Presstige präsentiert: Die Medientipps der Redaktion

Film: Contratiempo
Anh Nguyen - Redaktion
Anh
Redaktion

Ihr liebt spannende Thriller oder Filme mit mysteriösen Mordfällen? Ihr ratet gerne während des Films mit, wer der/die echte Täter:in sein könnte und wie das Verbrechen stattfand? Dann verpasst auf keinen Fall den spanischen Thriller Contratiempo aus dem Jahr 2017 (englischer Titel: The invisible guest), der gerade auf Netflix zu finden ist.

Der Film dreht sich um die Geschichte des erfolgsreichen und verheirateten Unternehmers Adrián Doria, der im Verdacht steht, seine Geliebte Laura Vidal ermordet zu haben. Adrián und Laura beendeten bereits einige Monate vor Lauras Tod ihre geheime Beziehung. Doch bekommen sie eines Tages einen anonymen Erpresser-Anruf und werden gezwungen, zusammen in ein Hotel mit 100.000 Euro zu kommen. Ansonsten würde der Erpresser ihre Affäre öffentlich machen. Im Hotel wird Adrián auf den Kopf bewusstlos geschlagen. Als er erwacht, findet er Lauras Leiche im Badezimmer. Da die Tür und die Fenster von innen verschlossen sind, stellt die Polizei fest, dass Adrián der einzige Mörder sein könnte.

Adriáns Anwalt engagiert die renommierte Verteidigerin Virginia Goodman, die eine beeindruckende Karriere in Strafverteidigung hingelegt hat, damit sie mit Adrián seine Aussagen für den anstehenden Prozess perfekt vorbereitet, um der drohenden Verurteilung zu entkommen. Adrián beteuert zuerst seine Unschuld. Doch seine Schilderung kann die erfahrene Verteidigerin nicht überzeugen. Sie stellt ihm die Wahl: entweder ihr die ganze Wahrheit zu erzählen oder er wird verlieren. Dadurch kommen überraschende, ungeheure Geheimnisse ans Licht.

Wer erpresst Andrián und Laura? Von wem und wie wurde Laura tatsächlich getötet? Geht es hier nur um eine Affäre oder welche Geschichte verbirgt sich noch hinter dem Mordfall? Schaut euch den Film an und findet die Antwort für alle Fragen. Ihr werdet bestimmt von der fesselnden Geschichte und den ständigen Plot-Twists begeistert sein.

© Anh Nguyen
Buch: Töchter
Valentin Erhardt - Redaktion
Valentin
Redaktion

Ein Roadtrip der etwas anderen Art. Wer Tschick mochte, dem wird das Buch wie eine brilliante Persiflage vorkommen, eine verstimmte Leier, auf der ein Schandlied gefrotzelt wird. Wer Tschick scheiße fand, wird es lieben.

Ich habe Lucy Frickes „Töchter“ als Mängelausgabe in einem Outlet gekauft, für 1,80 € wurde es mir hinterhergeworfen. Das Gefühl, ein angefleddertes Buch in der Hand zu halten, das scheinbar nie den vetrtraut-sterilen Neuheitsgeruch besessen hat, ist etwas eigenartiges und verleiht besagtem Buch einen Hauch von Persönlichkeit, ganz so, als hätte das Buch ein Leben vor dir gehabt, von dem du nie etwas erfahren wirst. Vielleicht hat es deshalb so intensiv auf mich gewirkt, vielleicht aber – und nur vielleicht – schreibt Fricke auch wirklich verdammt genial.

Martha und Betty sind in den unschönen Gassen des Lebens angelangt und treiben sich seit Jahren dort herum, ohne einen Ausweg zu finden. Mit dem krebskranken Vater Marthas auf der Rückbank und ungelösten Vaterkomplexen auf dem Buckel fahren sie in die Schweiz, damit Marthas Vater seinen Freitod-Termin wahrnehmen kann. Auf den Hin-, Rück- und Umwegen flüchten die beiden 40-Jährigen vor dem Erbe ihrer Eltern, dem Grauen des Alterns und der langweiligen modernen Welt, schweigen miteinander über Traumata und Träume, die an der Realität zerbrochen sind.

Medientipp Töchter
©Valentin Erhardt

Fricke präsentiert auf knapper Seitenzahl die beeindruckende Charakterstudie zweier Frauen, die in ihrem eigenen Schatten leben, das Erbe ihrer Mütter auf den Schultern, die dafür gekämpft hatten, dass ihren emanzipierten Töchtern alle Türen offen stünden – und dabei vollkommen übersahen, dass diesen somit jede Lebensaufgabe fehlt.

Ich muss zugeben, ich bin überrascht, wie sehr ich mich mit zwei depressiven Frauen in der Midlife-Crisis identifizieren kann. Aber so ist das wohl, wenn man ein gutes Buch über eine Fahrt durch die Tristesse in Händen hält.

Buch: Three Cups of Tea: „One Man’s Mission to Promote Peace”
Lilli
Redaktion

Zufällig in einer „Zu-Verschenken“ Kiste gefunden, hat dieses Buch mir nicht nur die einzigartige Geschichte eines Menschen mit unglaublicher Stärke und Fürsorge für Andere erzählt, sondern auch viel über die Kultur und Gesellschaft in den Bergen Pakistans.

Greg Mortenson, gelernter Krankpfleger und Bergsteiger aus den USA, verläuft sich auf dem Rückweg von einer Expedition zum K2-Gipfel im pakistanischen Himalaya. Nach Tagen der Entbehrung landet er in einem der entlegensten Dörfer Pakistans und wird trotz der vorherrschenden Armut gut umsorgt. Hier macht er dem Ältesten des Dorfes, Haji Ali, das Versprechen, eine Schule zu bauen. Nach unzählig vielen Hindernissen gründet Mortenson schließlich das CAI (Central-Asia-Institute), mit dessen Hilfe er Fördergelder sammeln kann. Seine Mission: Schulen bauen und so Bildung für Kinder in den ärmsten Regionen der Hochgebirgszüge Pakistans und Afghanistans ermöglichen. Gemeinsam mit den Menschen vor Ort entstehen so Schulen und Ausbildungszentren.

©Lilli Riedmann

Tatsächlich entspringt diese Geschichte der Wahrheit und „Three Cups of Tea“ sind die Memoiren Greg Mortensons. Obwohl der Held selber Negativschlagzeilen wegen Unterschlagung von Spenden gemacht hat, enthält die Biographie einige wichtige Erkenntnisse. Das Buch zeigt zwei Effekte von Bildung. Erstens, um Armut und Krankheit besiegen zu können, müssen Jungen sowie Mädchen gleichermaßen Bildung erhalten und zweitens, der Einfluss von Bildung kann „den Krieg gegen Terror“ bedeutend verändern und friedlicher machen. Ich, für mich, konnte außerdem selber ein ganz neues Bild der muslimisch geprägten Welt Pakistans und Afghanistans kennenlernen und mehr über die Kultur und Gesellschaft dort erfahren. Zugegebenermaßen ist das Buch keine leichte Lektüre, aber es bietet definitiv spannende Abwechslung und Abenteuer mit leichtem Lernfaktor.  

Musik: Billy Copp
Sarah Schuster - Redaktion
Sarah
Redaktion

Ist es Weezer? The Cure? Brandon Urie, dessen Panik in ungeahnte Tiefen gestürzt ist? Wer immer dieser Typ auch sein mag – er beherrscht die Kunst, „teen angst“ in schmerzhaft gutem Punk-Rock zu glorifizieren und sich gleichzeitig über sie zu mokieren.

Der Mann mit der eindringlichen und doch zerbrechlichen Stimme ist in erster Linie YouTuber, der Punk-Versionen von Liedern aus „SpongeBob Schwammkopf“ produziert, die einen zum Weinen bringen und von Nirvana hätten gecovert werden können. Doch auch Frank Sinatras jazzigen Klassiker „That’s Life“ verwandelt er in einen energie- und gefühlsgeladenen Punk-Rock, den ich sofort auf jeglicher Feier – von Hochzeit bis Beerdigung – spielen lassen würde. Denn Billy Cobb eint hier eine langsame, zahme Akustik-Gitarre mit einem erschütternden, dynamischen E-Bass und fügt diese mit schallernden Drums zu einem Gesamtmeisterwerk zusammen, das nicht zuletzt von seiner verletzlich-vertrauten Stimme gestützt wird und – so sehr man Sinatra verehren kann – das Original an Genialität gar übertrifft, ihm eine noch tiefere Bedeutung verleiht.

Es wäre eine Verschwendung, würden Cobbs Genie nur Cover entspringen: Bereits 6 Jahre lang produziert der 23-Jährige auch eigene Musik. Davon reichlich, wenn auch nicht sehr erfolgreich. Insgesamt 25 Alben und EPs hat der aufstrebende Musiker, dem nur ein Plattenvertrag noch fehlt, seit 2016 veröffentlicht.

Satirische Gesellschaftskritik, Liebeskummer und tragische Reisen in die fünfziger Jahre – Billy Cobbs Songs erinnern in Wortlaut und Rhythmus an Weezer, My Chemical Romance, vereinzelt sogar an Bob Dylan, und tragen dennoch seine eigene Note. Sie sind tiefgründig und persönlich, manchmal überspitzt klischeehaft und andermal so eindringlich, dass man entweder heulen oder sich die Seele aus dem Leib tanzen will. Wenn die Tränen abgetupft sind, kann man sich dem Beatles-Cover von „A Day In The Life“ zuwenden, das einen abwechselnd in Verwirrung und erstaunte Bewunderung versetzt.

©Sarah Schuster

(Billy Cobb ist neben YouTube auch auf Spotify zu finden.)

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