Der Elfbar-Trend

Egal ob an der Straßenbahnhaltestelle, auf dem Unicampus oder im Park – überall sieht man, meist junge Personen, Einweg E-Vapes rauchen. Insbesondere die Marke „Elfbar“, die mit ihren bunten Produkten und vielfältigen Geschmacksrichtungen werben, kommt bei den Konsument:innen gut an.

„Pink Lemonade: Eine erfrischend sprudelnde Limonade aus roten Früchten und einem Schuss Zitrone für ein süß-säuerliches und fruchtig-frisches Geschmackserlebnis“, lautet beispielsweise eine Produktbeschreibung auf der Webseite des E-Zigarettenherstellers. Da denkt man eher an ein leckeres Getränk als an eine Zigarette. Der Rauch der trendigen Einweg-Vapes stinkt auch nicht mehr nach Nikotin, sondern riecht leicht süßlich und nach unterschiedlichen Geschmäckern.

Einweg-Vapes der Marke Elfbar
Die Einweg-Vapes gibt es in vielen Unterschiedlichen Geschmacksrichtungen © Franziska Riesinger

Weg vom dreckigem Image hin zu einem begehrtem Lifestyle-Produkt

„Rauchen kann tödlich sein“, „Rauchen schädigt Ihre Lunge“, „Rauchen bedroht ihre Potenz“. Diese Warnhinweise gepaart mit schockierenden Bildern finden sich auf jeder Zigarettenpackung. Wegen der gesundheitsschädlichen Folgen von (Passiv-)Rauchen ist es in Deutschland bereits seit 1975 nicht erlaubt, Werbung für Tabakprodukte im Fernsehen und Hörfunk zu schalten. Im Laufe der Jahre wurde das Werben für Tabakprodukte immer stärker eingeschränkt. Seit 2022 ist Tabakwerbung auf Außenflächen, wie Plakatwänden, nicht mehr erlaubt. Ab 2024 wird auch die Werbung für E-Zigaretten verboten. Trotz der Bemühungen ist die Zahl der Raucher:innen in den letzten zwei Jahren gestiegen. Im Jahr 2020 lag die Anzahl der Tabakraucher:innen bei den 14 bis 17-jährigen bei 10,5 Prozent, 2022 stieg die Zahl bei den Jugendlichen auf 15,9 Prozent. Auch bei den 18 bis 25-jährigen stieg die Zahl der Raucher:innen von 26,5 Prozent im Jahr 2020 auf 35,6 Prozent im Jahr 2022. Ähnlich sieht die Situation bei den über 25-jährigen aus, wo sich im selben Zeitraum die Zahl von 33,4 Prozent auf 40,8 Prozent erhöhte. Das zeigt die DEBRA Studie (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten).

Warnhinweise auf Tabakprodukten
Gefahrenhinsweis und Schockbild auf Tabakprodukten © Viviana Wagner

Auch das Rauchen selbst hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Neben der klassischen Zigarette gibt es seit 2005/2006 auch elektrische Zigaretten. Seitdem ist viel passiert und mittlerweile gibt es ein ganzes Sammelsurium an E-Zigaretten und E-Shishas mit eigens darauf spezialisierten Läden. Auch in Augsburg gibt es eine Vielzahl an Geschäften, die E-Zigaretten verkaufen.

Was unterscheidet eine herkömmliche Zigarette von ihrem elektronischen Pendant?

Bei einer Zigarette wird der Rauch von verbranntem Tabak eingeatmet. Durch die Verbrennung des Tabaks entstehen über 1.000 Nebenprodukte, die giftig und gesundheitsschädlich sind. So auch Formaldehyd, das für seine krebserregende Wirkung bekannt ist. Bei einer E-Zigarette findet keine Verbrennung statt, sondern das Liquid, die (Nikotin-)haltige Flüssigkeit, wird erhitzt und verdampft. Man atmet also bei einer E-Zigarette den Dampf und nicht den gesundheitsschädlichen Rauch ein.

Doch auch der Dampf einer E-Zigarette ist nicht ganz unproblematisch und damit auch von Einweg-Vapes, die auf den E-Zigaretten basieren. Neben dem süchtig machenden Nikotin besteht das Liquid von E-Zigaretten aus Propylenglykol, Glycerin und verschiedenen Aromastoffen. Propylenglykol und Glycerin werden zur Dampfproduktion eingesetzt und gelten als Lebensmittelzusätze (E 1520 und E 422) als unbedenklich. Etwas anders sieht das ganze beim Rauchen bzw. Verdampfen aus, denn Propylenglykol kann die Augen und Atemwege reizen. Zudem kann auch hier bei der Erhitzung das krebserregende Formaldehyd entstehen. Über die Auswirkung für die Lunge der Aromen in den Liquids gibt es noch wenige Studienergebnisse. Eine Studie aus 2019 an Stammzellen fand heraus, dass besonders ein Liquid mit Zimtgeschmack die Zellen reizte.

„Um die Toxizität des Vapings genau einschätzen zu können, müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden, wie zum Beispiel die Leistung des Geräts, die Nikotinkonzentration, die Gesamtmenge der pro Tag gefüllten E-Liquids und die Aromen. So kann beispielsweise das Vaping mit hoher Wattzahl und einer großen Menge stark aromatisierter E-Liquids pro Tag für die Lunge schädlich sein. Im Gegensatz dazu könnte es sicherer sein, weniger E-Liquids bei niedrigen und mittleren Wattzahlen zu verdampfen“
Lungenarzt Dr. Martin Chaumont
gegenüber dem Science Media Center Germany

Zudem fehlt es an Langzeitstudien. Eine Studie der University of California untersuchte drei Jahre lang das Rauchverhalten von US-Amerikaner:innen. Raucher:innen von E-Zigaretten wiesen im Vergleich zu Nicht-Rauchern ein 30 Prozent erhöhtes Risiko auf an Atemwegserkrankungen zu leiden, bei normalen Tabakraucher:innen lag das Risiko sogar bei 160 Prozent. Die Studie ist allerdings nur eingeschränkt aussagekräftig, da viele der E-Zigarettenraucher:innen zuvor normale Zigaretten geraucht hätten.” Vieles deutet darauf hin, dass Atemwegserkrankungen, die Nutzer:innen von E-Zigaretten in der Studie angeben, schlicht eine Nachfolge des Tabakrauchens sein könnten“, sagt Ute Mons, Epidemiologin am Deutschen Krebsforschungszentrum, gegenüber quarks.

Umweltsünde Einweg-Vape

Einweg-Vapes der Marke Elfbar
Einweg-Vapes der Marke Elfbar © Franziska Riesinger

Die bunten Einweg Vapes mit Geschmacksrichtungen “Blaubeer-Zitrone”, Pistazien-Eis” oder “Traube, Minze” wirken gar nicht mehr wie ein nikotinhaltiges Produkt. Auch von ihrem Aussehen, das eher an bunte Textmarker erinnert, unterscheidet sie sich von Zigaretten und E-Zigaretten. Tatsächlich sind sie von ihrem Inhalt aber ähnlich wie E-Zigaretten, mit einem problematischen Unterschied: Sie sind Einweg Produkte und können nicht wieder mit neuem Liquid aufgefüllt werden. Nach der Benutzung müssen sie entsorgt werden, und zwar nicht im Restmüll, denn die Einweg-Vapes enthalten einen wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Akku. Die Akkus von sechs Einweg-Vapes entsprechen etwa der Speicherkapazität eines IPhones. Damit der Akku recycelt werden kann, gehört die Einweg-Vape deshalb auf den Wertstoffhof oder in eine Sammelstelle für Elektroschrott. Doch dort landen sie meist nicht. So gehen wertvolle Ressourcen verloren.

Einweg-Vapes mit mehr als 800 Zügen sind in der EU verboten
Einweg-Vapes mit mehr als 800 Zügen sind in der EU verboten © Franziska Riesinger

Doch nicht nur für die Umwelt sind die Einweg-Vapes problematisch. „Mit diesen schönen bunten Farben und dem Design ist das natürlich ‹klasse› gemacht, um Kinder und Jugendliche anzusprechen“, sagt der Suchtexperte Professor Michael Klein in einem Interview mit watson. Dabei sind die Vapes erst ab 18 Jahren erlaubt, auch wenn sie kein Nikotin enthalten. Besonders gefährlich wird es dann, wenn es sich um illegale Vapes vom Schwarzmarkt handelt. Einweg-Vapes wie Elfbar enthalten meist 600 Züge. Einweg-Vapes über 800 Züge sind gefährlich, denn sie können dann sogar 50mg Nikotin, anstatt der erlaubten 20mg enthalten. Erkennen, kann man die illegalen Einweg-Vapes zudem meist daran, dass sie keine Warnhinweise enthalten.

Die Zukunft von Einweg-Vapes

Die negativen Aspekte von Einweg-Vapes sind auch bei der Politik angekommen. Bayern fordert ein europaweites Verbot für Einweg-E-Zigaretten. So könnte der „Elfbar-Trend“ bald der Vergangenheit angehören.

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