Die Indie-Popper aus der Fuggerstadt

Vor dem Durchbruch: Seit sieben Jahren machen Anajo gemeinsam Musik

2002 gewannen sie den MTV-Newcomer Wettbewerb, letztes Jahr hatten sie über 100 Auftritte in ganz Deutschland. Ihre ersten Hits waren „Monika Tanzband“ und „Ich hol dich hier raus“. Bald erscheint ihr zweites Album. Das Beste: Sie kommen aus Augsburg. Was und wer steckt hinter dem wachsenden Erfolg von Anajo? Wir haben Sänger und Texter Olli und Drummer Ingolf getroffen.

Von Maja Viel, Nadya Khan

Durchgeknallter Schlagzeuger und experimentierfreudige Band

presstige: Da Michi heut nicht kommen konnte, müsst ihr beide euch alleine unseren Fragen stellen. Wie habt ihr drei euch eigentlich kennen gelernt?
Olli: 1999 hab ich erst alleine angefangen, mit der Gitarre Musik zu machen und hab dann den Computer als Instrument entdeckt. Ich fand’s erst total geil. Aber nach ’nem halben Jahr is es mir doch zu langweilig geworden, da suchte ich mir eine Band. Zuerst hab ich den Michi gefragt, den kannte ich noch aus Schulzeiten.
presstige: Aber der spielte damals noch in deiner Konkurrenzband, die du gar nicht geil fandst…
Olli: Genau. Er hatte am Anfang eigentlich keine Lust. Aber als wir ein paar Mal miteinander gespielt haben, kam die Lust dann doch. Außerdem wurde er von seiner damaligen Freundin überredet. Ingolf haben wir dann über eine Anzeige gefunden.
Ingolf: Total unspektakulär eigentlich.
Olli: „Durchgeknallter Schlagzeuger sucht experimentierfreudige Band.“ Fand ich sehr ansprechend, und mit ihm hat’s auch gleich funktioniert, wie man sieht. Bis heute haben wir immer in derselben Besetzung gespielt.
Ingolf: Fast 7 Jahre.
presstige: Eure Namensfindung war ja auch sehr interessant.
Olli: Wir waren halt auf der Suche nach ’nem Namen und mussten auch ziemlich schnell einen finden, weil wir uns für Band des Jahres angemeldet hatten. An einem Sonntagnachmittag waren wir…
Ingolf: …in der Entspannungsphase…
Olli: …im Fernseher liefen Bud Spencer Filme, eben Banana Joe. Und dann gab’s diese Bildstörung und von Banana Joe blieb dann nur noch Anajo.

Über Österreich in die Welt

presstige: Wo und wann kam es eurer Meinung nach zum Durchbruch?
Ingolf: Am Blinddarm… lacht
Olli: Also wo fängt das an? Wir in der Band sind der Auffassung, dass wir den Durchbruch noch nicht geschafft haben. Zumindest nicht in dem Maße, in dem wir uns das auf längere Sicht wünschen. Wenn man von einem kleinen Durchbruch sprechen mag, war’s wohl vor 2 Jahren, mit der Demo-CD „Ich hol dich hier raus“. Damit kamen wir dann beim österreichischen Radiosender FM4 in die Charts. Daraufhin bekamen wir den Plattenvertrag bei Tapeten Records in Hamburg.
presstige: Im Herbst 2000 wart ihr Augsburg Band des Jahres 2000 und 2002 gewannt ihr einen MTV Newcomer-Contest. Wie bedeutend war dies für eure Karriere?
Olli: Das war auf jeden Fall wichtig. Das hat uns ein bisschen Selbstvertrauen gegeben und durch „Band des Jahres“ wurde uns die CD-Produktion ermöglicht. Dadurch wurden wir auch in Augsburg und der Region bekannter. Beim MTV-Contest gewannen wir ein Konzert in Spanien. Nach diesen einzelnen Höhepunkten werden wir heute immer noch gefragt.
Ingolf: Ich glaube, ich hätt’ mir in dem Jahr gar keinen Urlaub leisten können. Aber wenn MTV anruft und sagt: ’Jetzt fahrt ne Woche nach Spanien!’ Das ist schon super.

Berlin war Wahnsinn

presstige: Wo tretet ihr außer in Spanien und natürlich Augbsurg besonders gerne auf?
Olli: Augsburg ist natürlich immer ein Highlight. Im Dezember hatten wir hier drei ausverkaufte Konzerte. Das war total überwältigend. Das ist natürlich das Augsburger Publikum – des is Heimspiel, des is super. München auch: Da haben wir das letzte Mal im ausverkauften „Backstage“ vor 700 Leuten gespielt. Außerdem gibt’s da noch ein paar Überraschungssachen, wo wir nie gedacht hätten, dass es so super wird. Zum Beispiel in Berlin – Berlin war Wahnsinn.
presstige: Deutschsprachige Musik ist gerade sehr im Kommen. Merkt ihr auch etwas von diesem Aufschwung?
Olli: Das wäre jetzt gelogen, wenn wir sagen würden, dass wir davon nicht profitieren. Aber wir haben ja eigentlich immer unabhängig von dieser Welle Musik gemacht. Von Anfang an hatten wir unseren eigenen Musikstil, den deutschsprachigen Indie-Pop.

Hilfe für Elfen und Feen

presstige: Woher kommen denn eure Ideen zu den Songs?
Olli: Ja des is’n Mysterium. Also ich kann’s ehrlich gesagt nicht so genau sagen. Das sind oft spontane Einfälle. Sachen, die ich irgendwo lese, oder die ich im Fernsehen mitbekomm’. Über was halt auf der Straße so geredet wird. Sachen, die mir gefallen, bau ich zu irgendeinem Text aus. Das andere sind dann persönlich erlebte Dinge. Zwar nicht immer eins zu eins, aber zumindest der Anstoß ist schon autobiographisch. Wie „Vorhang auf“ zum Beispiel.
presstige: Ihr habt auch ziemlich ausgefallene Titel. Was steckt eigentlich hinter „Hilfe Elfe Fee“?
Olli: Die Fee symbolisiert die Flucht aus einer absolut technisierten Welt, um mal wieder was Phantastisches, nicht Erklärbares zu erleben.
presstige: Wie sieht’s mit Vorbildern aus?
Olli: Wir haben eigentlich vom Anfang an gesagt, dass wir uns nicht auf irgendwelche Bands festlegen wollen, die wir als Vorbilder bezeichnen. Natürlich haben uns viele Bands aus Hamburg inspiriert, wie Tocotronic oder Blumfeld.
presstige: Seid ihr mit den anderen Augsburger Bands befreundet?
Ingolf: Die treffen wir dann an der Bar… lachen
Olli: Also mit Nova [Nova International] verstehen wir uns sehr gut. Wir haben auch schon öfter mal Sachen zusammen gemacht. Die anderen Bands kennen wir nicht alle.
Ingolf: Wir leihen uns auch öfters mal gegenseitig Material aus. Wenn zum Beispiel mal ne Gitarre kaputt geht, weiß man immer, wo man anrufen kann.
Olli: Zu „Starter!“ is auf jeden Fall auch ein guter Kontakt da.

Augsburg ist aber auch ganz schön

presstige: Wie sieht’s eigentlich mit eurer nächsten Tour aus?
Olli: Die haben wir fast komplett abgesagt, weil wir unser Album verschoben haben, von April auf September, und noch ein bisschen Zeit brauchen.
presstige: Wie steht es denn dann um dein Studium, Olli? Bei diesem vollen Terminkalender…
Olli: In der Uni war ich schon länger nicht mehr. Die müssen noch ein bisschen auf mich verzichten.
presstige: Aber Augsburg gefällt euch?
Olli: Augsburg is ganz schön, weil’s relativ übersichtlich ist und man hier ziemlich schnell heimisch wird. Ingolf: Man kann nicht so schnell verloren gehen, weil man fast von jedem Punkt aus zu Fuß nach Hause laufen kann.
presstige: Wie sieht’s mit euren Zukunftsplänen aus?
Olli: Wir sind ja immer bescheiden. Das nächste Ziel ist einfach, ein gutes Album zu machen. Da sind wir ja auch grad dabei. Alles was dann kommt werden wir ja sehen.
Ingolf: Das macht momentan genug Arbeit und man steckt sich dann eher Etappenziele.
presstige: Dann danke und noch viel Erfolg auf der nächsten Etappe!

Anajo sind:

Oliver Gottwald (27), Gesang/Gitarre, studiert Politik, Soziologie, Medienpädagogik

Ingolf Nössner (31), Drums, Ton-Ingenieur

Michael Schmidt (28), Bass/Keyboard, Multi-Media Designer

Aktuelles Album:
„Nah bei mir“ (ersch. Oktober 2004)

Das neue Album erscheint im Herbst 2006 – exklusiv für euch der Titel: „Hallo, wer kennt hier eigentlich wen“

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