Fabian Frei verkauft mit seinem Label “degree” seine eigenen Designs auf fair und ökologisch hergestellten Klamotten. Die Firma führt der Augsburger parallel zum Studium
Augsburger Coolness: Seine Shirts mit dem Slogan „Wenn Bayern ein Meer hätte“ oder dem „König von Augsburg“ verknüpfen Lifestyle, Heimatliebe und Modebewusstsein im wahrsten Sinne des Wortes. Fabian Frei bringt mit seinem Label degree eine ökologisch und fair produzierte Alternative zu anonymen Megalabels in die Stadt. Eigentlich studiert der 25-Jährige Umwelt- und Verfahrenstechnik an der Hochschule; einen Großteil seiner Zeit, Energie und Begeisterung steckt er allerdings in seine Firma. Mit Erfolg: Innerhalb des letzten Jahres ist degree zu einer beachtlichen Größe in der Augsburger Modewelt aufgestiegen und erreicht Schritt für Schritt einen immer höheren Bekanntheitsgrad.
presstige: Degree steht nach eigener Aussage für „eco fair endless“. Wie kann man sich das genau vorstellen: Wo kommen die Stoffe her, wer näht deine Klamotten, wie läuft das ab?
Fabian Frei: Ich kaufe über einen Zwischenhändler schon fertige, einfarbige Shirts und die werden dann von einer Firma in Berlin mit meinen Designs bedruckt.Genäht wird überwiegend in der Türkei, der Rest kommt aus Portugal und Indonesien. Dabei wird darauf geachtet, dass die Leute, die das nähen, genug verdienen, um angenehm davon leben zu können. Daneben geht es auch um eine umweltbewusste Produktion, das heißt, die Fasern stammen aus ökologischem Anbau, es werden keine schädlichen Chemikalien verwendet. Aber auch ich hier in Augsburg versuche natürlich diese Philosophie umzusetzen, beispielsweise indem ich für den Versand recycelte Kartons verwende.
Ist das nicht ziemlich umständlich mit dem Umweg über den Zwischenhändler?
Ich würde da natürlich schon lieber an den Hersteller ran, aber momentan ist es so noch einfacher, weil der Händler das fair wear- und das GOTS-Siegel hat. Diese offiziellen Zertifikate sind die strengsten, die es gibt – sogar strenger als Fair Trade, weil sich das nur auf das Startprodukt – zum Beispiel nur die Baumwolle – bezieht, aber nicht auf die Weiterverarbeitung. Die ist allerdings sehr schwer zu kontrollieren, im Prinzip müsste man dann mit der Klamotte mit reisen. Deswegen bietet auch kaum einer mehr als das an. Wir wollen noch weiter gehen, daran arbeite ich gerade: Ich hab jetzt eine Schneiderin in Augsburg, die beispielsweise die Taschen und Labels für die Sweatshirts und Hooder drauf näht.
Und du bist allein und denkst dir das Ganze aus oder gibt es da ein Team?
Das Grobe ist meistens von mir, weil es auch schwierig ist jemanden zu finden, der ähnliche Träume, ähnliche Vorstellungen hat und dann noch bereit ist, Geld und vor allem jede Menge Zeit und Arbeit zu investieren. Wenn mal einer von meinen Kumpels eine gute Idee hat, dann wird das natürlich mit eingebracht. Und auch sonst helfen sie mir, wenn sie können: Mein Mitbewohner ist zum Beispiel auch Model.
Aber sag mal, wie geht das ganz allein, eine Firma? Du studierst schon noch nebenher, oder?
Ist bitter manchmal, aber es geht. Komischerweise funktioniert’s.
Wie sieht das konkret aus, wie kriegst du das alles auf die Reihe?
Ich arbeite eigentlich den ganzen Tag an der Sache. Ich steh einfach früher auf als früher und dann geht’s los. Ich versuche, immer wieder neue Innovationen reinzubringen, es geht ja nicht nur ums Design, sondern zum Beispiel auch: Was mach ich mit dem Karton, den man da bekommt? Da haben wir eine geniale Idee: Der neue Karton wird zu einem T-Shirt-Faltgerät umgebaut. Oder ich lese auch viele Bücher für degree, vor allem in Sachen Marketing: Wie kann ich Facebook und Twitter nutzen? Und ich muss mir natürlich auch ein bisschen BWL-Wissen anlesen. Ich hab mir für degree schon viel mehr ausgeliehen als für mein Studium…
Kaufst du selber noch bei H&M ein?
Bei H&M habe ich noch nie eingekauft – nicht aus Überzeugung, sondern weil mir dort nichts passt. (lacht)
Du bist eher der Skatertyp, oder?
Ja, ich war früher immer im Titus, deswegen war das auch so ein kleiner Kindheitstraum, dort mal mein eigenes Label zu sehen. Und dann hat das einfach so funktioniert: Ich bin mit meinen ersten Sachen da hingekommen und die haben gleich was genommen! Ich war damals noch überhaupt nicht bekannt. Das war vor 25 Wochen.
Also ungefähr vor einem halben Jahr. Und das war dann der Startschuss?
Ja, lokal ist das wahnsinnig schnell gegangen, vor allem durch das „König von Augsburg“-Shirt. Das war auch gut. Ich hab den Mann einfach mal gefragt: „Hey wie sieht‘s denn aus?“ Und er so: „Ja, mach.“
Der König von Augsburg
Jeder hat ihn schon mal gesehen, keiner kennt ihn: Ein kleiner Mann mit Vollbart, der an verschiedensten Plätzen in Augsburg einfach nur dasteht und schaut. Was das eigentlich soll? Keine Ahnung. Als „König von Augsburg“ hat er inzwischen sogar eine Fanseite auf Facebook mit über 16.000 Likes.
Du hast überhaupt einen ziemlich starken Regionalbezug. Findest du Augsburg ist eine gute Stadt für solche Projekte? Ist Augsburg cool?
Ja auf jeden Fall ist Augsburg cool! Und es hat wahnsinniges Potenzial nach oben. Man muss einfach nur genauer hinschauen als in anderen Städten. Ich glaube es ist generell schwierig, aus so einem „normalen“, halbwegs sicheren Lebensentwurf rauszugehen. Wenn ich nächstes Jahr mit dem Studium fertig bin, muss ich mich auch entscheiden: Entweder degree läuft so gut, dass ich davon leben kann, oder das war‘s. Weil ich einfach den Anspruch an mich selbst habe, etwas zu erreichen.
Aber wenn‘s dir hier jetzt zu schwierig wird in Augsburg, packst du dann deine Sachen und gehst nach Berlin?
Nee. Interessanter fände ich es, Berlin nach Augsburg zu holen. In Berlin ist auch mittlerweile zu viel los, glaub ich. Wenn ich jetzt in Berlin wäre, würden sich nicht so viele Leute für degree interessieren.
Auf deiner Website schreibst du, dass Dir das Konzept für degree beim Surfen in Neuseeland eingefallen ist. Aber es gibt ja immer noch einen Unterschied zwischen der Idee und der Ausführung. Was war da für dich der Auslöser?
Zuerst lief das so nebenher, war eher ein zeitaufwändiges Hobby. Wir haben immer wieder ein bisschen gedruckt und ein bisschen verkauft, aber eigentlich nur an Freunde. Aber irgendwann kam der Punkt, an dem man sich entscheiden muss: Entweder man lässt es oder man macht’s richtig. Da hab ich mich für das ganze Programm entschieden, neues Design, neues Logo, neue Website, hab mich in den Webshop gestürzt. Irgendwann hab ich mein Geld genommen und alles investiert. Als Student kann da nicht viel passieren. Wenn man schon in einem Land wie Deutschland lebt, wo man schon diese verflucht große Sicherheit hat, die einem auch manchmal auf den Keks geht. Das ist eine große Chance hier, und deswegen sollte man das auch nutzen, finde ich.
GOTS und fair wear
Der Global Organic Textile Standard zeichnet nach strengen Kriterien Textilien aus ökologisch erzeugten Fasern aus, die unter umweltverträglichen und sozialen Herstellungsbedingungen produziert werden. Die fair wear foundation setzt sich in erster Linie für gerechte Arbeitsbedingungen in der Textilbranche ein. Mehr Infos unter www.global-standard.org/de und www.fairwear.org
Danke für den Artikel!
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Cheers,
Degree
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