Kann man ohne Google leben? – Ich habe es ausprobiert.

Wenn ich so darüber nachdenke, würde ich sagen: Google ist die perfekte Suchmaschine. Für Suchanfragen liefert sie zuverlässig die passenden Ergebnisse, die Antworten zu teilweise auch komplexen Fragen erscheinen oft direkt auf der Ergebnisseite. Und würde ich Nutzer unserer Seite fragen: „Was ist eigentlich Deine Browserstartseite? Wie bist Du gerade eben zu Presstige gekommen? Wie navigierst Du generell im Internet?“, dann wäre die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Großteil unisono mit „Google“ antworten würde. 96% der mobilen Suchanfragen laufen über den Dienst.

Buntes Google-Logo auf einer Holzwand
Google ist praktisch und beliebt. Doch "Analphabet" zu werden ist schwer.

Ich mag Google – und habe es seit Jahren nicht benutzt.

Ja, wir wissen es insgeheim alle: ein so ausgereiftes und durchdachtes Produkt wird nicht einfach verschenkt. Und wenn wir nicht mit Geld zahlen, dann zahlen wir halt mit unseren Daten. Aber um Datenschutz soll es in diesem Artikel nicht gehen. Ich finde das Geschäftsmodell legitim – wenn niemand für ein Produkt bezahlen will, ist es eine Kunst, dem Kunden stattdessen einfach einen unsichtbaren Tauschhandel anzubieten. Google hat das perfektioniert, nicht nur für die Suche. Das Unternehmen bietet mittlerweile unzählige Dienste an, die das digitale Leben leichter und das Internet schöner machen sollen. Gmail, Maps, YouTube, Chrome, Android, Calendar, Pay, Translate – viele der Google-Dienste sind nicht nur Marktführer in ihrem Bereich, sondern aus dem Alltag vieler Nutzer nicht mehr wegzudenken. Sagen wir eher „Ich suche das“ oder „Ich google das“? Wann waren wir das letzte Mal auf einer anderen Videoplattform als YouTube unterwegs? Wir sind in einer fremdem Stadt und suchen den Weg – nur very-special-Snowflakes öffnen jetzt Bing Maps. Google-Dienste sind nicht nur marktführend, dem Unternehmen ist es gelungen, seine Produkte als die einzige, natürlich erscheinende Option für den jeweiligen Anwendungszweck zu platzieren. Nachdenken unerwünscht.

Google will nicht unsere Erste, sondern unsere Einzige Wahl sein

Aber was passiert, wenn wir dann doch mal über unsere Auswahlmöglichkeiten nachdenken? Gibt es da draußen sinnvolle und gut nutzbare Alternativen zu den Google-Diensten? Kann man ohne Google leben? Das habe ich mich vor einigen Jahren gefragt – und wusste keine Antworten. Also habe ich beschlossen, es auszuprobieren. Nicht wegen Datenschutz oder Ideologie, sondern schlicht aus Neugier. Mein kleines Experiment gestaltete sich schwieriger als ich dachte – und nahm ungeahnte Ausmaße an.

Schritt 1: Weg mit den Google-Apps

Zum Einstieg entschied ich mich, erstmal die offensichtlichen Google-Dienste aus meinem Leben zu verbannen. Da wurde mir gleich schon das erste Problem bewusst: Wer etwas ersetzen will, braucht Alternativen. Wie findet man die? Na klar, einfach Googeln. Achso… doch nicht. Zum Glück kannte ich Ecosia, das ich als meine neue Suchmaschine festlegen konnte. Läuft mit Bing, pflanzt Bäume, nice. Mit diesem neuen hölzernen Tor zu Welt informierte ich mich ersteinmal darüber, womit ich nun die zahlreichen Google-Dienste ersetzen könnte. Als nächstes war mein Browser fällig. Ich nutzte damals auf allen Geräten Chrome, weil ich die Synchronisierung meines Verlaufs und meiner Passwörter dort sehr schätzte. Bei meinen Recherchen lernte ich aber: Chrome ist mittlerweile ziemlich problematisch. Das Grundgerüst von Chrome heißt Chromium und funktioniert ziemlich gut. So gut, dass fast alle anderen Browser auf dem Markt Chromium mittlerweile ebenfalls als ihre Basis nutzen. Da Google die Entwicklung von Chromium koordiniert, nimmt es auch direkten Einfluss darauf, wie Konkurrenzbrowser wie Edge und Opera etc. funktionieren. Schon jetzt kann Google damit wesentlich mitbestimmen, wie Websites aussehen und funktionieren – was erlaubt ist und was nicht. Für mich sollte es also ein Browser ohne Chromium sein. Das stellte sich als ein filterstarkes Suchkriterium heraus: Als letzten großen Browser ohne Chromium-Basis gibt es heute nur noch Firefox – und der überraschte mich sehr. Ich hatte Firefox als etwas verstaubtes, langsames und überladenes Programm in Erinnerung. Doch das hatte sich geändert: Der Browser ist mittlerweile aufgeräumt und deutlich schneller, auch die mobile App läuft gut und die Synchronisation von Passwörtern, Lesezeichen etc. funktioniert reibungslos. Alles ist genau so intuitiv bedienbar wie bei Chrome… Scheinbar hat Google mittlerweile Maßstäbe gesetzt, die für den ganzen Markt gelten. Okay, ich hatte einen Browser. Jetzt noch ein paar Kleinigkeiten. Für die Google-Dienste Maps, Übersetzer, Podcasts etc. war schnell Ersatz gefunden. Eine Sache brauchte ich aber noch, um komplett ohne Google im Internet unterwegs zu sein: DNS. Das ist im Prinzip ein Adressregister für Internetadressen und wird benötigt, um zum Beispiel zur Eingabe „presstige.org“ die tatsächliche IP-Adresse des Servers zu finden, auf dem die Seite liegt. Standardmäßig ist bei vielen Internetanbietern und Geräten der DNS-Dienst von Google eingerichtet. Damit kann Google sämtliche Seiten sehen, die ein Nutzer besucht. Mit relativ wenig Aufwand konnte ich aber über die Einstellungen meines Routers den alternativen DNS-Anbieter 1.1.1.1 festlegen. Spannender Bonus: Websites laden jetzt merklich schneller. Schnelleres Internet ohne Google in 5 Minuten – kostenlos. Nice! Diese ersten Umstellungen habe ich im Zeitraum von ungefähr zwei Wochen vorgenommen. Danach brauchte ich erstmal eine Pause – solche nerdigen Sachen sind auch anstrengend! Es sollte aber nicht allzu lange dauern, bis es mir wieder in den Fingern kribbelte…

Schritt 2: Jetzt wird aufgeräumt

Auf die offensichtlichen Google-Produkte zu verzichten war also möglich. Einerseits freute ich mich über diese Erkenntnis und hatte das Gefühl, mir selbst etwas Gutes getan zu haben. Andererseits war ich auch etwas unzufrieden: Alleine das Ersetzen von Suche, Apps und Browser von Google hatte mich zusammengerechnet einige Stunden Zeit und Mühe gekostet. Und Google-frei war ich damit noch lange nicht: Noch immer hatte ich eine Gmail-Adresse, in der Uni und unterwegs arbeitete ich auf meinem Chromebook und meine Dokumente lagen als Google-Docs in meinem Google-Drive. All das umzustellen würde Aufwand bedeuten – aber die Neugier hatte mich schon gepackt.

Gut, das Offensichtliche zuerst: Das Chromebook musste weg. Schade eigentlich, denn das schnelle kleine Notebook mit dem Google-Betriebssystem fand ich für die Uni immer besonders praktisch. “Der Akku hält den ganzen Tag und das Hochfahren dauert nur sechs Sekunden” – Einige vom Algorithmus gestrafte YouTube-User werden nach diesen Buzzwords sicherlich die entsprechende Chromebook-Werbung im Ohr haben? Gut, denn damit dürfte offensichtlich sein: Chromebooks sind nicht nur schnell, sondern dank ihrer Werbung auch unglaublich cringe. Für mich war klar: Mein Notebook sollte ohne Google sein und bitte keine so nervige Werbung haben. Daraufhin verkaufte ich mein Chromebook. Mit der Anschaffung eines stinknormalen Windows-Notebooks mit weniger cringe-Werbung und geringfügig mehr Boomer-Vibes erledigten sich das Google-Docs- und Google-Drive-Problem von selbst. Dank Uni-Lizenz konnte ich einfach Office und OneDrive von Microsoft verwenden. Irgendwie langweilig, aber beim Schreiben meiner ersten Hausarbeit in Word war ich dann doch überrascht: Citavi funktionierte reibungslos (!). Ein Luxus, den man als Google-Docs-Nutzer nicht gewohnt ist. Das stimmte mich zuversichtlich: Endlich keine Plagiate mehr schreiben.

Bitte klicken Sie hier, um Ihre Adresse zu bestätigen

Blieb noch die Gmail-Adresse. Davor scheute ich mich am meisten – die E-Mailadresse ist eben nicht nur Ausgangspunkt für Kommunikation (wer schreibt eigentlich noch E-Mails?), hauptsächlich dient sie zur Anmeldung bei jeglichen Konten, die man irgendwo im Internet hat. Laut meinem Passwort-Manager war meine E-Mailadresse bei über 200 Konten hinterlegt. Ein Wechsel weg von Gmail würde bedeuten, sich in mehr als 200 Konten durch wirre Formulare zu klicken, um die Mailadresse zu ändern. Ich überlegte gründlich, ob mir die Sache diesen Aufwand wert war. Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen kam ich zu dem Schluss: Gute Idee – das mache ich! Ein neuer E-Mailanbieter war schnell gefunden (sogar ein klimapositiver mit Ökostrom – take that, Google!). Es folgten ein paar Lockdown-Nachmittage, in denen ich wieder und wieder meine neue Mailadresse in Formulare einfügte und auf Bestätigungslinks klickte. Ich würde schätzen, dass mich diese Aufgabe insgesamt etwa acht Stunden gekostet hat. Spannenderweise war das ganze aber gar nicht so schlimm – mit Kaffee und Musik fast ein wenig meditativ. Trotzdem wurde mir deutlich, dass eine E-Mailadresse fast etwas ewiges ist, das man nicht einfach mal so ändern kann. Eigentlich genau wie bei Telefonnummern – mit dem feinen Unterschied, dass man dort reibungslos von Anbieter zu Anbieter wechseln kann, ohne dass sich auch nur eine Ziffer ändert.

Was anfangs nervt, wird mit der Zeit fast meditativ

War’s das?

Jetzt hatte ich es geschafft, Google aus echt vielen Bereichen meines digitalen Lebens zurückzuweisen und zu ersetzen. Auch wenn bislang nicht alles ganz einfach war – es hatte sich immer irgendwie eine Lösung gefunden. Trotzdem war ich noch nicht ganz zufrieden, denn an einem Ort war Google noch fest bei mir zuhause: In meiner Hosentasche. Auf meinem Samsung-Smartphone waren alle Google-Dienste noch da (löschen geht nicht) und selbst bei den einfachsten Aufgaben mischt Google auf Android immer irgendwie mit. Mein ganzer bisheriger Google-ersetz-Aufwand wäre sinnlos gewesen, wenn ich jetzt nicht auch bei meinem Smartphone konsequent bliebe.

Einige Monate lang konnte ich dieses unbefriedigende Gefühl ertragen – dann machte ich mich auf die Suche nach Lösungen, um Google endgültig auch von meinem Smartphone loszuwerden. Eine Möglichkeit wäre gewesen, eine freie Version von Android auf meinem Gerät zu installieren. Leider ist das nicht ganz einfach. Ich hatte damit Jahre zuvor schonmal ein intaktes Smartphone unbrauchbar gemacht. Ups. Die andere Möglichkeit: Neues Smartphone kaufen. Ich entschied mich für Letztere.

Schritt 3: Exit-Strategie mit Donald Trump

Ein neues Smartphone ohne Google musste also her. Also habe ich mir ein iPhone gekauft – Ende.

Spaß, das wäre natürlich zu einfach gewesen. Ich war motiviert für noch mehr Experimente – und spannenderweise sollte es der damalige US-Präsident Donald Trump sein, der dahingehend für Nachschub sorgte. Nicht erst seit Corona war der gar nicht gut auf China zu sprechen, schon länger lief der Handelsstreit. Irgendwann setzte sich Trump in den Kopf, der chinesische Telefonhersteller Huawei spioniere die USA über seine Geräte aus. Wissenschaftliche Studien konnten dafür zwar nie Anhaltspunkte finden, aber who cares? Trump zumindest nicht. Er erließ ein Gesetz, dass allen amerikanischen Unternehmen eine Zusammenarbeit mit Huawei verbot. Long story short: Seit 2020 werden alle Huawei-Smartphones mit Android, aber komplett ohne Google-Dienste ausgeliefert. Keine Suche, kein Gmail, kein Play-Store – nichts. Auf dem Smartphone-Markt ist das ziemlich einzigartig. Im Internet überschlugen sich die Warnungen und schlechten Bewertungen zu den neuen Huawei-Geräten. Da war mir klar: So eins wollte ich haben.

App-Installation aus einer anderen Zeit

Plötzlich war ich stolzer Besitzer eines Huawei-Trump-Phones. Und schon beim Daten-Umzug auf das neue Gerät machte sich bemerkbar, dass von Google hier weit und breit keine Sicht war. Kein Google heißt kein Play-Store. Keine Möglichkeit also, zuverlässig alle möglichen Android-Apps herunterzuladen. Gleich beim Einrichten forderte mich das Huawei daher auf, meine wichtigen Apps von meinem alten Gerät per USB-Kabel zu übertragen. Apps über ein Kabel zu übertragen fühlte sich an, als wäre ich gerade in einem Jahrtausend, das ich nie erlebt habe. Doch es funktionierte erstaunlich gut. Auch für die Google-eigenen Apps waren bereits gut nutzbare chinesische Alternativen vorinstalliert – Suche, Karten, Kalender etc. direkt von Huawei. Fürs Erste war ich damit also gut gerüstet. Ein komplett Google-freies Smartphone zu haben fühlte sich gut an.

Aber wie das nunmal so ist, ergeben sich mit der Zeit ständig (gefühlte) Notwendigkeiten für neue und andere Apps, die es herunterzuladen und zu installieren gilt. Wie macht man das jetzt auf einem Android ohne Play-Store? Naja, erstmal gibt es da den Huawei-eigenen Appstore, die AppGallery. Tatsächlich finden sich darin einige wichtige Apps – aber natürlich bei weitem nicht alle, die es in Googles Play-Store gibt. Alleine schon Instagram und WhatsApp sind dort nicht zu finden. In solchen Fällen muss man auf die zweite Möglichkeit des App-Bezugs zurückgreifen: Sideloading. Zu diesem Zweck gibt es diverse Websites, die von fast allen Android-Apps im Play-Store rohe Installationsdateien bereitstellen, die “APKs”. Auf diesem Weg ist es dann tatsächlich möglich, gefühlte 95% aller Play-Store-exklusiven Apps zu bekommen, ohne auch nur ein einziges Mal mit Google in Kontakt zu kommen. Tolle Sache – wenn man diesen Websites vertraut. Mal schnell TikTok runterladen ist sicher kein Problem. Unheimlicher wird es aber, wenn es um Apps geht, die sensible Daten verarbeiten: Theoretisch könnten die Betreiber der APK-Seiten sonstwas in den Code der Apps hineinschreiben. Banking App-APKs runterladen? Das habe ich mich bislang noch nicht getraut.

Google ist ein kleines Zahnrad. Leider ist mein Uhrwerk made in China.

Das mit den Banking-Apps ist eigentlich gar nicht weiter schlimm – viele von ihnen funktionieren auf meinem Huawei-Telefon ohnehin nicht. Denn wie ich lernte, sind sehr viele Apps zu Sicherheitszwecken auf die sog. “Google-Play-Services” angewiesen, die im Hintergrund auf dem Android-Gerät laufen müssen. Sind diese Services nicht vorhanden, funktionieren manche Apps gar nicht – darunter eben viele Banking Apps. Ohne Google kommt man dann unterwegs nicht an sein Geld. Oder eben nie, wenn man eine Smartphone-Bank wie N26 nutzt. Einerseits ist das echt nervig: Beim Shoppen kurz vor der Kasse nochmal das Kreditkartenlimit anpassen, wenn es doch etwas teurer wird – geht nicht. Andererseits haben diese Einschränkungen auch positive Seiten: Seit ich unterwegs keinen Zugriff mehr auf Trade-Republic habe, spiele ich viel weniger damit herum – und plötzlich ist die Performance meines Depots deutlich besser. Mein Smartphone ohne Google hält mich also erfolgreich vom Zocken ab und spart mir dadurch Geld. Auf lange Sicht könnte sich alleine dadurch der Kauf schon gelohnt haben. Außerdem vorteilhaft: Die Apps aller E-Scooter-Anbieter nutzen eine integrierte Version von Google-Maps um anzuzeigen, wo der nächste Roller steht. Bei mir erscheint stattdessen – nichts, die Apps stürzen einfach ab. Ohne Google ist es nicht möglich, E-Scooter zu fahren. Tatsächlich habe ich die Scooter hin und wieder gerne genutzt – vermisse sie aber kaum. Wahrscheinlich spart mir mein Trump-phone damit ein bisschen Geld und den einen oder anderen Schneidezahn.

Dank Handelsstreit kein Trading mehr
au reVOIr - ohne Google keine E-Scooter

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Viele Apps greifen zum Versenden von Push-Benachrichtigungen ebenfalls auf die ominösen Google-Play-Services zurück. Auf meinem Smartphone führt das dazu, dass ich die nützlichen, oft aber auch nervigen kleinen Banner nicht mehr empfange. Das ist einerseits praktisch – ehrlich gesagt sind die meisten dieser Benachrichtigungen ohnehin nutzlos. Andererseits führt das z.B. dazu, dass man es einfach nicht mitbekommt, wenn man auf WhatsApp, Signal & Co. Nachrichten bekommt. Das kann auf Dauer schon ungünstig sein. Zwar lässt sich das Problem beheben, indem man diesen wichtigen Apps erlaubt, ständig im Hintergrund geöffnet zu sein – darunter leidet dann aber der Akku. Solche Ausnahmen wollen also wohlüberlegt ausgewählt werden. Mittlerweile empfinde ich das Fehlen der meisten Push-Benachrichtigungen aber eher als angenehm. Bislang hatte ich damit auch noch nie größere Probleme. Bis auf dieses eine Mal.

Erhöhtes Corona-Risiko ohne Google?

Nach vier Monaten mit meinem neuen googlefreien Trump-Smartphone war es dann endlich so weit, dass ich einmal ein ernsthaftes Problem bekam. Eines Abends habe ich mich mit ein paar Leuten getroffen. Vier Tage später stellte sich heraus, dass eine Person unter uns mit Corona infiziert war. Ok, nervig, erstmal zum PCR-Test. Der war zu dieser Zeit aber nur mit triftigem Grund möglich, z.B. einer Warnung in der Corona-Warn-App. Kein Problem, die App meldete sich zuverlässig auf allen unseren Smartphones. Außer auf meinem. Ich hatte ein Problem – denn ohne App-Warnung kein PCR-Test. Nach einiger Recherche musste ich feststellen, dass das Ausbleiben einer Warnung bei mir wohl tatsächlich auf Google – oder eben dessen Nichtvorhandensein zurückzuführen war. Die Corona-Warn-App setzt zur Kontaktnachverfolgung nämlich bei iPhones auf eine Apple-Schnittstelle, bei Android-Geräten auf eine Google-Schnittstelle. Blöd nur, wenn ein Android-Gerät keine solche hat. De-facto war meine Corona-Warn-App damit die ganze Zeit völlig nutzlos – wer weiß, wie viele Risikokontakte ich unwissentlich schon hatte? Das ärgerte mich: Genau genommen werden damit Android-User, die Google nicht nutzen möchten, durch die teure App nicht geschützt und können auch andere nicht schützen. Da sich auch das Gesundheitsamt bei mir nicht meldete, konnte ich mich tatsächlich nicht PCR-testen. Erst Tage später, als alle anderen aus der Gruppe ihr negatives Ergebnis vorliegen hatten, vertraute ich dann auch meinen negativen Selbsttests. Glück gehabt.

"Niedriges Risiko" zeigt die Google-freie Open-Source Variante der Corona-Warn-App an. Beruhigend ist das nur, solange man nicht weiß, dass sie gar nicht funktioniert.

Wie gesund ist das Internet?

Wow – ich hätte nicht gedacht, dass ich über meine Google-Abstinenz schon so viel zu erzählen habe. Zeit für ein Fazit. Ist es möglich, das eigene digitale Leben komplett unabhängig von Google zu machen? Ich würde sagen: ja – wenn man es wirklich will. Auf Google zu verzichten ist keine Entscheidung, die man heute trifft und morgen umsetzt. Das Alphabet-Unternehmen hat es geschafft, sehr große Teile der digitalen Produkte, die wir alle täglich nutzen, als einzig logische und selbstverständliche Option zu platzieren. Aber damit nicht genug: Vor allem unter der Oberfläche hängt sehr viel von Google ab. Mit der Chromium-Plattform kann es schon jetzt maßgeblich darauf Einfluss nehmen, wie Websites aussehen und wie wir sie zu nutzen haben. Android, das erfolgreichste Smartphone-Betriebssystem weltweit, ist zu großen Teilen nur unkomfortabel oder gar nicht ohne Google-Dienste zu nutzen. Selbst Apps wie die Corona-Warn-App, die von staatlicher Seite entwickelt werden und die so viele Menschen wie möglich nutzen sollten, lassen Nutzer_innen ohne Google komplett außen vor.

Möchte man uneingeschränkt und ohne größeren Aufwand Aufgaben jeglicher Art online erledigen, dann gilt schon jetzt: Ohne Google ist das fast nicht mehr möglich. Ein einziges Unternehmen kann bestimmen, wie große Teile der weltweit kritischen Infrastruktur “Internet” zu funktionieren haben. Um diesen Zustand zu beschreiben, haben gemeinnützige Organisationen den Begriff “Internetgesundheit” erdacht. Ist das Internet krank? Mit Sicherheit ist das Ansichtssache. Mich persönlich hat es ehrlich gesagt aber erschreckt, einmal nachzuvollziehen, wie auch ich schon vom Offensichtlichen bis ins Detail von Google abhängig war und wie schwierig bis unmöglich es ist, daran etwas zu ändern. Gleich alles so radikal umzustellen und auszumisten wie ich, ist bestimmt für viele schon zeitlich nicht möglich. Trotzdem halte ich es für lohnenswert, sich zumindest einmal zu überlegen und sich klar zu machen, in welchen Bereichen man von Unternehmen wie Google abhängt – und ob man sich damit wohl fühlt. Wie man das herausfindet? Einfach mal googeln.

4 thoughts on “Kann man ohne Google leben? – Ich habe es ausprobiert.”

  1. Wow, echt ein toller Artikel: lustig, relevant und zum Nachdenken anregend. Danke, dass du der Experiment für uns gemacht hast, ich glaube viele hätten sich nicht getraut!

  2. Sehr spannend, wo Google schon überall drin steckt. Werde künftig mal darauf achten.
    Ein gelungener Artikel, viele Fakten aber trotzdem verständlich und locker. Gerne mehr davon!

  3. Also ich persönlich bin ein großer Fan von Google und dessen Services und bin auch sehr froh, dass alles(auch meine Daten) so vernetzt sind, aber der Artikel ist wirklich gut und dabei auch unterhaltsam. Danke für die Mühe, die du dir mit dem Versuch und auch mit dem Artikel gemacht hast.

  4. Ich versuche seit 4 Jahren vor Google und Microsoft zu fliehen.
    Jetzt kann man entweder komplett verzichten, Laptops und Handys benutzen oder du bist gezwungen Google Konto zu haben.
    Warum? Nun ist die Marktführende fast schon Monopol, als zweites folgt Microsoft.
    Bis vor vier Jahren hatte ich mich immer von einem IT Techniker, der sich als Administrator in meinen Geräten eingetragen hat. Bis vor vier Jahren wusste ich nicht einmal, dass Google mehr als nur eine Suchmaschine ist, Microsoft ein Office Programm . Ich war geschützt durch IT-erfahrene Leute – daher war ich auch geschützt vor Google und Microsoft. Kaum hatte ich keinen IT- Experten mehr. Ich habe keine Ahnung von Technik . Ich konnte alles bedienen, was ich brauchte. Nur alles, was die Admins von mir ferngehalten haben,ist ein gefundenes Fressen für Google .
    Ihr findet es also in Ordnung, dass Google bereits das Monopol besitzt . Ihr nirgendwo hin kommt, ohne mit Google konfrontiert zu sein. Merkt ihr gar nicht, dass alles bereits von Google beherrscht wird
    Google ist der Marktführer und die Firmen , Spitäler, Fabriken , Ämter , Banken sind abhängig von Google – ohne es zu merken hat sich Google zu einer Macht herangeschlichen und nun ist es zu spät.
    Microsoft und Google haben absolut keinen Respekt vor Privatsphären.
    Ihre Datenbank Richtlinien sind so formuliert, dass es egal ist, was man tut, sie können jederzeit behaupten, man hätte dagegen verstoßen. 2018 bemerkte ich, dass ein Computer nicht nur ein Arbeitswerkzeug ist, das zu tun hat, was ich will. – Ab dem Zeitpunkt, als ich keine Admin vor mir hatte, wurde ich wahrgenommen. Jeden Tag kamen schreiben, Datenrichtlinien unbedingt immer lesen und befolgen . Nicht nur, dass ich mir vorkam, ich bekomme Befehle von meinem Computer – Google verlangte von mir mehr Aktivitäten und meine Mails mit Gmail zu schreiben. Microsoft verlangte die Mitarbeit. Es war klar, dass wir beobachtet werden, um ( angeblich unsere Interessen zu fördern) Dabei geht es erstens um Werbung, mit der Sie uns schütten. Alles, was wir User taten, wurde protokolliert, und diese Protokolle landeten in der IP – die wird freigegeben für jede Plattform und Website frei zur Einsicht. Meine DATEN werden ohne mein Einverständnis -die von jemanden geschrieben wurden, der nur das schreiben konnte was er wahrnimmt. Ein Techniker der schreiben kann, was er will, Denn zwischen dem was ich für Seiten aufsuchte, aus welchen Gründen und dem, was eine Person ohne Ahnung wer die Person ist. In Österreich ist der Datenschutz das wichtigste und höchst strafbar, wenn jemand dagegen verstößt.
    Ich weis nicht, ob ihr das jemals zu lesen bekommt, aber wenn, denkt bitte daran, dass ihr nicht mehr frei seid, so wie ihr glaubt.
    Noch dazu musste ich feststellen, bis zum heutigen Tag, dass es gefährlich ist, sich gegen den Willen unserer Plattformen aufzulehnen.unserer Plattformen aufzulehnen.
    Meine IP wurde verleumdet – Ich wurde täglich schickaniert, Gehackt meine Daten wurden zerstört usw. Ich habe bis heute die grausamsten Dinge erlebt – Seelische Vergewaltigung und nur weil ich nicht mehr mit den Göttern des Netzes arbeiten wollte
    Ich glaube, ich habe mit meiner Meinung und meinen Rechte das Eindringen in meine persönliche Privatsphäre. einige der überheblichen Mitarbeiter, etwas mehr als nur auf den Schlips getreten.
    In den Feedbacks schrieb ich nicht das übliche technische bla bla sondern meinen ärger über die Dinge die meiner Meinung nach sehr nach Benutzen der User die Privaten kleinen Benutzer
    Für die das Handy und die Apps und all die super Möglichkeiten einfach das größte waren.
    Ohne zu merken haben sie bereits als freie Mitarbeiter alles getan, was ihnen aufgetragen wurde.
    Ich schrieb ein zorniges Feedback, dass es unmöglich ist, die Menschen so zu manipulieren.
    Die Psycho Tricks dienten gut dazu, die Menschen auszurichten und wie ein Labor Äffchen zu halten.
    Leider und absolut erschreckend ist, dass niemand es bemerkt und hoffentlich auch niemals herausfindet.
    Da es traurig ist das die Angst vor Unserem Monopol so groß ist das sich jeder weigert mit mir vor Gericht zu ziehen.

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