„Ich würde gerne beim FCA alt werden“

Interview mit Mittelfeldspieler Tobias Werner

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Autor: Florian Giancaterino – Foto: FCA – Layout: Lisa Luthardt

Seit dem Jahr 2011 spielt der Augsburger Fußball in der ersten Liga. In dieser Saison erreichte der FCA in der Tabelle eine neue Clubbestmarke und darf daher nächstes Jahr in der Europa League ran. Deshalb ist es höchste Zeit, dass die schönste Nebensache der Welt auch bei Presstige zu Wort kommt. Unser Redakteur sprach dazu mit Flügelspieler Tobias Werner, der einen wesentlichen Anteil am Erfolg unserer/der Augsburger hat.

Presstige: Tobias, wie erklärst du dir, dass der FCA im Gegensatz zu vielen anderen, strukturell ähnlichen Klubs, gerade in den ersten Jahren den Klassenerhalt geschafft hat?

Tobias Werner: Nach einem schwierigen Saisonstart haben wir im ersten Jahr eine sehr große Entwicklung genommen und hatten auch Glück. Im zweiten Jahr hatten wir einige Probleme, weil die Mannschaft nicht ganz so intakt war und einige verletzte Spieler hinzukamen. Wir schafften es nicht mehr, die Vorstellungen unseres damaligen Trainers umzusetzen. Im Winter kam dann mit Markus Weinzierl ein neuer Trainer. Wir haben gezielt an unseren Schwächen gearbeitet und sind als Team wieder zusammengerückt. So haben wir gelernt, wie die Bundesliga funktioniert.

Wie ist dein persönliches Verhältnis zu Markus Weinzierl, und welchen Einfluss hat er auf dein Spiel?

Wir haben ein sehr gutes professionelles Verhältnis und ich bin sehr froh, dass er mein Trainer ist. Er spielt ein System, das mit hohem Pressing und laufintensivem Spiel gut zu mir passt. Er erwartet von uns Außenspielern auch Torgefährlichkeit. Da ich in der Jugend immer Stürmer gespielt habe, denke ich, dass ich auch hier seine Anforderungen gut erfülle. Persönlich haben wir zwar kein Kumpelverhältnis, aber das muss auch kein Spieler mit seinem Trainer haben.

Wenn du deine Jugend ansprichst, wie bist du zum Fußball und nach Augsburg gekommen?

Fußball hat mir von klein auf Spaß gemacht und mein Vater hat mich immer unterstützt. Irgendwann bin ich dann in den Verein eingetreten und war nicht gerade der Schlechteste (grinst). Mit zwölf bin ich in Jena auf das Sportgymnasium gekommen und habe mit dem Abi die Jugendabteilung von Jena durchlaufen. In die erste Mannschaft kam ich mit 18 Jahren und habe dann in der 2. Bundesliga gespielt. Dazu hat es ein hartes Stück Arbeit aber natürlich auch ein bisschen Glück gebraucht. 2008 bin ich dann mit Jena abgestiegen und dann nach Augsburg gekommen.

Vergangenes Jahr lief es ja schon gut, dieses Jahr lief es fast noch besser. Wo siehst du den FCA in Zukunft, in der nächsten Saison?

Ich bin gar nicht so der Meinung, dass es dieses Jahr viel besser läuft. Letztes Jahr standen wir zwar in der Tabelle weiter unten, hatten aber mehr Punkte und spielten konstanter. Es wäre fahrlässig, zu sagen, wir sollten so schnell wie möglich die Leistung aus diesem Jahr bestätigen oder gleich in den Europapokal. Ich denke, wir sollten die Ziele so halten, dass wir wieder gut in die Saison kommen und frühzeitig den Klassenerhalt sichern. Aber letztlich legen Trainer und Manager die Ziele fest.

Trotz deines Erfolges bist du immer bodenständig geblieben, fährst bis heute einen VW-Golf. Was hättest du gemacht, wenn du kein Profi geworden wärst?

Es war nie so richtig in meinem Blickfeld, was wäre, wenn. Es war einfach so vorgegeben, mit gut 18 Jahren in der 2. Bundesliga. Ich hätte bestimmt auch ein Studium gemacht, einen Sportabschluss. Oder Lehramt, weil ich sehr gut mit Kindern umgehen kann. Ich habe noch ein paar Jahre Fußball vor mir, aber das Studium ist so ja vielleicht nur aufgeschoben.

Du sagst immer wieder, dass es dir in Augsburg sehr gut gefällt und du hast einen Vertrag bis 2017. Kannst du dir vorstellen, auch darüber hinaus in Augsburg zu bleiben?

Bei meinem Wechsel konnte ich mir nicht vorstellen, dass mir der Verein so ans Herz wächst und ich so lange hier bleibe. Aber ich bin dafür sehr dankbar. Ich bin froh bis 2017 noch zwei volle Saisons sicher unter Vertrag zu sein. Danach bin ich 32 und so wie ich mich jetzt fühle, kann ich mir nicht vorstellen, dass dann schon Schluss ist. Ich würde auch gerne beim FCA alt werden. Im Verein herrscht ein tolles Klima. Wir sind unheimlich solidarisch zueinander und alles ist absolut bodenständig. Es gibt zum Beispiel einige Familien bei uns und wenn die Sommersaison losgeht treffen wir uns auch schon einmal und schmeißen den Grill an. Meine Frau fühlt sich in Augsburg auch unheimlich wohl und versteht sich gut mit den anderen und deren Familien. Darüber hinaus haben wir natürlich fantastische Fans, die immer noch verrückter werden und auch mit uns leiden, wenn es sein muss. Als wir mit nur neun Punkten in die Winterpause gegangen sind, haben die uns gefeiert wie bei einem Championsleague-Spiel. Das werde ich nie vergessen.

Kommt es häufig vor, dass du in der Öffentlichkeit erkannt wirst? Gefällt dir das oder ist es dir eher unangenehm?

Das kommt immer auf die Stimmung an. Die Popularität in Augsburg ist gestiegen, aber das muss man schon zu schätzen wissen. Da ist ja auch immer ein bisschen Anerkennung dabei. Aber ab und zu meide ich Orte, an denen viel los ist, weil ich nicht so gern im Rampenlicht stehe. Ich verbringe einen freien Tag auch gerne mit der Familie an Plätzen, die nicht so öffentlich sind.

Warst du im Frühling zum Beispiel auf dem Plärrer?

Als Vater von zwei kleinen Mädchen, kannst du dir vorstellen wie oft ich gefragt wurde, wann wir denn endlich auf den Plärrer gehen und Karussell fahren? Da konnte ich ja wohl schlecht antworten: „Nein wir gehen nicht.“ (lacht) Ich war mit der Familie aber an einem Tag da, an dem relativ wenig los war.

Was sind deine persönlichen Ziele für die Zukunft?

Ich persönlich wünsch mir, dass ich vernünftig bleibe, dass ich ein guter Vater bin und dass ich gesund bleibe.

Beschreibe doch abschließend den FC Augsburg in fünf Worten.

Starker Bundesligist mit fantastischen Fans.

Ausgabe 28: Körper Dieser Artikel erschien zuerst in Ausgabe 28 unseres gedruckten Magazins.

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