Internationaler Frauentag

Reklame für Pralinen und Blumen. So werben Geschäfte für den Weltfrauentag. Es scheint so als wäre der Frauentag ein kommerzielles Kaufereignis bei dem…
Bei dem was? Wofür steht der Frauentag eigentlich?

Heute am 8. März wird weltweit der Internationale Frauentag gefeiert. An diesem Tag geht es nicht um Schokolade oder Blümchen, sondern um Frauenrechte und die Gleichberechtigung von Geschlechtern.

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Ursprünge

Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas  organisieren am 28. Februar 1909 einen ersten Frauentag in den USA an dem sie für das Frauenwahlrecht demonstrieren. Ihren Protesten schließen sich die bürgerlichen Frauenrechtlerinnen, die Suffragetten, an.

Die US-amerikanische Sozialistin May Wood Simsons bringt die Idee eines Frauentags auf die zweite internationale Frauenkonferenz  in Kopenhagen. Ihre Idee findet Anklang bei den deutschen Sozialistinnen Clara Zetkin und Käte Dunker, die sich für einen internationalen Frauentag einsetzen.

Der erste internationale Frauentag findet am 19. März in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn, der Schweiz und den USA statt. Gegenstand des Frauentags ist das Frauenwahlrecht. In den folgenden Jahren setzen sie ihre Forderung am Frauentag fort.

Mit Gründung der Weimarer Republik erreichen die Frauenrechtlerinnen ihr Ziel. Das Wahlrecht für Männer und Frauen ab 20 Jahren wird eingeführt.
Frauen erlangen das Wahlrecht auch in anderen Ländern, wie in: Österreich, Polen, Ungarn, Estland, Lettland und Georgien.

Die Forderung des Frauenwahlrechts ist erfüllt, weshalb andere Themen den Frauentag beherrschen. Unter anderem Arbeitsschutzgesetze, gleicher Anspruch auf Bildung und die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs.

Da der Frauentag eine sozialistische Bewegung ist, wird er im Nationalsozialismus verboten. An dessen Stelle wird der Muttertag eingeführt, der dem Frauenbild der Nationalsozialisten entspricht. Trotzdem verschwindet der Frauentag nicht ganz, sondern findet im Geheimen statt. Das Auslegen roter Gegenstände an Fenstern, das Aufhängen von roter Wäsche, sowie das Verteilen illegaler Flugblätter am 8. März gelten als Zeichen des Widerstands und sozialistischer Untergrundarbeit.  

Während der 8. März in der DDR als „Tag der Frau“ mit Großveranstaltungen zelebriert wird, findet er in der Bundesrepublik wenig Anklang. Nur eine kleine Minderheit engagiert sich noch für den Frauentag und es rücken Friedens- und Anti-Aufrüstungsgedanken in den Vordergrund.
Erst mit der neuen Frauenbewegung in den 70er Jahren gerät der Frauentag wieder ins Bewusstsein der Westdeutschen.

Die UN und der Frauentag

Im Jahr 1975, dem internationalen Jahr der Frau, organisierten die Vereinten Nationen zum ersten Mal am 8. März eine Feier. Seit dem Jahr 1977 feiert die UN jährlich am 8. März den Weltfrauentag mit einem jeweiligen Motto.
Das diesjährige Motto der UN lautet „Women in leadership: Achieving an equal future in a COVID-19 world.” Unter den beiden Hashtags #IWD2021 und #ChooseToChallenge sind auf Social Media Beiträge zum Weltfrauentag zu finden.

Warum der 8. März?

Der 8. März als Frauentag geht auf streikende Frauen in Russland 1917 zurück. Bewohnerinnen eines armen Stadtviertels in St. Petersburg, Arbeiterinnen und Bäuerinnen protestierten und waren Auslöser der russischen Februarrevolution, welche die Zarenherrschaft in Russland beendete. Als Zeichen der Anerkennung für ihren Anteil an der Revolution wird der 8. März als Gedenktag eingeführt.

Eine andere Erklärung geht von einem spontanen Streik von New Yorker Textilarbeiterinnen 1857 aus, der angeblich am 8. März stattfand.

Ist der 8. März ein Feiertag?

Nur in Berlin ist seit 2019, als einziges Bundesland in Deutschland, der 8. März ein gesetzlicher Feiertag.
In anderen Ländern wie beispielsweise in Russland, der Ukraine, der Mongolei oder Laos ist der Tag ein nationaler Feiertag. In Nepal und Madagaskar zählt der Feiertag nur für Frauen und in China bekommen Frauen meist einen halben Tag frei.

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"Aber Frauen sind doch in Deutschland gleichberechtigt"

Auch wenn Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes lautet „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“, spiegelt sich das nicht in allen Bereichen des Alltags wieder. Das belegen auch Statistiken.

Eine Umfrage aus dem Jahr 2019 bei 30-59jährigen zeigt, dass 43% der männlichen Befragten und 69% der weiblichen Befragten finden, dass noch einiges getan werden muss, um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen zu erreichen. 

Es fängt schon mit der Bezahlung an. So lag die Gender Pay Gap 2018 in Deutschland bei 20%. Das heißt Frauen verdienen im Durchschnitt ein Fünftel weniger als ihre männlichen Kollegen. Zum Vergleich, der EU-Durchschnitt liegt bei 15%. Ein Grund für die Differenz ist, dass fast jede zweite Frau in Teilzeit (weniger als 32 Stunden) arbeitet. In den Köpfen der Gesellschaft ist immer noch das Bild des Mannes als Ernährer und die Frau kümmert sich um die Kinder. Das zeigen auch Untersuchungen des Wirtschafts- Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung. Bei Haushalten mit Kindern sind die Frauen überwiegend in Teilzeit beschäftigt, während die Männer die Hauptverdiener sind und in Vollzeit arbeiten.

Wenig überraschend leisten Frauen mehr unbezahlte Arbeit, sogenannte Care Arbeit, als Männer. Unter der Care Arbeit fällt die Haushaltsführung, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen. Diese macht bei Frauen 45 Prozent der Gesamtarbeitszeit aus, bei Männern nur 28 Prozent wie ein Report des WSI ergibt.

Das wirkt sich auch auf die Rente von Frauen aus. Durch Teilzeitarbeit und längere Arbeitspausen erhalten sie durchschnittlich 46 Prozent weniger Rente als Männer.

Die Corona-Pandemie hat die Situation für Frauen nicht verbessert. Im Gegenteil, die Hausarbeit, die Kinderbetreuung und das Homeschooling bleiben überwiegend an Frauen hängen. In einer Befragung der Bertelsmann Stiftung geben 69 Prozent der Frauen an die generelle Hausarbeit zu übernehmen, während dies nur 11 Prozent der Männer behaupten. Auch finden 66 Prozent der Männer, dass die Hausarbeit und Kinderbetreuung gerecht aufgeteilt ist. Frauen teilen diese Ansicht nicht. Weniger als die Hälfte der Frauen findet die Arbeitsaufteilung gerecht. Das macht sich auch in ihrer Belastung bemerkbar. 49 Prozent der Frauen leiden sehr unter der aktuellen Situation und fühlen sich psychisch, emotional und körperlich an ihre Grenzen gebracht.

Gewalt gegen Frauen

Aber nicht nur im beruflichen zeigen sich große Unterschiede zwischen Mann und Frau. Frauen werden weltweit nicht ausreichend vor Gewalt geschützt. Dabei kann Gewalt verschiedene Formen annehmen. Es wird zwischen physischer, körperlicher und sexueller Gewalt unterschieden.

Es ist erschreckend, dass rund 1,1 Milliarden Frauen nicht durch ein Gesetz vor sexueller Gewalt geschützt werden. Vor häuslicher Gewalt sind weltweit knapp 307 Millionen und vor körperlicher Gewalt etwa 310 Millionen Frauen nicht rechtlich geschützt, wie eine Untersuchung aus dem Jahr 2017 zeigt. Die Täter stammen meist aus dem unmittelbaren Umfeld der Frauen und sind oftmals Lebenspartner oder der Ehemann.

In Deutschland waren 2019 fast 115.000 Frauen von Gewalt in der Partnerschaft betroffen. Anders ausgedrückt: 80 Prozent der Opfer von häuslicher Gewalt waren Frauen. Die Dunkelziffer ist vermutlich höher, da viele Frauen keine Anzeige gegen den Täter erstatten. Es liegen noch keine Zahlen vor, wie sich die Corona-Pandemie auf die häusliche Gewalt ausgewirkt hat, aber es ist mit einem Anstieg zu rechen. Telefonische Hilfestellen erreichten 2020 etwa 20 Prozent mehr Anrufe als 2019 im gleichen Zeitraum.

Frauentag in Augsburg

Wenn DU etwas gegen diese Ungerechtigkeiten unternehmen möchtest, dann aufgepasst!

Das Frauen*streikkomitee Augsburg veranstaltet heute um 14:30 Uhr am Rathausplatz eine Kundgebung und Demonstration, die sich für eine geschlechtergerechte Gesellschaft einsetzt. Weitere Informationen und Veranstaltungen rund um den Frauentag sind unter der Website des Frauen*streikkomitees Augsburg zu finden.