Vom 20. bis zum 22. Juni fand das Modular in Augsburg am Gaswerk statt. Hierbei handelt es sich um ein Festival mit oftmals internationaler Besetzung, verschiedensten Künstlern und diversen Showacts, die vom Theater, über Techno, bis hin zur klassischen Band reichen. Für jeden ist was dabei und niemand ist außen vor.
Das war die Beschreibung, die ich bekam, als wir in einer Runde Kommilitonen über das Modular sprachen. Zur Erklärung: ich lebe seit noch keinem vollen Jahr in Augsburg und probiere, so wie viele andere, die erst im letzten Wintersemester ihr Studium aufgenommen haben, zum ersten Mal einiges aus, was Augsburg zu bieten hat – so auch das Modular.
Ich fragte mich also, was das Modular von anderen Festivals unterscheidet, ob es überhaupt so interessant ist, wie es immer heißt. Doch wo anknüpfen?
Die Erleuchtung kam schnell in Form des freien Theaterkollektivs „Theter“, welches am Modular performt hat. Es handelt sich hierbei um ein Ensemble junger Leute, die immer wieder Offene Bühnen, Theaterstücke, oder auch Improperformances darbieten.
Wie erlebt so ein junges Ensemble ein turbulentes Festival wie das Modular? Wie erleben sie das Zusammentreffen verschiedener Stilrichtungen, von Musik und Theater, Tanz, feierwütigen Leuten und internationalem Flair?
Franziska Rosenbaum ist selbst passionierte und begeisterte Schauspielern beim Theter und im normalen Leben Studentin, die bald eine Lehre zur Modistin beginnt. Ich habe mit ihr gesprochen.
Auf die Einstiegsfrage, was das „Theter“ denn sei, woher dieser ungewöhnliche Name denn überhaupt komme und was die Motivation des Kollektivs war, am Festival mitzuwirken, antwortet sie sehr ausführlich: das Theter setzt sich aus allen möglichen Leuten zusammen und vertreten sind viele, vom Schreiner bis zum Techniker. Gemeinsam haben sie ihr junges Alter und ihr künstlerisches Interesse, sowie die Liebe zum Theater.
Woher der Name selbst kommt, weiß sie nicht genau, sagt sie mir, doch sie hat dazu eine Theorie: es handelt sich um „Theater“ ohne „h“. Eine Wortneuschöpfung quasi, ähnlich dem Wort „Täter“, was eine Anspielung auf „Tuende“ sein könnte. Also durchaus keine negative Konnotation, wie es das Wort „Täter“ oft inne hat, sondern eher das Handeln, das Aktiv-Sein sind hier gemeint.
Das Modular ist eine Sache, an der das Theter schon recht lange mitwirkt. Die Projekte gestalten sich im Kollektiv immer recht unterschiedlich, je nachdem, wer Zeit hat, welche Ideen (auch oft recht spontan – wie das halt so ist, im Theater) hinzugegeben werden und welche Dinge gerade verfüg- und verwendbar sind. Obwohl das Modular ein recht übersichtliches Festival ist und damit keinen Höhepunkt im Jahreskalender des Theaters darstellt, sind sie jedes Jahr aufs Neue dabei. Die Gründe sind verschieden: vom Zeigen der Präsenz hin zu Verbindungen quer in der Augsburger Veranstaltungsszene. Man kennt sich eben.
Franziska ist selbst noch nicht sehr lange beim Kollektiv und war dieses Jahr das erste Mal auf dem Modular dabei. Sie sieht Potential auch in den kommenden Jahren.
Das freie Ensemble war dieses Mal mit acht Leuten auf der Bühne vertreten, insgesamt circa mit zwölf und das bei einer „dramatisch inszenierten Tanzperformance“, bei der mit Interaktivität, Schwarzlicht und Improvisation experimentiert wurde.
Aufführungsort war eine eigene, kleine Bühne abseits der Main-Stage, welche vom zuständigen Team des Festivals selbst in einen wirklich authentischen Tempel umgebaut wurde. Gegenstand der diesjährigen Performance war eine Zeremonie, beziehungsweise eine Beschwörung. Das ganze sehr expressiv aufgeführt und dargestellt. Gearbeitet wurde hierbei mit vielfältigen Elementen, so zum Beispiel Theater-Übungen, die man als Schauspieler zur Steigerung der Konzentration anwendet, im Jargon auch „Weiche Wahrnehmung“ genannt.
Das Spektakel auf der Bühne war unterhaltsam, aber gleichzeitig auch sehr meditativ, erzählt Franziska und klingt dabei sehr angetan. Der Ausgangspunkt der Vorstellung war eigentlich immer die Mitte der Bühne, da vom Tänzer dort die entsprechenden Impulse ausgingen, die anschließend die anderen Schauspieler miteinbezogen.
Das Konzept gleicht also einem Call-and-Response-Prinzip, in dessen Verlauf die Beteiligten sehr auf sich gegenseitig achten müssen, da es immer eine gegenseitige Interaktion gibt, bei der man auf die Impulse des anderen reagieren muss, was für eine intensive Verbindung und somit auch eine Interaktion auf Bewusstseinsebene sorgt.
Dieser rituell-anmutende Tanz sollte auch das Publikum vor der Bühne mit einbeziehen, wobei einige der Tänzer auch in der Menge standen und dann im Publikum anfingen zu tanzen, was sogar so weit ging, dass ein Mal Bekannte mit einbezogen wurden, um die Zuschauer zum Mittanzen anzuregen, da es nicht allen klar war, dass sie mitmachen durften.
Die Reaktionen auf diese expressive und oftmals spontane Darbietungsform fielen unheimlich gut aus: von Kindern, die mit offenem Mund vor der Bühne stehen blieben, über positives Feedback, bis hin zum Erkanntwerden auf der After-Show-Party.
Wenn ich Franziska frage, wie denn ihr eigenes Resümee vom diesjährigen Modular mit seinem Flair ausfällt, dann sagt sie, dass sie sich wünsche früher schon auf dem Festival gewesen zu sein. Obwohl man oft hören soll, dass die Location dieses Jahr natürlich etwas unkonventionell war, da das Modular erstmalig am Gaskessel stattfand und nicht an angestammtem Platz und es dadurch allgemein an grüner Umgebung fehle, war dieses Jahr ein Erfolg. Sie fügt noch an, dass es besonders interessant war, den Kontrast zu sehen, den das Modular bietet: von verschiedenen Künstlern hin zu schönen Menschen, die sich extra für das Festival herausgeputzt haben, die dann am Ende wie Pinguine unter Plastikponchos zusammengedrängt stehen, da jeder durch aufgezogenes Unwetter nass wird.
Das Wetter macht eben vor nichts und niemandem Halt, auch nicht vor dem Modular, doch dann kann man erst recht im Regen tanzen.