Augsburg ist bunt: Das Café Cabresso

Mit unserer neuen Artikelreihe „Augsburg ist bunt“ möchten
wir von Presstige Vereine, Orte und Initiativen in Augsburg vorstellen, die
sich für Vielfalt und Diversität einsetzen.

In der Gögginger Straße – nicht allzu weit vom Augsburger Zentrum entfernt – hat im Sommer diesen Jahres ein neues Café eröffnet. Hierbei handelt es sich nicht um ein gewöhnliches Café, denn neben einer großen Auswahl von verschiedenen Frühstücken, einer Vitrine voller Kuchen und natürlich leckerem hausgerösteten Kaffee hat das Café Cabresso noch mehr zu bieten: Es handelt sich hierbei um ein inklusives Café, indem sowohl Menschen mit als auch ohne Behinderung gemeinsam arbeiten. Es möchte dabei einen Begegnungsort für Menschen aller Art sein und diese zusammenbringen.

© Alexandra Shulyarenko

In diesem zweiten Artikel der Themenreihe „Augsburg ist bunt“ habe ich mir das Café Cabresso einmal genauer angeschaut, mit der Fachleitung des Cafés und Kaffeerösterei, Stephan Eser, und der Caféleitung des Café Cabresso, Sandra Wiedenmann, gesprochen, sowie die Mitarbeitenden kennenlernen dürfen. Ich möchte dabei mehr über die Stärken des Konzepts und die Entstehungsgeschichte erfahren, aber auch darüber, wie der Arbeitsalltag aussieht.

Das Café am Milchberg ist wahrscheinlich den meisten von Euch ein Begriff. Das inklusive Café existiert bereits seit 16 Jahren und ist zu einer wahren Institution der Augsburger Innenstadt geworden. An den Erfolg anknüpfend wurde beschlossen, ein weiteres inklusives Café zu eröffnen. Stephan Eser berichtet im Gespräch, dass die ersten Überlegungen diesbezüglich bereits vor ein paar Jahren ins Rollen kamen, als die Kongregation der Barmherzigen Schwestern – eine Ordensgemeinschaft mit Mutterhaus im Antonsviertel – mit dem Wunsch, ihr Areal mehr zu beleben, auf die Caritas zukam. Schließlich wurde der Entschluss gefasst, im St. Vinzenz Zentrum eine neue Begegnungsstätte in Form eines inklusiven Cafés aufzubauen. 

Ebenso wie das Café am Milchberg und die Rösterei Cabresso wird das Café Cabresso vom Ressort der Behindertenhilfe der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH betrieben. Bei circa einem Drittel der Mitarbeitenden handelt es sich um Menschen mit einer Behinderung, welche in einer 33-Stunden-Woche im Cafébetrieb mitarbeiten. Im Arbeitsalltag wird mit einem rotierenden System gearbeitet. Das heißt: Jede:r arbeitet abwechselnd in allen Bereichen, von der Theke über den Service bis hin zur Küche.

Das Caféteam mit Sandra Wiedenmann (2.v.r.) und Stephan Eser (1.v.r.) © Alexandra Shulyarenko

Das Café bietet dabei ein Gegenkonzept zu klassischer Werkstättenarbeit. Sandra Wiedenmann benennt mit Blick auf die Stärken des Konzepts, dass dadurch Menschen die Möglichkeit bekämen, sich in Bereichen zu beweisen und zu entwickeln, die sonst für viele verschlossen blieben. „Wenn ich Spaß und Freude an der Dienstleistung und am Gast habe, dann kann mir ich alles andere mit der Zeit auch aneignen“, so die Leiterin des Café Cabresso.

Das langfristige Ziel von Behindertenwerkstätten sei eine berufliche Rehabilitation: Die Menschen sollten also darauf vorbereitet werden, wieder oder auch erstmalig in der freien Marktwirtschaft arbeiten zu können, so Stephan Eser. Mit Blick auf dieses Ziel bietet das Café auch einen Zertifikats-Lehrgang zur Assistenz im Gastgewerbe an. Dabei handelt es sich um ein Zertifikat der IHK, welches sich an Menschen mit Behinderung richtet, die in der Gastronomie arbeiten. Stephan Eser erklärt aber auch, dass das Ziel der Integration in den freien Arbeitsmarkt für viele schwierig sei und berichtet von Fällen, in welchen Menschen mit Behinderung Arbeitserfahrungen in der freien Wirtschaft sammeln konnten, nach einiger Zeit allerdings auch wieder in die Werkstätten zurückkehrten – als Gründe dafür nennt er unter anderem eine hohe Stressbelastung.

Auf die Frage, wie das neue Café von den Gästen aufgenommen wurde, berichten die beiden Interviewpartner:innen, dass die Gäste vor allem davon begeistert seien, mit so viel Herzlichkeit empfangen zu werden – und diese Herzlichkeit komme von den Gästen auch wieder zurück. Insgesamt schaffe das Café also einen Platz für Begegnung, Inklusion und Toleranz. Damit werde es dem gerecht, was Sandra Wiedenmann als einen Ort beschreibt, an dem es nicht nur leckeres Essen und guten Kaffee gibt, sondern an dem die verschiedensten Menschen eine schöne Zeit haben können.

Im Anschluss an das Gespräch hatte ich außerdem die Möglichkeit, mit einer
Servicekraft zu sprechen und mir aus erster Hand vom Alltag im Café Cabresso berichten zu lassen. 

© Alexandra Shulyarenko

Beate war eine der ersten Mitarbeiterinnen im Café am Milchberg und hat nun nach vielen Jahren in das Café Cabresso gewechselt. Die viele Arbeitserfahrung, die sie bereits im Café sammeln konnte, zeige sich darin, dass sie die Einzige sei, die hier die Abrechnung machen könne, erzählt sie. An ihrer neuen Arbeitsstelle gefalle ihr besonders, dass das Café Cabresso heller und weitläufiger ist. Vor ihrer Arbeit in der Gastronomie, berichtet Beate, arbeitete sie unter anderem in den Ulrichswerkstätten im Bereich Hauswirtschaft. Im Vergleich dazu betont sie, dass die Arbeit im Café deutlich abwechslungsreicher sei. Abschließend möchte ich von Beate wissen, welches Essen sie unschlüssigen Kund:innen empfehlen würde. Die Antwort: Burger, das italienische Frühstück und die breite Kuchenauswahl stehen bei ihr hoch im Kurs.

Zum Ende des Interviews wollte ich von Stephan Eser und Sandra Wiedenmann  wissen, ob sie finden, dass Augsburg bunt ist. Stephan Eser bejaht dies und ist der Meinung, dass Augsburg in dieser Hinsicht sehr viel zu bieten hat. Er betont allerdings auch, dass sie als Arbeitgeber:innen einen wichtigen Teil dazu beitragen würden, Augsburg noch bunter zu machen. Auch Sandra Wiedenmann ist der Meinung, dass Augsburg eine bunte Stadt ist und sagt, dass das St. Vinzenz Zentrum ein Ort ist, an dem dies exemplarisch beobachtet werden könne – es würden viele Veranstaltungen geboten, wodurch eine generationsübergreifende Gemeinschaft entstehen würde.

Neben dem Café am Milchberg und dem Café Cabresso betreibt die Caritas außerdem die Rösterei Cabresso. Auch hierbei handelt es sich um ein inklusives Konzept. Wer also noch ein paar Weihnachtsgeschenke braucht und guten Kaffee verschenken möchte, kann gerne unter https://www.cabresso.cafe/shop/ oder vor Ort in der Hermanstraße 8 (direkt am Kö) vorbeischauen.

Vielen Dank an alle Interviewpartner:innen für das Gespräch!

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