dieser zwei Aspekte.

Alle Infos zur Peace-Summer-School auf einen Blick
Doch was bedeutet das genau? Was erwartet euch konkret bei der Peace-Summer-School? Und inwiefern kann man den Frieden lernen?

Diese und noch weitere Fragen habe ich Kathrin Schubert gestellt, die als Vorstandsvorsitzende im Aska e.V. tätig und eine der Hauptverantwortlichen der Peace-Summer-School 2022 ist

Kathrin Schubert ist Vorstandsvorsitzende des Aska e.V. und eine der Hauptorganisatorinnen der diesjährigen Peace-Summer-School

Zunächst möchte ich wissen, inwiefern die zwei – auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinenden Aspekte – Konflikt und Zusammenhalt zusammenpassen und wieso der Fokus der diesjährigen Peace-Summer-School auf diesen liegt. Kathrin berichtet davon, dass das Alltagsverständnis von Konflikten oft negativ ist, wohingegen in der soziologischen Konfliktforschung Konflikten oft ein kreatives Potential zugeschrieben wird.  

„Konflikte können bei einer konstruktiven Bearbeitung zu einem Motor gesellschaftlichen Wandels werden aber auch zur Integration verschiedener Personengruppen und zum Zusammenhalt beitragen“, so die 32-jährige. Andersherum kann auch Zusammenhalt, der im Gegensatz zu Konflikt eher positiv konnotiert ist, wiederum unter bestimmten Ausprägungen und Umständen zu Konflikten führen. Wann genau das passiert und wann Konflikte den Zusammenhalt stärken, soll in der Peace-Summer-School gemeinsam erörtert werden.
Das Besondere dabei: Konflikte und auch Zusammenhalt sind fundamentale Teile des alltäglichen Lebens sowie gesellschaftlicher und politischer Prozesse. Sie sind quasi nicht aus unserer Gesellschaft wegzudenken und so hat jede*r einzelne von uns Erfahrungen mit diesen Themen gemacht.

Was wird geboten?

Aber was haben Personen, die sich bei der Peace-Summer-School anmelden konkret zu erwarten? Kathrin erzählt von einem bunten Programm, in dem sich wissenschaftlicher Input, interaktiver Austausch der eigenen alltäglichen Erfahrungen sowie gemeinsames entspanntes Beisammensein bei Essen, Musik  und einem interaktiven Stadtrundgang abwechseln. Personen, die sich bei der Peace-Summer-School anmelden, sollten auf jeden Fall Lust mitbringen, miteinander in einen Austausch über das Thema Konflikt und Zusammenhalt zu treten und sich kreativ damit auseinanderzusetzen, so Kathrin, die selbst im vierten Semester den Master Konflikte in Politik und Gesellschaft studiert. Die angebotenen Workshops werden durch die erfahrene Workshopleitende Dr. Gal Harmat, Dr. Nils Zurawski und Dr. Robin Kurilla gestaltet, die eine bestimmte Expertise mitbringen. Jedoch können die Teilnehmenden auch selbst darüber entscheiden, in welche Richtung sich der Inhalt gestalten soll. Die Themen der angebotenen Workshops werden ‚Identities‘ (dieser workshop wird auf Englisch sein), ‚Zusammenleben‘ und ‚Emotionen‘ sein. Es wird betont, dass auch gerne augsburgspezifische oder aktuelle gesellschaftspolitische Konflikte eingebracht und gemeinsam auf Aspekte des Zusammenhalts untersucht werden können. Insgesamt sei es dem Aska e.V. wichtig gewesen, dass man sich mit den Themen nicht nur auf theoretischer Ebene auseinandersetzt, sondern sich ihnen auch auf eine nicht verbale Art und Weise durch Kunst oder Gestaltung nähert. So kann am Ende auch das Erarbeitete in eine sichtbare Form gebracht werden.  Neben den Workshops, die am Samstag stattfinden, wird der erste Abend der Peace-Summer-School unter anderem durch eine Podiumsdiskussion eröffnet, bei welcher die drei Expert*innen Prof. Dr. Weller (Institut für Friedens- und Konfliktforschung Universität Augsburg), Frau Gaspar (Forschungsinstitut gesellschaftlicher Zusammenhalt in Frankfurt) und Dr. Hegemann (isfh in Hamburg) aus unterschiedlichen Perspektiven der Friedens- und Konfliktforschung sowie thematischen Schwerpunkten versuchen einen ersten Überblick über die Themenbereiche zu geben.         
Die Peace-Summer-School richtet sich dabei an alle, die Lust haben mitzumachen.  
Es gibt keine Altersbeschränkung und es wird auch kein Vorwissen erwartet. Der Aska e.V. hofft, dass sich die Workshop-Gruppen möglichst divers zusammensetzen, damit der Austausch spannend wird und die Teilnehmer*innen von ihren unterschiedlichen Perspektiven lernen können.

Die Peace-Summer-School als Ort, um den Frieden zu lernen?

Insgesamt hat sich der Aska e.V. das Ziel gesetzt, das Thema des diesjährigen Friedensfests aus der Perspektive der Friedens- und Konfliktforschung innerhalb der Peace-Summer-School zu beleuchten und gemeinsam mit den Teilnehmenden zu erarbeiten. Dabei soll die Möglichkeit geboten werden, unterschiedliche Perspektiven auf Konflikte einzunehmen und verschiedene Umgangsformen mit Konflikten und Formen des Zusammenhalts kennenzulernen. Ein konstruktiver Umgang mit gesellschaftlichen Widersprüchen und Konflikten soll dabei vermittelt und ein inklusiver Raum zur Vernetzung der Teilnehmenden sowie zwischen der Universität und der Stadt Augsburg soll geboten werden. Das Ziel ist es, Impulse und Anregungen für zivilgesellschaftliches Engagement zu geben.

"Die Peace-Summer-School soll die Grundlage für eine buntes Augsburg stärken"
Kathrin Schubert
Vorstandsvorsitzende des Aska e.V.

Zuletzt wollte ich von Kathrin wissen, inwiefern die Peace-Summer-School Augsburg bunter macht. Sie sieht eine große Stärke darin, dass durch möglichst unterschiedliche Teilnehmer*innen verschiedene Perspektiven und Sichtweisen in die Workshops und Diskussionen getragen werden und so im Austausch verschiedene Lebenswelten einander nähergebracht werden. „Außerdem soll die PSS ja zu einem Verständnis über das Potential von Konflikten beitragen. Gerade in einer diversen Gesellschaft ist es notwendig, Konflikte anzuerkennen und diese konstruktiv bearbeiten zu wollen. Die Peace-Summer-School soll also eine Grundlage für eine bunte Stadt stärken.“

Wo melde ich mich an?

Die Teilnehmerzahl für die Workshops ist auf 45 Personen begrenzt und die Anmeldung für die diesjährige Peace-Summer-School findet Ihr hier. Da sich diese nicht nur an Studierende wendet, sagt gerne auch Euren Eltern, Großeltern oder auch Nachbar*innen Bescheid – die Peace-Summer-School freut sich auf ein diverses Publikum. Diejenigen, die nicht das gesamte Wochenende Zeit haben, können auch nur an der Podiumsdiskussion teilnehmen. Dort wird es eine Abendkasse geben.

Einen weiteren Überblick über das Kulturprogramm rund um das Augsburger Hohe Friedensfest findet ihr hier.

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