Verhütung – Pille und das war’s?

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Wenn wir über Sex sprechen, dann führt auch kein Weg an dem Thema Verhütung vorbei. Denn obwohl es heutzutage einige Verhütungsmethoden für Frauen gibt, sind 40-45% aller Schwangerschaften in der Welt ungeplant. Vor allem die Antibabypille als weitverbreitetstes Verhütungsmittel steht seit einiger Zeit unter der Kritik, zu viele Nebenwirkungen auf den weiblichen Körper zu haben. Wir stellen uns die Frage: Gibt es Alternativen zu der Antibabypille und wie weit sind wir eigentlich in der Forschung zur hormonellen Verhütung beim Mann?

Die wichtigsten Verhütungsmittel im Überblick

Für Frauen gibt es neben dem Kondom oder der Pille noch eine Vielzahl anderer Verhütungsmethoden. Dabei bieten nicht alle den gleichen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft. Um anzugeben, wie sicher ein Verhütungsmittel ist, gibt es den sogenannten Pearl-Index. Dabei gilt: Je niedriger dieser Index, desto sicherer ist die Methode.

Grundsätzlich kann man Verhütungsmethoden für Frauen in verschiedene Gruppen unterteilen. Hormonelle Verhütungsmittel wie z.B die Pille verhindern eine ungewollte Schwangerschaft mit der Hilfe von künstlich hergestellten Hormonen. Hierunter fällt auch die sogenannte “Pille danach”, als Notfallverhütung. Neben der Pille gibt es noch die Minipille, den Vaginalring, die Hormonspirale, das Verhütungspflaster, das Verhütungsstäbchen und die Drei-Monats-Spritze. Außerdem gibt es auch mechanische Verhütungsmittel. Sie verhindern, wie eine Art Barriere, dass Spermien in die weibliche Eizelle gelangen. Zu den mechanischen Verhütungsmittel zählen das Kondom, die Spirale, das Diaphragma, die Portiokappe oder das Femidom.

Seltener sind chemische Verhütungsmethoden wie das Zäpfchen. Diese enthalten Substanzen, welche die Spermien abtöten. Allerdings sind diese oft nicht sehr sicher. Eine weitere Möglichkeit ist die Sterilisation. Hierbei handelt es sich allerdings um eine endgültige Methode, bei welcher operativ die Eileiter der Frau (beim Mann die Samenleiter) durchtrennt werden.

Jede der verschiedenen Verhütungsmethoden für Frauen hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Und nicht jede Methode kommt für jede Person infrage. Im Folgenden findet ihr die wichtigsten und bekanntesten Verhütungsmittel im Überblick.

Die Pille

Die Pille, auch bekannt als Antibabypille, gilt als die am häufigsten verwendete Methode zur Verhütung einer Schwangerschaft. Sie ist vor allem bei jungen Frauen sehr beliebt. Dabei handelt es sich bei den meisten Pillenpräraten um niedrig dosierte Kombinationspillen aus Östrogen und Gestagen. Es gibt unterschiedliche Pillenarten, welche je nach Einnahme und Hormonmenge variieren. Voraussetzung dafür, dass die Pille auch wirkt, ist die tägliche Einnahme zur selben Uhrzeit. Bei regelmäßiger Einnahme bietet die Pille dann auch einen fast 100%igen Schutz. Der Pearl Index liegt bei 0,1 – 0,9. Außerdem kann die Pille bei Menstruationsbeschwerden helfen und positive Auswirkungen auf das Hautbild haben. Wichtig ist auch, dass die Pille keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat, das heißt, wenn man die Pille absetzt, kann man im Normalfall auch direkt schwanger werden. Die Pille hat aber auch ihre Nachteile. Sie schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen und ist nicht nebenwirkungsfrei.

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Die Hormonspirale

Eine Verhütungsmethode, die in den letzten Jahren bekannter wurde, ist die Hormonspirale. Hierbei handelt es sich um einen elastischen T-förmigen Kunststoffkörper. Dieser enthält einen kleinen Hormonzylinder, welcher geringe Mengen an Hormonen in die Gebärmutter abgibt. Die Spirale kann für drei bzw. fünf Jahre eingesetzt werden. Die Kosten hierfür liegen bei ca. 500 Euro. Die Hormonspirale ist eine sehr sichere Verhütungsmethode mit einem Pearl Index von 0,16 – 0,33, abhängig vom Hormongehalt. Ein wichtiger Vorteil der Hormonspirale ist, dass sie nur in sehr geringen Mengen Hormone abgibt und es daher selten zu hormonbedingten Nebenwirkungen kommt. Außerdem kann die Spirale auch in der Stillzeit angewendet werden. Man sollte jedoch beachten, dass auch die Hormonspirale nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen schützt und es auch hier zu verschiedenen Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, Akne oder depressiven Verstimmungen kommen kann.

Verhütung beim Mann - Kondom und das war's?

Wie man sieht, scheint der Markt für Verhütungsmethoden genug Optionen offenzuhalten – zumindest für Frauen. Kein Wunder, dass die Verantwortung für das Thema Verhütung und Familienplanung meistens bei den Frauen liegt. Muss das so sein? Nicht unbedingt. Nach den Umfrageergebnissen einer internationalen Studie des Berliner Zentrums für Epidemiologie und Gesundheitsforschung befürwortete die Mehrheit der befragten Männer sogar eine Pille für den Mann. Denn neben dem klassischen Kondom und der endgültigen Vasektomie bietet der Verhütungsmarkt für Männer bisher keine weiteren Optionen. Woran liegt das?

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Die Pille für den Mann funktioniert!

Tatsächlich ist die Entwicklung eines Verhütungsmittels für menstruierende Menschen aus biologischer Sicht einfacher. Während hier der Zyklus durch die Pille einmal im Monat den Eisprung unterbindet, muss bei den Männern die Spermienbildung kontinuierlich unterdrückt werden. Unmöglich ist eine hormonelle Verhütung für den Mann trotzdem nicht. Die männliche Reproduktion kann genauso durch Hormone beeinflusst werden. Das Sexualhormon Testosteron wird normalerweise in den Hoden produziert, fügt man es jedoch von außen in den Körper hinzu, so wird die körpereigene Produktion des Hormons und der Spermien eingestellt, da im Körper schon genügend Testosteron vorhanden ist. Wenn das so simpel scheint, wieso gibt es dann nicht schon längst eine Pille für den Mann?

Zu viele Nebenwirkungen stehen im Weg

An der hormonellen Verhütung für Männer wird schon seit den 1930er Jahren geforscht. Als dann in den 1960ern die Antibabypille für die Frau auf den Markt gebracht wurde, ging das Interesse an der Pille für den Mann jedoch zurück. Der Markt für die Antibabypille hatte für die Pharmaindustrie ohnehin schon einen großen Gewinn eingebracht. Trotzdem wurde weitergeforscht. Eine vielversprechende WHO-Studie testete über mehrere Wochen Hormonspritzen bei über 320 Studienteilnehmern. Dabei stellte sich heraus, dass die Verhütung fast genauso gut war, wie bei der Pille für die Frau. Die Studie wurde trotzdem nicht weitergeführt – zu viele Männer hatten sich über Akne, Schmerzen an der Injektionsstelle, eine erhöhte Libido und Stimmungsstörungen beklagt.

Sind Männer einfach zu empfindlich für die hormonelle Verhütung? Bei der Zulassung der Pille für die Frau in den 1960er Jahren, waren die Sicherheitskriterien noch nicht so streng wie heute. Damals wurden schlichtweg mehr Nebenwirkungen in Kauf genommen als heute bei den neueren Verhütungsmitteln. Eine Pille für den Mann bleibt trotzdem realistisch, weshalb die Forschung in diesem Bereich auch nicht aufgehört hat. Vor allem in den USA wird fleißig an möglichen Verhütungsmethoden geforscht.

Verhütungsmethoden in der Entwicklung

Über die passende Verhütungsmethode nachzudenken ist unbedingt notwendig – egal bei welchem Geschlecht. Wichtig ist hierbei, die Vor- und Nachteile individuell abzuwägen und auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, informiert sich deshalb beim Gynäkologen oder Urologen und lässt sich individuell beraten. Um ungewollte Schwangerschaften und Nebenwirkungen zu vermeiden, muss letztendlich nicht nur weiter an Verhütungsmitteln geforscht werden, sondern auch eine umfassende Aufklärung über  Verhütungsmethoden bei allen Menschen stattfinden.

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