Engagement gegen Diskriminierung: Wie Studierende sich gegen Ungleichheiten einsetzen

Dieser Artikel ist der letzte unserer Themenwoche “Student:in – und was noch?”, in der wir euch Studierende in einer besonderen Lebenssituation oder mit einem besonderen Engagement vorstellen möchten. In einer Kooperation mit der Augsburger Allgemeinen sind unsere Artikel auch dort online erschienen.

„Girls against oppression“, zu Deutsch „Mädchen gegen Unterdrückung“, ist eine Seite auf der sozialen Plattform Instagram, die auf Rassismus, geschlechterspezifische Themen und Diskriminierung aufmerksam macht. Heute folgen knapp 92.000 Menschen dem Account.

Dass Rassismus, Sexismus und Homophobie im Jahre 2021 in allen Ländern der Welt existieren, wird von Aktivist:innen seit jeher angeprangert. Seit einigen Jahren setzen sich Aktivist:innen vermehrt in den sozialen Medien dafür ein, Bewusstsein für die Probleme marginalisierter Gruppen zu schaffen und mit Aufklärung gegen Diskriminierung zu kämpfen.

Auch die Instagram-Seite “Girls against oppression” setzt sich für Minderheiten ein, die von Ungleichbehandlung betroffen sind. Gründerin Iola Mulder ist 21 Jahre alt. Die aus Südafrika stammende Studentin lebt seit ihrem zehnten Lebensjahr in Deutschland und studiert seit zwei Semestern BWL an der Universität Augsburg. Sie gründete den Account anlässlich des Mordes an dem Afroamerikaner George Floyd durch einen weißen Polizisten, durch den die Black-Lives-Matter Bewegung entstand, im Juni 2020. Das Engagement der Aktivist:innen BLM-Bewegung motivierten Iola, selbst aktiv zu werden. Die Instagram-Seite informiert über Rassismus geschlechterspezifische Gewalt und queere Themen. Das Wort Queer beschreibt alle Menschen, die sich nicht als heterosexuell oder mit dem Geschlecht, das ihnen bei ihrer Geburt zugewiesen wurde, identifizieren. Als Synonym wird auch der Begriff LGBTQ+ verwendet. Er steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transsexuell und weitere Sexualitäten.

Die Gründerin des Instagram Accounts "Girls against oppression" Iola Mulder © Iola Mulder

Anfangs teilte Iola nur Beiträge von anderen Aktivist:innen. Zusätzlich schickte Iola massenhaft antirassistische Inhalte an rassistische Instagram-Accounts. Mit diesen Nachrichten wollte sie rassistischen Instagram-Accounts entgegensetzen. So hätte sie Protest und Aufklärung zugleich vermitteln können, sagt sie. „Girls against oppression“ zählte zu diesem Zeitpunkt nur etwa tausend Abonnent:innen.

Dies änderte sich schlagartig – mit einer einzigen Frage: “Was würdet ihr machen, wenn es einen Tag lang keine Männer geben würde?” In einer Umfrage stellte Iola diese Frage an südafrikanische Frauen und fasste die Antworten in einem Beitrag auf Instagram zusammen. Die Frauen antworteten etwa: „Ich würde nachts alleine nach Hause gehen“ oder „Ich könnte anziehen, was ich möchte, ohne Angst zu haben“.

Dieser Beitrag ging auf mehreren Social-Media-Plattformen viral. Viele andere Menschen mit hoher Reichweite auf den Plattformen übernahmen Iolas Idee. Über Nacht abonnierten 30.000 Menschen „Girls against oppression“. Die Menschen seien von den Antworten geschockt gewesen, sagt sie. „Die Woche war echt heftig“, erinnert sich Iola. Sie sei kaum vom Handy weggekommen. Die vielen positiven Rückmeldungen und Likes, aber auch negative Resonanzen, fesselten sie an den Bildschirm.

Iola merkte, dass sie die viele Arbeit nicht mehr allein bewältigen konnte. Sie habe sich seitdem regelmäßig Pausen vom Betreiben der Instagram-Seite genommen, sagt sie. Zusätzlich involvierte sie andere Aktivist:innen in das Betreiben des Accounts. Derzeit wird er von sechs weiteren Mitgliedern geführt. Drei Aktivist:innen leben in Südafrika und berichten von Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung in ihrem Heimatland. Zwei weitere Mitglieder der Gruppe leben in Trinidad und Kenia. Auch ein Mann aus England ist Teil von „Girls against oppression“.

„Die Beteiligung bei 'Girls against oppression' ist eine große Sache und kann sehr ermüdend sein“, berichtet Iola.

Trotz ihrer großen Reichweite, mit 92.000 Follower:innen, stehe die psychische Gesundheit an erster Stelle. Hasskommentare ließen die Mitglieder von „Girls against oppression“ nicht an sich heran und würden diese sofort löschen. So würden sie es schaffen, ihren normalen Alltag nicht beeinträchtigen zu lassen.

Mehr Probleme bereite ihnen die Plattform Instagram selbst. Sie hätten oft erlebt, dass die Reichweite ihres Accounts eingeschränkt wurde. Ihre Beiträge würden dann unter entsprechenden Hashtags nicht angezeigt. Man spricht hierbei von einem „Shadow Ban“. Die sieben Mitglieder würden sich davon aber nicht unterkriegen lassen. Ihre Erfolge sprächen für sich: Sie haben bereits zwischen dreißig- und vierzigtausend Euro für verschiedene Non-Profit-Organisationen in Afrika gesammelt.

Aber auch die kleinen Dinge bedeuten ihnen viel, sagt Iola. Die Gruppe bekommt auf Instagram häufig Nachrichten von Menschen, die von ihnen inspiriert wurden oder ihre Sichtweise auf Rassismus und Diskriminierung geändert hätten. „Es ist schwierig zuzugeben, dass man falsch lag und seine Meinung ändert, ich kenne das von mir selbst“, sagt Iola. „Deshalb ist das für mich immer ein immenses Erfolgserlebnis.“  In Zukunft wolle die Gruppe noch mehr Menschen mit ihren Inhalten erreichen, sagt Iola. Dies sei ihr großer Traum.

Hinweis: Alle Interviews zu unserer Themenwoche wurden bereits im Juni geführt.

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