Schicht im Schacht

Auf der Veranstaltung „Nachtschicht“ präsentierten Studierende der FH Multimedia skurril-innovative Projekte im Augsburger Stadttheater

Sie kommen! Er hört ihre schnellen Schritte. Kann ihre Gier fast spüren. Sie kommen! Sie wollen Kronos, jeder will ihn. Er hat ihn, hält ihn panisch umklammert. Noch zehn Minuten.

Von Lissy Gomm

Die Zeit steht still, noch viel zu viel. Und kein Ausweg. Sie kommen immer näher, dumpfe Schritte hallen durch die Dunkelheit. Neun Minuten. Sie wissen es, er hat ihn, sie sehen ihn! Der Chip ist noch da, hat ihn verraten. Er flieht in die Nacht Augsburgs, doch da stürzt ein weiterer Jäger in seinen Weg. Kein Ausweg mehr, jetzt bleibt nur noch Kampf. Ums nackte Überleben …

Keine Arbeit für die Schublade

Bildschirm aus! Beim Online-Rollenspiel „2048“ zählt nur eines: den Kronos, einen Prototypen, an sich zu nehmen und 15 Minuten bei sich zu halten. Dann erst löst er den Mikrochip auf, der 93% der Bevölkerung hinter dem linken Auge zur völligen Kontrolle eingepflanzt wurde. Alle haben das gleiche Ziel, jeder kämpft gegen jeden. So beginnt eine erbarmungslose Verfolgungsjagd durch „die Evolution der Stadt Augsburg im Jahre 2084“. „2084“ ist eines von vier Ergebnissen des Pflichtprojektes im fünften Semester Multimedia an der Fachhochschule Augsburg. Die Studenten haben sie zwischen Vorlesungen und Prüfungsstress entwickelt. Die fertigen Arbeiten werden im Augsburger Theater vorgestellt. Dieses Jahr unter dem Titel „Nachtschicht“. „Bei dieser Veranstaltung werden die Projekte traditionell aus der FH herausgeholt“, erklärt Prof. Jens Müller, Dekan der Fachrichtung Gestaltung. Vor einem vollen Zuschauerraum treten die vier Projektgruppen einzeln auf die Bühne und präsentieren stolz ihre Arbeiten. Das Gedränge bei den Stehplätzen im Rückraum und viele herumwuselnde Fotografen zeugen vom großen Interesse der Öffentlichkeit. Jede Präsentation wird von Blitzlicht und Beifall begleitet. „Es ist schön, sein Projekt am Ende in einem solchen Rahmen vorstellen zu können“, findet auch Yulia Meshcheryakova aus dem Design-Team von „Makai – friss dich bunt“.

Pimp den Nemo

„Wir wollen unsere Kommilitonen augenzwinkernd zum Wettkampf auffordern“, beschreibt die Gruppe ihr Mobile Experience Spiel. Seit dem Sommersemester 2007 kann es auf dem Public Screen der neuen Mensa in der Friedbergerstraße gespielt werden. Der Spieler steuert seinen Fisch – welcher anhand der Farbe seinem Studiengang zugeordnet ist – durch ein knallbuntes Aquarium. Ziel ist es, möglichst viel zu fressen und so den Fisch mit neuen Farbmustern und Fähigkeiten zu „pimpen“. So friert beispielsweise der Architektur-Fisch auf einmal seine Gegner ein oder alle beneiden den Multimedia-Spielerfisch um seine schillernde neue Rückenflosse. Die Grundidee, einen Fisch per Handy zu erstellen und ins Aquarium zu schicken, gab es bereits bei einer Projektgruppe, die im Sommersemester 2006 am Public Screen gearbeitet hat. Wir haben diese Idee aufgegriffen und sie mit unseren Vorstellungen kombiniert“, beschreibt Yulia die Umsetzung. „Es war eine wichtige Erfahrung als Gruppe eigenständig und eigenverantwortlich ein kleines Projekt zu realisieren“. Laut Projektleiter Manuel Piepereit nehmen die Macher von „Lumen“ auch „viel Erfahrung was Kontakte anbelangt und einen Haufen Adressdaten“ aus der Arbeit mit. Für diese völlig neue Art der Präsentation, die interaktiv in einem dunklen, abgeschlossenen Raum erfolgt, musste zur Verwirklichung sogar ein Sponsor gefunden werden. Im Sommer wird Lumen bei der Eröffnungsfeier des neuen Gebäudes der Fakultät Gestaltung erneut zum Einsatz kommen. So ist das Theater für einige Beteiligte nur ein Zwischenstopp. „Nachtschicht“ geht seinen Weg weiter. Also, auf in die Mensa zum Public Screen!

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