Brothers in Arms

Michael Sentef [dr Schwab] und Christopher Große [da Balina-wa!] haben doch gar keine Zeit für diesen Generationen-Quatsch!

Im Anfang ertönte SEIN Wort: Ihr seid doch, wie soll ich sagen, eher die reifere Fraktion. – Wir: Bitte? – ER: Naja, wie soll ich sagen, ihr wart auch schon mal jünger, sportlicher, fitter, schöner … – Wir: Paaaaah! – ER: Wie dem auch sei. Ihr habt euch ja an sich noch ganz gut gehalten. Ich möchte von euch eine “Generationen”-Glosse. – Wir: Wenn’s sein muss … ER: Aber eine ganz kurze. – Wir: Das kommt uns äußerst gelegen. (Alle ab.)

Von Michael Sentef & Christopher Große

Voilà – die generöseste Generationenglosse der Welt, bei der diesmal alles ganz anders ist. Welche Generation sind wir gleich nochmal? X? Y? Z? Eigentlich haben wir keine Ahnung und eigentlich auch gar keine Zeit für solchen Quark. Unsere Generation zeichnet sich nämlich vor allem durch eine Sache aus: Wir haben keine Zeit. Für nix. Das ist der Dank der Digitalisierung und der Fluch unserer Selbstverwirklichung. Wir hetzen, wir eilen, wir sind permanent mit irgendetwas beschäftigt, ständig auf Achse, ständig bewegt, vernetzt, verbunden – wir haben nur noch Stress in der Arbeit, Stress in der Freizeit, Stress im Schlaf, sogar Stress beim Sex. Warum das so ist? Warum wir so leben? Wir wissen eigentlich nicht so genau, warum wir uns das antun. Es ist eben so. Ist irgendwie so geworden. War irgendwann auch mal anders. Das muss irre lang her sein. Die erste werbliche deutsche Internetseite ging übrigens vor 17 Jahren online und war für einen Zigarettenhersteller. Das war damals. Heute gibt’s keine Zigarettenwerbung mehr im Internet. Dafür ist es heute völlig normal, alle zwei Jahre den Arbeitsort zu wechseln, heute München, morgen Zürich oder Paris, übermorgen Seoul, Peking oder San Francisco. Der Partner zieht mit oder auch nicht, wird gewechselt oder auch nicht, weil er/sie selbst morgen in London und übermorgen in Wien oder doch in Hamburg oder doch in Berlin oder doch in … Das Schöne daran ist, dass alles austauschbar, belanglos, gleichartig, irgendwie brüchig wird, es rauscht solange an einem vorbei, bis irgendwann alles zu einem monotonen Grundrauschen verschwimmt – und dann ist auch schon alles egal und man muss sich keine Gedanken mehr machen (hat man ja auch keine Zeit zu). Man möchte meinen, dass man bei alledem irgendwann auf das Wesentliche zurückgeworfen werden müsste, so wie bei Benn (Spät erst erfahren Sie sich:/bleiben und stille bewahren/das sich umgrenzende Ich.). Und dann wäre vielleicht alles gut. Der andere hat seine ganz eigene Sicht auf die Gesamtsituation: Mir send die wo gwinne wellet, secht der Schwab. Ond Rechd hoddr. I be jo a Schwab, woisch. Schbarsam, abr id geizig. Ond ambidsioniert hald au. Karriere isch scho wichdig. Heilix Blechle, hajo! Mir arbeided viel für wenig Geld ond hend au sonschd koin Schbaß em Läbe. Emmer bloss schufda ond nix derfür kriega. Weil mir missed jo dui ganze 68er Hibbies durchfüddere – dui schaffed jo nie ebbes. Ond die Jonga, ha woisch, dui kenned doch au koi Arbeid. Des isch wie midm von Guddaberg, der hod au dachd, so a Dockterarbeid, hajo, des kosch mit Links macha. Ha noi, gohd hald edda. Oder jetzat dui Piraaaade-Pardei. Dui send doch elles bloß Schpackos, so Nerds oddr Dweebs, wie mr dui jetzat nenne dood. Dweeb ischs glaub äher, weil em Gegasatz zom Dweeb isch a Nerd edda bloß “socially inept” ond “obsessed”, sondern hald au noo a bissele klug. Des koosch glaub voo denne Piraaade edda saage. Soooo … gnug gschwätzt. I muss jetzad wieder ebbes arbeide. Gell? Tschau.

ER: Na toll. Wie ich sagte: Bei eurer Generation merkt man eben das Alter. Nur noch am Meckern. (Alle weinend ab.)

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