Du findest dich inmitten eines großen leeren Raumes wieder. Ein Raum ohne Türen und Fenster. Plötzlich beginnen die Wände bedrohlich näherzukommen. Du hörst Schreie und möchtest diesen unheimlichen Ort schnellstmöglich verlassen. Doch leider gibt es keinen Ausweg. Aber was soll‘s, es ist ja alles nur ein Traum! Du richtest dich auf und gehst einfach durch die Wand.
Ausgabe 26: Macht Dieser Artikel erschien zuerst in Ausgabe 26 unseres gedruckten Magazins.
Wer wollte nicht schon einmal sein Leben kurz abspeichern, etwas Verrücktes ausprobieren und anschließend wieder zurückspulen – ohne sich über irgendwelche Konsequenzen Gedanken zu machen? Leider ist das in der Realität nicht möglich. Aber dafür nachts, wenn wir gemütlich im Bett liegen und träumen.
Träume gehören zu uns wie das Zähneputzen oder andere tägliche Rituale. Jedoch werden diese meist nur passiv erlebt. Klarträumen (oder auch luzides Träumen) kann das ändern. Man erkennt dabei im eigenen Traum, dass man gerade träumt. Diese Tatsache befähigt uns dazu, den Traum bei vollem Bewusstsein zu erleben und ihn mit ein wenig Übung dementsprechend aktiv zu gestalten.
Regisseur der eigenen Träume
Klarträumen bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten, die im Wachzustand undenkbar erscheinen. Denn Träume sind nicht an die Regeln der Physik oder Logik gebunden. Auch der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Ob über Hausdächer fliegen, durch Wände gehen oder im Wasser atmen – alles kann bewusst gesteuert werden. Da unser Gehirn zusätzliche Regionen für kognitive Prozesse aktiviert, die beim normalen Träumen inaktiv sind, ist es uns möglich, so etwas zu erleben.
Die Fähigkeit, luzide Träume zu haben, ist nicht schwer zu erlernen. Im Prinzip ist es jedem möglich, die Kontrolle über den eigenen Traum zu erlangen. Es ist ausschließlich Übungssache! Zwar kann man nicht pauschal sagen, wie lange man üben muss, jedoch können viele Menschen bereits nach zwei bis vier Wochen erste Erfolge verzeichnen.
Die wohl wichtigste Bedingung für Klarträume ist, sich an seine eigenen Träume erinnern zu können. Um die Traumerinnerung zu stärken, kann man ein Traumtagebuch führen, in dem man regelmäßig seine Träume dokumentiert. Dies sollte so detailliert wie nur möglich geschehen, denn jeder kleinste Erinnerungsfetzen könnte später von Bedeutung sein. Wichtig sind neben der Handlung auch Umgebung, Personen, Geräusche, Farben und Gefühle.
Dadurch gelangen die Träume ins eigene Bewusstsein. Um diesen Effekt zusätzlich zu stärken, ist es hilfreich, sich am Tag an bereits geträumte Inhalte zurückzuerinnern und sie gedanklich durchzuspielen. Immer wiederkehrende Muster oder Merkmale im Traum, die mehr oder weniger stark von der Realität abweichen und durch das Traumtagebuch schnell gefunden werden können, sind persönliche Traumzeichen. Die Identifizierung dieser Traumzeichen erhöht die Chance, innerhalb eines Traumes auf diese Zeichen aufmerksam zu werden und das Geschehen somit als Traum zu erkennen.
Träume ich gerade?
Zusätzlich zum Traumtagebuch sollte man mehrmals täglich Realitätschecks durchführen. Diese helfen, ein kritisches Bewusstsein für den Alltag zu entwickeln und sich somit bewusst zu werden, ob man gerade wach ist oder schläft. Festigen sich diese Checks im Alltag, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dies auch im Traum zu tun. Realitätschecks können sein: Nase zuhalten und versuchen einzuatmen; etwas bewusst lesen, sich abwenden und erneut lesen; prüfen, ob Wände fest sind, etc.
Sobald diese einzelnen Schritte regelmäßig durchgeführt werden, ist ein Klartraum in greifbarer Nähe. Man sollte jedoch bedenken, dass sich alles nur im Kopf abspielt. Das heißt, wenn der Kopf nicht daran glaubt, wird man auch keine Klarträume haben.