Die Tücken der Autokorrektur – eine Typologie des geliebten Feinds
Meinem Freund erzähle ich, dass ich gerne noch etwas im Bett fummeln* möchte, meine Mitbewohnerin wohnt auf einmal in USB* und ,ach so‘ wird zu ,Audi‘ – klar, dass da Missverständnisse vorprogrammiert sind. Schuld daran ist die Autokorrektur.
Wenn man ,Autokorrektur‘ bei Google eingibt, findet man zahlreiche Anfragen, die nur auf eines abzielen – sie wieder loszuwerden. Andere Nutzer wiederum schwören darauf und könnten sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Der große Vorteil der Schreibhilfefunktion besteht darin, dass einem durch die Ergänzung von Wörtern viel Zeit erspart wird. Allerdings werden häufig auch Wörter vorgeschlagen oder ergänzt, die überhaupt nicht in den Kontext passen – die Tücken der Autokorrektur eben.
Grammatik und Geringfügiges
Keine gravierenden Irrtümer sind bei Korrekturen zu vermuten, welche die grammatikalische Struktur eines Satzes ins Wanken bringen. Wenn mal ein ,ihr‘ statt ein ,ich‘ im Text steht, dürfte das zu verschmerzen sein. Auch Buchstabendreher und Fehler bei der Groß- und Kleinschreibung (z.B. ,Treffen‘ statt ,treffen‘) liegen noch im Akzeptanzbereich. Bei häufigen Verschreibern dieser Art dürfte sich der Empfänger der Nachricht aber etwas vernachlässigt fühlen. Ein kurzer Blick vor dem Versenden bietet Abhilfe – so viel Zeit sollte sein.
Lustige Vertipper und Sinnänderungen
Dass Handys auch über eine Art Ego verfügen, wurde einer unserer Grafikerinnen bewusst, nachdem ,Männerwelt‘ jedes Mal zu ,Unterwelt‘ umgewandelt wurde. Selbst bei der Autokorrektur ist man also vor übertriebenem Feminismus nicht sicher. Teilweise schleichen sich auch Namen in die Kurznachrichten ein, sodass ,ganz okay‘ schon mal zu ,Hans okay‘ wird und ,Karl‘ statt ,klar‘ zu lesen ist – Verwirrungen sind hierbei nicht ausgeschlossen. Auch der Discounter-Riese ,Aldi‘ taucht für das Wörtchen ,also‘ manchmal auf – ob das eine neue Marketingstrategie ist, bleibt offen.
Unmoralische Angebote mit möglichen Konsequenzen
Heikler wird es hingegen, wenn einen die Änderungen in eine prekäre Lage versetzten. Unmoralische Angebote sind dank Autokorrektur nicht ausgeschlossen: So soll in unserer Redaktion statt ,sry‘ für ,sorry‘ schon einmal ,Sex‘ auf dem Bildschirm erschienen sein. Nicht gerade das richtige Wort, wenn man sich für eine Nachhilfestunde mit einem 13-Jährigen verabreden möchte. Dass „Wo kann ich euch finden?“ auch mal zu „Wo kann ich euch fingern?“ wird, dürfte ebenfalls für reichlich Gesprächsstoff sorgen. Wenn man seinen Ruf also nicht mit schmutzigen Offerten dreckig machen will, sollte man beim Eintippen von Kurznachrichten nicht vorschnell auf ,Senden‘ klicken, ohne sich das Geschriebene noch einmal vor Augen zu führen.
Tipps zum Schluss
Am besten wäre es natürlich, wenn man sich für Whatsapp-Nachrichten, Facebook-Posts und SMS einfach mehr Zeit nehmen würde. Da Zeit aber bekanntlich Geld ist, hält sich daran wohl kaum jemand. Sollten Vertipper irgendeiner Art auftauchen, hilft nur eines: Ruhe bewahren und falls nötig, Missverständnisse aufklären. Eine Portion Selbstironie schadet vermutlich auch nicht.
Wer noch nicht genug von Autokorrektur-Pannen hat, kann sich auf folgenden Seiten noch etwas berieseln lassen:
*fummeln = gammeln *USB = USH für Unterschleißheim