Pfersee: Ein Stadtteil stellt sich vor
Augsburg: das bedeutet Fuggerstadt, Mozart, Luther, Religionsfrieden und natürlich die Puppenkiste. Stimmt. Ist aber nicht alles, was die Stadt an Lech und Wertach zu bieten hat. Zu wenig bekommt man von den einzelnen Stadtteilen mit, wenn man Augsburg als Tourist oder Student erkundet. Schluss damit. In unserer neuen Serie klären wir euch auf, was es in „Augschburg“ abgesehen von der City und dem Campus noch zu sehen gibt. Den Anfang macht in dieser Ausgabe der Stadtteil Pfersee.
Von Tamara Bianco
Im Westen der Stadt gelegen erstreckt sich das Viertel entlang der Wertach. Mit Pfersee verbinden viele das Rosenaustadion und den FC Augsburg. Was streng genommen falsch ist: Zwar gehört auch das Rosenauviertel zu den vier Bezirken des Stadtteils, jedoch befindet sich das aus Trümmern des Zweiten Weltkrieges erbaute Mehrzweckstadion, laut dem Stadtvermessungsamt, im Antonsviertel. Zugegeben, das Stadion ist in die Jahre gekommen und eine Renovierung schon lange überfällig – trotzdem haben es die Kicker geschaff t, darin den steilen Weg in die 2. Fußballbundesliga zu meistern und schlagen sich dabei mehr als ordentlich. Das Stadion wird, soviel versprechen die Stadtregierung und Noch-Ministerpräsident Edmund Stoiber, in den nächsten Jahren einem modernen Neubau weichen, um den hohen Anforderungen der Spieler und Zuschauer besser gerecht zu werden.
Kinderfreuden
1911 wurde Pfersee in die Stadt Augsburg eingemeindet, davor musste an der Luitpoldbrücke noch Brückenzoll bezahlt werden. Am meisten gefreut haben sich wohl die damaligen Schulkinder, die unter anderem ein Paar Würstchen und eine Tafel Schokolade zum Festakt erhielten. Bis mindestens drei herausragende Unternehmen: Die Spinnerei und Weberei, die Chemische Fabrik und die Firma Eberle prägen bis heute das Ortsbild Pfersees und trugen entscheidend zum industriellen Gedeihen der Stadt Augsburg bei. Woher der Name „Pfersee“ kommt, konnte noch nicht abschließend geklärt werden. Hartnäckig hält sich die Geschichte, der Name komme vom keltischen Wort „perz“, das soviel wie „Pforte“ oder „Burg“ bedeuten soll. Ein gesicherter Nachweis für diese These findet sich allerdings nicht. Wer noch dringend auf der Suche nach einer Herausforderung für eine Abschlussarbeit ist, kann sich dem Thema aber gerne annehmen.
Dort wo die Rosen blühen …
Auch architektonische Highlights gibt es im Westen der Stadt zu bestaunen: Die Jugendstilkirche Herz-Jesu ist die größte ihrer Art in Süddeutschland. Nach der Grundsteinlegung 1907 fand im Mai 1910 die Kirchenweihe statt. Interessant ist auch der beauftragte Architekt: Der damals erst 30-jährige Michael Kurz wurde mit der Errichtung des Sakralbaus betraut. Auch andere Gebäude in Pfersee sorgen im Stadtteil für Gesprächsstoff: Das so genannte Rosenhaus, das die Pferseer auch liebevoll „Kitschhaus“ nennen, sticht zwischen den benachbarten grauen und braunen Gebäuden sichtlich hervor. Eine in die Jahre gekommene weiße Fassade wurde vor Jahren mit roten Rosen verziert. Ein Neuanstrich gestaltet sich somit schwierig, da es wohl keinen gibt, der die einzelnen Blüten in Kleinarbeit nachzeichnen will. Das größte Aufsehen machte Pfersee wohl an Pfingsten 1999, als ein verheerendes Hochwasser der Wertach große Teile des Stadtbezirks überschwemmte. Der Schaden ging in die Millionen. So mancher Bewohner der Uhlandwiese im Süden Pfersees konnte zum ersten Mal mit dem Paddelboot durch die Straßen rudern. Alles in allem ist Pfersee auf jeden Fall einen Besuch wert. Von der Uni fährt die Straßenbahnlinie 3 direkt ins Zentrum des Geschehens und lockt dort mit diversen Geschäften und einer ganzen Menge Geschichte.