Studentenleben vs. Influencer Lifestyle

©NicoleBoehm

Nicole Böhm ist 22 Jahre alt, studiert Medien und Kommunikation im 2. Semester an der Uni Augsburg und betreibt nebenher ihren Instagram Account @nicolebhm mit 32,2 Tausend Abonnenten. Sie ist Makeup Artist und arbeitet mit Firmen wie Lancôme zusammen oder macht die Kundenakquise für Auftraggeber. Wir haben sie interviewt und nachgefragt, wie sich das Studentenleben mit dem Influencer Lifestyle vereinbaren lässt.

Warum hast Du dich für ein Studium der Medien und Kommunikationswissenschaften entschieden? 

Ich bin Bloggerin und arbeite deswegen auch viel mit Firmen zusammen, vor allem mit den Menschen aus der PR-Abteilung. Gerade bei Lancôme hatte ich viel engen Kontakt zur PR-Leitung und fand ihre Arbeit sehr interessant. Da habe ich einen Einblick bekommen und wer weiß wie lange ich noch “Influencerin” bin (lacht). Ich könnte mir eben gut vorstellen, die Seiten zu wechseln und später in einer PR-Abteilung zu arbeiten. Außerdem, denke ich, wird es mir bestimmt später von Vorteil sein, sowohl die Seite der Influencer zu kennen, als auch eben die wissenschaftliche Seite.

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Wolltest Du schon immer studieren?

Erstmal habe ich mein Abitur gemacht, damit mir später alle Türen offen stehen. Aber ich wusste nie wirklich, was ich studieren möchte. Nach meinem Abi wollte ich dann erstmal etwas machen, das mir Spaß bereitet. Deshalb habe ich eine Ausbildung zum Makeup-Artist gemacht. Dann hat sich das auch mit dem Influencerdasein entwickelt, weil ich eben auf Instagram gepostet habe, was ich dort gemacht habe…und das kam dann ganz gut an. Ich bin da irgendwie reingerutscht und hatte danach auch vermehrt Kontakt zur PR und mir wurde klar, das ist das, was ich studieren möchte.

Wie vereinbarst Du den Unialltag mit deiner Arbeit?

Es ist kompliziert. Man muss auf jeden Fall Abstriche machen und versuchen alles unter einen Hut zu bekommen. Das Online Semester kommt mir gerade sehr gelegen, da ich die Möglichkeit habe in meinem Büro zu arbeiten. Ich mache nämlich nebenher noch die Kundenakquise für einen meiner Auftraggeber. Jetzt muss ich gerade nicht immer in die Uni fahren und verliere dadurch nicht viel Zeit. Aber prinzipiell geht die Uni ja nicht länger als 17 Uhr, außer es kommen die Tutorien dazu… am Ende des Tages habe ich deswegen eigentlich immer noch Zeit etwas zu posten oder vorzubereiten. Das Zeitmanagement muss natürlich passen. Und es gibt auch stressige Wochen in denen alles viel wird. Instagram schläft nicht, wenn man nichts postet, wird man vom Algorithmus nicht mehr beachtet und die Follower vergessen, dass man da ist.

Kann man als Influencer ein typisches Studentenleben führen?

Ich kann das gar nicht wirklich vergleichen. Ich habe Studenten Freunde, bei denen das Leben schon nochmal anders aussieht als bei mir (lacht). Aber es gibt ja auch viele andere Studenten, die ihren Lebensunterhalt selbst verdienen müssen, weil die Eltern einen weniger unterstützen. Ich glaube, dann sieht das Leben bei vielen ähnlich aus wie bei mir.

Hast du ein Lieblingsessen in der Mensa?

Ich muss ehrlich zugeben, ich war noch kein einziges Mal in der Mensa… wobei mir Mensaessen schon schmeckt. Aber meistens koche ich mir selbst etwas, da ich auch nicht weit weg von der Uni wohne und fahre deswegen nach den Vorlesungen nach Hause.

Wo hältst du dich auf dem Campus am liebsten auf?

Ich halte mich sehr gerne auf den Wiesen auf, vor allem eben im Sommer… aber eigentlich bin ich immer “on the run” (lacht).

Wie viel Arbeit steckt hinter einem Post auf Instagram?

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Das ist unterschiedlich. Da ich ja vor allem Make-Up mache, muss ich erstmal mein Setup aufbauen. Das heißt Kamera, Lichter und Hintergrund. Dann drehe ich entweder ein Video oder mache Fotos…das dauert schon mal ein bis zwei Stunden. Danach müssen die Bilder bearbeitet werden, das natürlich auch nochmal Zeit beansprucht, da ich Wert auf High Quality Content lege. Es kommt aber grundsätzlich natürlich immer darauf an, was es genau für ein Posting werden soll und ob ich mit Firmen zusammen arbeite oder nicht. Außerdem mache ich hauptsächlich alles selber.

Siehst du dich als „Influencer“ oder als Vorbild?

Es ist natürlich schwierig zu differenzieren, wer letztendlich als Blogger oder eben als Influencer bezeichnet wird.

Ich sehe mich nicht als Vorbild. Damit würde ich mir auch selber keinen Stress mit machen. Am Ende des Tages bin ich auch nur ein normaler Mensch der seine Leidenschaft teilt. Deswegen sehe ich mich nicht als Influencer. Irgendwo influencen wir uns ja alle gegenseitig. Ich versuch mich nicht über irgendjemanden zu stellen nur weil ich mehr Reichweite habe, sondern wir sind alle auf einer Ebene.

Wirst du in der Öffentlichkeit erkannt?

Das kommt schon ab und zu vor. Aber öfters sprechen mich die Leute nicht direkt an, sondern tuscheln hinter meinem Rücken. Das ist mir dann selber total unangenehm. Dann denke ich mir immer: Entweder du sagst etwas und redest mit mir oder du lässt es ganz bleiben, sonst ist es unhöflich. Aber es sprechen mich natürlich auch Leute an die super süß sind. Die wissen dann immer gar nicht genau was sie sagen sollen.

Hat dich das Leben als Influencer persönlich verändert?

Ich mache Social Media tatsächlich seit ich 14 bin, also seit fast zehn Jahren. Ich würde nicht sagen, dass es mich beeinflusst hat, vielleicht in dem Sinne, dass ich nicht mehr so viel privates von mir preisgebe. Leute fangen schnell an zu Urteilen und die Nase in Dinge zu stecken, die sie nichts angehen. Irgendwo haben die Leute das Gefühl, dass sie dich kennen und Anspruch auf diese Information haben. Ich habe auch schon negative Erfahrungen gemacht zum Beispiel zum Thema Beziehungen, weil die Leute sich einmischen, aber auch zu Hate und Mobbing. Allein für dein Aussehen, weil du so bist wie du bist. Je älter du wirst, verstehst du, dass das Menschen sind, die Probleme mit sich selber haben. Aber wenn du 14 bist oder noch jünger, verstehst du halt nicht, dass du den Computer ausmachen kannst und dass es aus der Welt ist. In dem Moment trifft dich das persönlich und du verstehst es in dem Moment auch überhaupt gar nicht.

Hast du eine Art Lernprozess durchgemacht, um mit den negativen Nachrichten fertig zu werden?

Ich habe da definitiv einen Prozess durchgemacht, um zu verstehen, dass es nicht an einem selbst liegt. Ich habe mich, für mich, lieben gelernt.

Ich muss sagen, dass es in meiner Community so ist, dass ich da eigentlich keinen Hate bekomme. Die Leute, die mir jetzt folgen, sind real und die supporten auch und da kommt kein Hate. Wenn sich jemand verirrt, dann ist die Person auch schnell wieder weg. Sowas passiert bei mir nicht mehr. Aber wenn da mal was kam, dann wird die Person ganz schnell blockiert. Mit sowas negativem befasse ich mich dann gar nicht, das macht dir nur Kopfschmerzen und es ist Zeit die du verlierst.

Wo ist dein Lieblingsort in Augsburg?

Ich finde die Altstadt super schön. Ich finde auch generell ist Augsburg so schön, die Häuser und die Straßen. Das hat so ein bestimmtes Flair und da würde ich auch erstmal nicht weg wollen.

Wo gibt es den besten Kaffee?

Ich gehe gern ins Picinic, aber das ist ja so ein Hotspot, so ein bisschen sehen und gesehen werden, deshalb nicht immer. Ich gehe auch gern mal ins Bricks oder so. Aber schon auf der Maxstraße dann (lacht).

Wo kannst du am besten abschalten?

In der Stadt schalte ich generell nicht ab, weil da einfach super viele Menschen sind. Wenn ich abschalten möchte dann geh ich am Ilsesee bei Königsbrunn spazieren.

Würdest du Augsburg als deine neue Heimat beschreiben?

Ich würde schon sagen, dass Augsburg jetzt meine Heimat ist. Aber ich bin auch nicht der Mensch, der sich total in einem Ort findet. Ich habe das Gefühl ich könnte überall hin und ich pass mich halt an (lacht).

Danke für das gemeinsame Interview und die vielen interessanten und spannenden Einblicke in deinen Studentenalltag und in deine Arbeit als Influencerin.