Als ich für mein Studium nach Augsburg gezogen bin, habe ich viele andere StudentInnen gefragt, was ihnen an Augsburg besonders gut gefällt. Oft bekam ich folgende Antwort: Die auffallende Multikulturalität. In den Straßen von Augsburg treffen sich Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen, alle mit einer anderen Lebensgeschichte. Einige leben schon seit vielen Jahren in Deutschland, manche sind aber auch neu hier und versuchen sich nun in Augsburg ein Leben aufzubauen. Doch das ist nicht immer einfach. Es fängt beim Asylantrag an und geht mit der Sprachbarriere und der Wohnungssuche weiter. Schon 1992 wurden erste Versuche gestartet die Unterbringungssituation von Asylsuchenden zu verbessern, wodurch der Verein Tür an Tür – miteinander wohnen und leben e.V entstand. Man plante eine Wohnanlage, in der Studierende und Geflüchtete gemeinsam – Tür an Tür – wohnen können. In den darauffolgenden Jahren konnte der Verein eine Vielzahl an Projekten auf die Beine stellen, bis Tür an Tür 2012 schließlich mit Partnern das Zentrum für interkulturelle Beratung (zib.) in der Wertachstraße gründete. Dieses gilt als Beratungsstelle für Geflüchtete, Immigranten, Behörden, Unternehmen und Kommunen, als Anlaufstelle für Sprachkurse oder Wohnungssuche. Zudem bietet der Verein viele verschiedene Aktionen, Projekte und Veranstaltungen an. Eines der ältesten Projekte ist das Europadorf in Hochzoll, dass 1999 von Tür an Tür übernommen und saniert wurde und dessen 36 Wohnungen heute einer bunten Mischung an Einheimischen und Hinzugezogenen, vor allem Menschen mit Migrationshintergrund, ein Zuhause bieten. Ein sehr großes und, wie ich finde, einzigartiges Projekt ist das Café Tür an Tür. Seit 2015 ist es nach eigenen Angaben „alles in einem“. Café, Warteraum des zib.s, Veranstaltungsort, Treffpunkt für interkulturelle Begegnungen und Arbeitsplatz für verschiedene Projektgruppen und Ehrenamtliche. Unter anderem findet hier immer am letzten Sonntag im Monat ein asyl- und migrationspolitischer Austausch statt, bei dem mit Butterbrezen und Kaffee unter anderem über Fluchtursachen, persönliche Integrationserfahrung oder Menschenrechts- und Wirtschaftspolitik gesprochen wird. Kompetente Referenten, ein offener und persönlicher Meinungsaustausch und eine faire Gesprächskultur sind hier die einzigen Voraussetzungen.
Und jetzt…ACHTUNG! Am 17. Mai startet hier auch die neue Projektreihe „WELCOME HOME IN (Y)OUR KITCHEN“. Dabei finden in regelmäßigen Abständen multikulturelle Kochabende im Café statt, bei denen Geflüchtete und Augsburger sich kennenlernen und über Geschichten aus ihren Heimatländern, Essen oder Wohnmöglichkeiten austauschen können. Für Geflüchtete erweist sich die Suche nach einer Wohnung oder einer WG nämlich oft als schwierig. Dieser Abend ist für sie eine gute Möglichkeit persönliche Kontakte zu knüpfen und womöglich sogar eine WG zu finden. Währenddessen werden gemeinsam unter Anleitung vegetarische Rezepte gekocht. Der Platz in der Küche ist allerdings begrenzt, wenn Ihr also Lust auf gutes Essen und neue Menschen habt, könnt ihr Euch unter folgender Mail-Adresse anmelden: Corinna.Hoeckesfeld@tuerantur.de.
Wenn Ihr Euch selbst engagieren wollt, könnt Ihr Euch am Anfang jedes Semesters auch im Rahmen des Programms „Do it!“ der Uni Augsburg für ein Ehrenamt anmelden, wobei Ihr insgesamt 40 Stunden in einem gemeinnützigen Projekt, zum Beispiel bei Tür an Tür, arbeitet. Dafür erhaltet ihr am Schluss eine Teilnahmebescheinigung, die sich in Eurem Lebenslauf sicher gut macht. Gleichzeitig sammelt Ihr Erfahrungen, lernt neue Leute kennen und helft anderen Menschen. Wenn Ihr Euch überlegt nächstes Jahr auch zu helfen, findet Ihr hier weitere Informationen dazu.
So erzählt auch die Freiwillige Kitty ausschließlich Positives über ihre Arbeit. Sie studiert Medien und Kommunikation an der Uni Augsburg und hat letztes Jahr bei „Do it!“ mitgemacht: „Bei Tür an Tür fühlt man sich als Freiwillige*r sofort sehr willkommen und man kann sich frei nach den eigenen Interessen und Fähigkeiten engagieren. So habe ich zum Beispiel im Café mitgekocht oder bei den Einstufungstests für die Deutschkurse mitgeholfen. Man kann aber auch im Lern- oder Deutschcafé in entspannter Atmosphäre mit Geflüchteten lernen oder einfach Deutsch sprechen. Dabei macht es auch noch Spaß und hilft anderen Menschen.“
Abgesehen davon, könnt Ihr Euch aber auch beim Wohnprojekt beteiligen. Nikita hilft dort ehrenamtlich seit 2017 und berichtet: „Ich arbeite bei Tür an Tür im Wohnprojekt. Wir treffen uns immer mittwochs um 17:30 bis 19 Uhr und freitags um 10 bis 12 Uhr im Café Tür an Tür und unterstützen Geflüchtete bei der Wohnungssuche. Dazu zählt vor allem das Verfassen von Anschreiben an die Vermieter, oder das Ausfüllen von Anträgen, die die Wohnungssuche erleichtern. Im Rahmen des Wohnprojekts veranstalten wir einen Kochabend, damit sich Menschen aus unterschiedlichen Kulturen kennenlernen können. Mir persönlich macht es viel Spaß mit Menschen zusammenzuarbeiten und Dinge aus fremden Kulturen zu erfahren. Wir freuen uns immer über neue Helfer im Wohncafé!“
Wie Ihr seht, gibt es also keine Ausreden mehr. Neben finanzieller Unterstützung freut sich Tür an Tür jederzeit auch über engagierte Helfer an Herd, Theke oder beim Spracherwerb der Geflüchteten. Schaut doch einfach mal vorbei oder informiert Euch unter https://tuerantuer.de/verein/ehrenamtliches-engagement/.