Studentin, Soldatin und Eishockeyspielerin – Alltag für Nicola Eisenschmid

Zwei Mal am Tag für Eishockey trainieren, zwischendurch für das Studium lernen. Wie der Alltag der Nationalspielerin und Studentin Nicola Eisenschmid aussieht.

Dieser Artikel ist Teil unserer Themenwoche “Student:in – und was noch?”, in der wir Euch Studierende in einer besonderen Lebenssituation oder mit einem besonderen Engagement vorstellen möchten. In einer Kooperation mit der Augsburger Allgemeinen sind unsere Artikel auch dort online erschienen.

©Johannes Traub

Studentin, Hochleistungssportlerin und Soldatin – Nicola Eisenschmid, 24 Jahre alt, ist genau das. Sie studiert nicht nur Soziale Arbeit an der Hochschule in Augsburg und ist Soldatin der Bundeswehr, Nicola ist gleichzeitig eine erfolgreiche Eishockeyspielerin. Seitdem sie drei Jahre alt ist, steht sie auf dem Eis. Was beim ESV Kaufbeuren als Spaß begann, wurde Jahre später zum großen Erfolg. Mittlerweile spielt Nicola beim ERC Ingolstadt und ist Mitglied der deutschen Frauennationalmannschaft. Zu ihren größten Erfolgen zählen der vierte Platz mit der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 2017 und der Sieg bei zwei deutschen Meisterschaften.

Nicola verdient als Frau weniger als ihre männlichen Kollegen. Ihr Leben kann sie mit dem Sport nicht finanzieren. Deshalb habe sie sich entschlossen, zu studieren. „Ich bin erstens nicht ewig jung und zweitens kann das Eishockeyspielen durch eine Verletzung schneller vorbei sein als man denkt“, sagt sie. Schnell sei ihr klar gewesen, dass sie einen sozialen Studiengang wählen möchte, sagt sie. Augsburg habe sich als Standort für sie angeboten, da es zwischen ihrer Heimat Kaufbeuren und ihrer Wohnung in Ingolstadt liegt. Sie studiert im vierten Semester an der Hochschule Augsburg.

Ihre Hochschule kooperiert dabei mit dem Olympiastützpunkt (OSP) in München. Dies ist eine Betreuungs- und Serviceeinrichtung für Spitzensportler und Trainer. Bei Prüfungsterminen und Fristen berücksichtigt die Hochschule Nicolas Verpflichtungen.  „Das ist super, dass ich jemanden habe an den ich mich wenden kann“, sagt sie. Trotz dieser Erleichterung gehöre viel Planung zu ihrem Alltag, um Studentin und Eishockeyspielerin sein zu können, sagt Nicola.

©Dominic Pencz

Dies zu vereinbaren sei zwar nicht einfach, aber dennoch möglich. „Die meiste Zeit kann ich mir meine Trainingszeiten ja selbst einteilen“, sagt sie. Das Online Studium wegen Corona sei dafür vorteilhaft. Die tägliche, zweitstündige Fahrt zur Universität falle weg, sodass sie in dieser Zeit trainieren könne. Ein Nachteil sei, dass sie so lange vor dem Bildschirm sitze, sagt die Studentin.

Teilweise könne sie sich sehr schwer konzentrieren. Im Präsenzstudium sei die Planung anspruchsvoller, da sie nicht immer anwesend sein könne, berichtet Nicola. Jedoch habe sie Kommilitonen, die ihr unter die Arme greifen. „Abbrechen kommt für mich nicht in Frage“, sagt Nicola. Immerhin sei sie schon im vierten Semester und habe Freude an ihrem Studium, berichtet sie. Den Bachelor würde sie in der Regelzeit beenden wollen, sagt sie.

„An erster Stelle steht trotzdem immer der Sport. Mein Beruf ist es Sportsoldatin zu sein und nicht Studentin“

Ihr Studienalltag sei eng getaktet, erzählt sie – In den Zug, Vorlesung in Augsburg, zurück in den Zug – Training in Ingolstadt. Deshalb könne sie Augsburg als Studentenstadt nicht auskosten, sagt sie. Für ihre Freunde und Familie finde sie trotzdem immer Zeit. „Das ist wichtig für mein mentales Befinden“, sagt Nicola. „Außerdem macht mir das alles Spaß. Eishockey ist zwar mein Beruf, aber ich mache es super gerne.“

Nicola hat zwei Mal am Tag Training. Als Sportsoldatin wird sie von der Bundeswehr für den Sport freigestellt. So kann sie sich auf ihre professionelle Eishockeykarriere konzentrieren und darf an ihrem Trainingsort bleiben. Nicola wohnt nicht in der Kaserne. Trotzdem müsse sie verschiedene Lehrgänge, wie den Feldwebellehrgang machen. „Jedes Jahr steht ein Lehrgang an, der drei bis vier Wochen in Anspruch nimmt“, berichtet sie. Wenn ein wichtiges Turnier dazwischenkommt, habe der Sport Priorität, sagt sie. Zudem bietet die Bundeswehr Nicola an, sie nach ihrer Eishockeykarriere zu unterstützen.

©Stefan Boesl

Bisher habe sie aber noch nicht daran gedacht, mit dem Eishockeyspielen aufzuhören, berichtet sie. Nicola will mindestens bis zu den olympischen Spielen 2026 aktiv sein.

„Das Eishockeyspielen ist meine Berufung und hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin“.

Auch ihre studentische Laufbahn soll nach dem Bachelor noch nicht enden. „Durch das Studentenleben lerne ich Menschen kennen, die nicht Eishockey spielen. Das ist für mich sehr besonders“, sagt Nicola. Sie könne sich vorstellen, noch ein weiteres Studium zu beginnen.

Nicola Eisenschmid hat noch viel vor in ihrem Leben. Wie ihre Zukunft aussieht, stehe noch nicht fest, sagt sie. Eines ist aber sicher: Gewöhnlich wird sie nicht.

Hinweis: Die Interviews für alle Artikel unserer Themenwoche wurden bereits im Juni geführt.

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