Ballermann – harmloses Feiern unter Nazis?

© Helena Fliegl

Mallorca – für viele das Sinnbild von Sonne, Meer, Natur, Radsport. Doch vor allem steht das 17. Bundesland für eines: exzessives Feiern. Wer an der Playa de Palma unterwegs ist, trifft unweigerlich auf von Touristen selbsternannte „Helmuts“ – meist Straßenhändler mit afrikanischer Migrationsgeschichte, die Sonnenbrillen, Hüte, gefälschte Fußballtrikots oder schräge Partyaccessoires an Tourist:innen verkaufen.

Soweit, so Ballermann. Doch zwischen Party-Gadgets und Fußball-Fanartikeln tauchen vermehrt problematische Symbole auf: Trikots der deutschen Nationalmannschaft mit der Rückennummer „44“ – eine Zahl, die in der spezifischen Schriftart der DFB-Trikots stark an die SS-Runen erinnert. Adidas hatte genau deshalb die Produktion dieser Rückennummer eingestellt. Besonders perfide wird es, wenn auf dem Rücken dieser Shirts zusätzlich der Name „Führer“ prangt. Auch Trikots mit der Nummer „88“ – ein bekannter Code für „Heil Hitler“ – werden angeboten.

© MallorcaZeitung

Was nach geschmackloser Provokation klingt, ist traurige Realität. Der Ballermann hat ein Rechtsextremismus-Problem – und der Umgang damit bleibt oft erschreckend lasch. Viele Partygäste rechtfertigen das Tragen solcher Trikots mit Alkoholpegel und ausgelassener Stimmung. Die politische Dimension wird dabei heruntergespielt oder bewusst ignoriert.

Zwar hat das bekannte Partylokal Bierkönig angekündigt, Besucher:innen mit rechtsextremen Symbolen den Einlass zu verweigern – doch die Praxis sieht häufig anders aus. Der Spagat zwischen kommerziellem Partybetrieb und politischer Haltung wird offenbar noch oft zugunsten des Umsatzes gelöst.

So lange rechtes Gedankengut im Partykontext als „Spaß“ durchgeht, bleibt der Ballermann nicht nur ein Ort der Eskalation – sondern auch der Verharmlosung. Was am Ballermann als geschmackloser Partygag abgetan wird, spiegelt eine größere gesellschaftliche Realität wider: Auch in Deutschland werden rechtsextreme Tendenzen oft verharmlost, mit gefährlichen Konsequenzen für unsere demokratische Kultur.

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