Claus Kleber, Anne Will oder Hansi Fischer – für viele Studenten sind die prominenten Journalisten Vorbilder für die eigene Berufsvorstellung
Der Beruf des Journalisten zählt zu den am Wenigsten angesehenen Berufen, so stellt es jedenfalls das Institut für Demoskopie in Allensbach seit 1966 regelmäßig fest. Trotzdem ist es der Traum vieler Studenten TV-Anchorman, Starreporter bei einer Zeitung oder Radiomoderator zu werden. Doch gerade in diesem breiten Berufsfeld sind sich viele nicht sicher, was für einen Weg man einschlagen muss, um dem eigenen Berufsziel näher zu kommen. Was hat man zu berücksichtigen, welche Voraussetzungen sollte man mitbringen und vor allem: Ist ein Studium überhaupt notwendig, um „rasender Reporter“ zu werden?
Von Nadya Khan
„Der Journalisten-Beruf ist ein sehr offenes Feld“, so die Meinung von Stefanie Sayle, Geschäftsführerin der Medien- Akademie Augsburg. „Man braucht nicht unbedingt ein abgeschlossenes Studium. Wenn man studieren will, entscheidet man sich entweder für ein Journalismus-Studium mit Praxisanteil oder für ein Fachstudium nach persönlicher Neigung.“ Die Studienrichtung spiele dabei kaum eine Rolle. Diese Erfahrung machte auch Jonas Wahler (27), Student der Sportwissenschaften. Derzeit absolviert er ein Volontariat bei einem regionalen Fernsehsender und arbeitet am Wochenende für den Sportsender DSF. „Es kommt nie auf den Studiengang an, sondern auf die Praxiserfahrung. Dadurch lernt man den Journalistenalltag erst richtig kennen. Wenn man dafür mal ein Semester aussetzten muss, sollte man bereit sein dieses zu opfern.“ Praktika seien demnach wertvolle Investitionen für das spätere Berufsleben.
Volontariat als Königsweg
Viele Medienhäuser stellten nach Erfahrung von Sayle bevorzugt Leute ein, die schon einmal für sie gearbeitet haben. Zudem haben Nachwuchsjournalisten durch Praktika die Chance, unterschiedliche Stilproben für Bewerbungen zu sammeln. Das wären bei Print-Medien etwa eine Reportage, ein Bericht und, wenn möglich, auch Fotos. „Am besten legt man sich eine Pressemappe mit Arbeitsproben an“, rät Jonas. „Die kann man jeder Bewerbung beilegen.“ Dieser Meinung ist auch die Leiterin der Medien-Akademie: „Ohne Arbeitsproben hat man keine Chance. Sie sind das ausschlaggebende Kriterium bei einer Bewerbung. Noten sind hier zweitrangig.“ Für angehende Radio- und Fernsehmoderatoren sei es nach Jonas außerdem ratsam, Sprechunterricht zu nehmen, um die Stimme und die Aussprache zu trainieren.
Ein anderer Weg führt über die Journalistenschulen. Hier wird der Anwärter konkret auf die Arbeit eines Redakteurs getrimmt. Die Angebote reichen von klassischen Schulen wie der Deutschen Journalistenschule München bis zur Henri- Nannen-Journalistenschule. Teilweise sind diese Ausbildungen mit hohen Kosten verbunden – es ist daher ratsam, sich genau über die jeweiligen Bedingungen zu informieren. Häufig durchlaufen die Auszubildenden hier die Bereiche Print, Hörfunk, TV und Online – man kann sich so eventuell die Zeit für ein Volontariat sparen. Dieses kommt in der Regel nach einem allgemein bildenden Studium auf den anstrebenden Journalisten zu. „Fast alle Medienhäuser bieten ein zweijähriges Volontariat an“, weiß Sayle. Diese spezielle Ausbildung soll den Journalisten mit dem Alltag und dem technischen Know-how des jeweiligen Medienhauses vertraut machen.“ Da es keine speziellen Vorgaben für das Volontariat gibt, erkundigt sich ein angehender Journalist am besten selbst, was bei den verschiedenen Medienhäusern geboten wird.
Journalistenalltag
Die Arbeit unterscheidet sich von Medium zu Medium. Jonas kennt sich aus: „Man muss in jedem Fall am Puls der Zeit sein, was beim Fernsehen meist stressig ist, da Beiträge auf die Sekunde genau fertig sein müssen. Dafür kann man dort mit Musik und Bildern arbeiten“, so Jonas. Allerdings, merkt er an, müsse man sich klar machen, dass dieser Beruf oft Arbeitszeiten am Wochenende mit einschließe. Für Terminplanungen mit Freunden sieht es daher schlecht aus. Unkonventionelle Arbeitszeiten sind die Regel. Dafür seien die Chancen auf eine Anstellung in der Medienbranche, nach einer entsprechenden Ausbildung, im vergangenen Jahr laut Sayle wieder gestiegen. „Dennoch kann diese Frage nicht allgemeingültig beantwortet werden, denn manche Verlage sparen Redakteursstellen ein, indem sie immer wieder neue Volontäre durch die Ausbildung schleusen und nicht übernehmen – andere bilden ausschließlich nach Bedarf aus.“ Beim Einkommen eines Journalisten gibt es regionale und branchenabhängige Unterschiede. Nach der Bundesagentur für Arbeit liegt es im Durchschnitt bei monatlich 3.500 Euro brutto. Ein „rasender Reporter“ wird man also nicht über Nacht. Wer Kritikfähigkeit und Neugier, gekoppelt mit einem guten Gespür für die deutsche Sprache mitbringt, dem rät Sayle: „Auf zum ersten Praktikum!“