Mittlerweile ist es schon einen Monat her, dass die Stadt Augsburg offiziell auf die UNESCO Kulturerbeliste gesetzt wurde. Die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) verleiht den Titel „Welterbe“ an Orte, die durch ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind. Viele von euch haben bestimmt das beleuchtete Rathaus, die blau leuchtenden Brunnen und die vielen Fahnen in der Innenstadt bemerkt um diesen Erfolg zu feiern.
„Augsburg ist jetzt Weltkulturerbe!“, „Wir haben es endlich geschafft!“, „Alles wegen des Wassers.“. Solche Sätze fielen den letzten Monat über in vielen Gesprächen.
Doch warum sind wir überhaupt auf die Liste gekommen?
Begonnen hat es damit, dass sich Augsburg 2011 auf Grund seines einzigartigen Wassermanagement-Systems für eine Auszeichnung als Welterbestätte bewarb. Über die Liste der potentiellen Kandidaten aus Bayern, wurde Augsburg 2014 offiziell auf Platz 3 der deutschen Vorschlagsliste gesetzt. Dann begann der tatsächliche Antragsprozess mithilfe von UNESCO-Welterbe-Experten. Anfang 2018 wurde die 800 Seiten lange Bewerbungsmappe im Welterbezentrum der UNESCO in Paris abgegeben und dort ausgewertet. Und nach 8 Jahren war es am 06.07.2019 dann endlich soweit…Augsburg wurde als Welterbestätte eingetragen.
Aber aus was besteht eigentlich dieses einzigartige Wassermanagement-System, das uns zum Weltkulturerbe gemacht hat?
Prinzipiell bilden in Augsburg vier verschiedene Bereiche ein komplexes System, dass mit bedeutenden technischen, industriearchäologischen sowie architektonischen Denkmälern aus der Zeit vom 15. bis zum frühen 20. Jahrhundert bestückt ist. Insgesamt handelt es sich hierbei um 22 verschiedene Stationen, die durch den Titel des UNESCO-Welterbe nun für die ganze Welt sichtbar, aber auch für immer geschützt sind. Die vier verschiedenen Bereiche umfassen den Wasserbau, die Wasserkraft, das Trinkwasser sowie die Brunnenkunst.
Wasserbau
Der Aspekt des Wasserbaus zeichnet sich besonders durch die außergewöhnliche Lage Augsburgs, zwischen Lech und Wertach aus. Ab circa Mitte des 8. Jahrhunderts lieferten künstliche Wasserläufe Brauchwasser und wurden als Kühlsysteme sowie Transportwege für Brennholz und Baumaterialien benutzt. Dadurch wurden die Mühlen betrieben, Rohstoffe konnten angeliefert werden und der Abfall war einfach entsorgt. Das Rote Tor war über 450 Jahre ein Teil der Trinkwasserversorgung und die künstliche Kanustrecke am Hochablass entstand 1972 für die Olympischen Spiele in München.
Wasserkraft
Im Bezug auf die Wasserkraft sind vor allem die beiden Wirtschaftszweige Textil- und Papierproduktion, die ab dem 14. Jahrhundert ständig wuchsen und Augsburg zu einem Zentrum dieser Produktionsarten machten, zu erwähnen. Es wurden die Wassertürme vor dem Schwibbogentor und die Hebewerke am Roten Tor gebaut. Ab dem 19. Jahrhundert wurde die Stadt dann auch noch zu einem sehr wichtigen Standortfaktor für die Industrie. Damit begann dann der Aufstieg der Textilindustrie (AKS, SWA), der Papierindustrie sowie des Maschinen- und Turbinenbaus (Haindl, Riedinger, MAN).
Trinkwasser
Schon die Römer, für die fließendes Wasser stets eine Priorität war, leiteten aus der Singold nahe Igling Wasser nach Augusta Vindelicum. Die Besonderheit in Augsburg war aber die Trennung von Trink- und Brauchwasser die schon im 15. Jahrhundert begann. Durch eine Spundwand aus Holz wurde das Trinkwasser vom Brauchwasser schon auf dem Weg in die Stadt getrennt. Das Wasserwerk am Hochablass startete bereits 1879 mit einer innovativer Technik für moderne Trinkwasserversorgung. Noch heute gibt es 17 Trinkwasserbrunnen im Stadtgebiet. Die Stadtwerke Augsburg versorgen etwa 310 000 Menschen mit rund 80 Brunnen mit Trinkwasser. Und die Qualität unseres Wasser ist nach wie vor extrem gut.
Brunnenkunst
Ende des 16. Jahrhunderts verfügt die Stadt Augsburg über eine weltweit einzigartige Trias repräsentativer Monumentalbrunnen. Dieser besteht auch heute noch aus dem Augustusbrunnen, dem Merkurbrunnen und dem Herkulesbrunnen. Der Merkur- und der Herkulesbrunnen dienten zu Zeiten ihrer Errichtung – im 16. Jahrhundert- ebenfalls der öffentlichen Trinkwasserversorgung.
Soviel zur Vergangenheit und den Gründen warum wir nun Weltkulturerbe sind. Was bedeutet das aber jetzt für die Zukunft?
„Die Einschreibung in die Welterbeliste bedeutet die Anerkennung des außergewöhnlichen universellen Wertes einer Stätte für die gesamte Menschheit und damit auch des sehr hohen Schutzanspruches der jeweiligen Stätte. Schutz, Erhalt und Vermittlung dieser Stätten sind Sinn und Zweck der Welterbekonvention und Aufgabe aller beteiligten Akteure.“ Das ist die prinzipielle Aussage der UNESCO, im Bezug auf die Bedeutung eines Weltkulturerbes.
Die Regierung des jeweiligen Landes verpflichtet sich nun, aus eigenen Mitteln den Schutz und den Erhalt der Stätte zu gewährleisten. In Deutschland fällt diese Aufgabe dann speziell den Bundesländern zu. Also sorgt Bayern dafür, dass das Wassermanagement-System in Augsburg weiterhin restauriert und erhalten wird. Eine weitere Aufgabe ist die Vermittlung des Wertes den Augsburg für die Welt hat. Hierbei geht es darum Menschen zu informieren und über die Geschichte Augsburgs –speziell im Bezug auf das Wasser- aufzuklären. Der interkulturelle Austausch und die Aufgabe als Treiber nachhaltiger Entwicklung ist ebenfalls Teil unserer neuen Aufgabe. „Der nachhaltige Charakter aller Aktivitäten und Entwicklungen [ist] von besonderer Bedeutung, da der Schutz der Welterbestätten weiterhin im Mittelpunkt stehen soll.“ (https://www.unesco.de/kultur-und-natur/welterbe/welterbe-werden) Aber auch die Tourismusbranche kann angekurbelt werden, wobei hierbei darauf zu achten ist, dass es sich um nachhaltigen Tourismus handelt. Wirtschaftliche sowie strukturelle Entwicklungen werden ebenfalls in Gang gebracht werden. Das bedeutet aber auch ein angemessenes Risikomanagement, ausreichender Katastrophenschutz sowie Erhalt und eine nachhaltige Entwicklung.
Es wurde ebenfalls ein Hashtag etabliert, den ihr benutzen könnt wenn ihr beispielsweise an Orten am Wasser rund um Augsburg seid. So findet ihr vielleicht auch noch neue Plätze, die ihr genießen und erkundet könnt. Einfach #fliesstbeiuns unter euer Bild posten und zu dem neuen Trend beitragen. Ein bisschen Humor auf Seiten der Stadt ist ja auch mal erfrischend.
Allgemein kann man sagen, dass Augsburg ein sichtbarerer Teil unserer Welt geworden ist und hoffentlich Stück für Stück bunter und besser wird. Generell bleibt nur zu sagen: #fliesstbeiuns. 🙂
Falls ihr noch mehr über das ganze Thema erfahren wollt, checkt doch die offizielle Website des Wassersmanagement-Systems Augsburgs aus.