Studentenleben vs. Influencer Lifestyle

Es geht weiter in unserer Reihe Studentenleben vs. Influencer Lifestyle! Nach Nicole Böhm und Celina haben wir uns dieses Mal mit Patrick Bülles für ein Interview über Skype getroffen und ihm ein paar Fragen gestellt.

 ©Patrick Bülles

Patrick ist 27 Jahre alt, gebürtiger Augsburger und schreibt im September sein Jura-Examen an der Uni Augsburg. Neben seinem Studium betreibt er seinen Instagram Account @patrick_r_buelles mit aktuell 17,6 Tausend Followern und modelt für bekannte Firmen. Er ist außerdem Mitbegründer von „The 3 Monkeys“, einer Firma für Content Production, die Unternehmen beim Aufbau von Werbekampagnen, Fotografie und Videografie unterstützt. Einer der Hauptkunden ihrer Agentur ist unter anderem Puma.

Warum hast du dich für ein Jura Studium entschieden?

Das kann ich ehrlich gesagt gar nicht so genau sagen. Ursprünglich hatte ich mal Medizin überlegt, da war mein Schnitt aber einfach viel zu schlecht (lacht). Ich habe ein Praktikum gemacht und mich gleichzeitig eingeschrieben… dann hats mir ganz gut getaugt und ich bin dann dabeigeblieben. Aber in welche Richtung ich später genau gehen will, weiß ich noch nicht genau. Ich finde Gesellschaftsrecht ganz interessant, weil man eben viel mit Firmen zusammenarbeitet.

Warum hast du dich für die Uni Augsburg entschieden?

Ich komme gebürtig aus Augsburg und bin glücklich hier. Ich habe hier meine Freunde, meine Jungs, mein Verein, Fußball… warum soll ich da weg?! (lacht) Und durch das, was ich neben dem Studium mache, komme ich eh viel herum. Passt also alles.

Seit wann betreibst du deinen Instagram Account professionell?

Professionell mache ich das jetzt seit drei Jahren. Davor war es eher so, dass man ab und zu mal ein paar Bilder gepostet hat und dafür ein paar coole Sachen bekommen hat. Irgendwann ging es dann los mit den ersten bezahlten Kampagnen. Allerdings war es früher noch viele leichter, sich etwas aufzubauen, gerade als Mann… Bei Frauen ist das ganze nochmal leichter, die unterstützen sich gegenseitig, da gibt es glaube ich nicht so viel Neid. Bei Männern ist es eher so, dass man sich schnell denkt: „Boah was ist denn das für einer“. Meiner Meinung nach entwickelt sich Instagram so langsam wieder in die richtige Richtung. Lange Zeit war es so, dass es eigentlich egal war, was du postest, solange du regelmäßig selber etwas gepostet hast und andere Beiträge gelikt und kommentiert hast. Wir legen allerdings Wert auf qualitativ hochwertigen Content. Ein Kumpel von mir, der die Bilder für meinen Account macht, hat zum Beispiel eine Kamera, die glaube ich vielleicht 5% der Influencer besitzen. Meiner Meinung nach geht es auf Instagram darum, wer gute Bilder macht und nicht wer toll von seinem Leben erzählt.

 ©Patrick Bülles

Wie vereinbarst du deine Arbeit auf Instagram mit deinem Jura Studium?

Es ist echt viel Arbeit. Privates ist bei mir gerade sehr zurückgestellt. Aber man muss es sich so vorstellen: ich steh um halb acht/acht auf, mache dann circa sieben Stunden etwas für die Uni und dann ist ja erst 15 Uhr (lacht)… danach gehe ich zum Sport und dann arbeite ich mit meinen Jungs bis um 23 Uhr im Büro. Was mir dabei total hilft ist eben mein Management.

Wie ist die Zusammenarbeit mit deinem Management Mediathleten entstanden?

Die Zusammenarbeit ist durch einen ehemaliger Kumpel vom Fußball, Manuel Karle, entstanden, der der Inhaber und Geschäftsführer der Proinovest Unternehmens- und Wirtschaftsberatung GmbH ist und mich im Bereich Finanzmanagement betreut. Durch das, dass Manuel Karle auch Andrej Mangold, den Bachelor von vor zwei Jahren als Finanzberater managed und betreut und zusätzlich auch Teil des Teams der Mediathleten ist, haben wir uns letztendlich alle in Augsburg im Hotel Drei Mohren getroffen und so kam ich letztendlich zu meinem Management. Das Management macht top Arbeit. Natürlich merken auch Firmen, die mit mir zusammenarbeiten wollen, dass ein professionelles Team hinter dem Account steht und das spiegelt sich dann meistens auch im Gehalt wieder. Außerdem nehmen sie mir viel Arbeit ab… die kennen meistens die Firmen besser als ich und zudem die Marktpreise.

Patrick Bülles gemeinsam mit seinem Manager Manuel Karle ©Patrick Bülles

Inwieweit beeinflusst dich dein Management?

Mein Management gibt mir hauptsächlich Tipps. Also klar, ich muss mich um die Bilder auf meinem Account kümmern, aber alles andere, wie Anfragen und die Gehalts- und Jobverhandlungen, übernimmt eben mein Management für mich. Es betreut deutschlandweit Influencer, auch mit größerer Reichweite als ich sie jetzt habe. Die wissen eben, worauf es ankommt.

Du hast mit zwei deiner Freunde die Werbeagentur „The 3 Monkeys“ gegründet. Wie seid ihr überhaupt auf den Namen gekommen?

Mmhh… wir haben überlegt was zu uns passt und weil wir alle drei bisschen verrückt sind, war dann der Name „The 3 Monkeys“ ganz passend (lacht).

Was steckt hinter eurer Werbeagentur?

Die Werbeagentur haben wir Anfang des Jahres gegründet. Davor haben wir aber schon eng zusammengearbeitet und wollten jetzt einfach unser eigenes Ding daraus machen. Wir wollen grad mit unserer Firma einfach dieses “Junge” darstellen. Was die meisten Werbeagenturen machen ist immer dasselbe…Wir haben mittlerweile auch einige gute Kunden, da gehört zum Beispiel Puma dazu.

Du modelst, hast deine eigene Agentur und betreibst deinen Instagram Account. Womit verdienst du momentan am meisten?

Gerade auf jeden Fall mit meinem Instagram Account. Wobei pauschal kann man das nicht sagen. Wenn ich Modelaufträge bekomme, kann das schon auch mal in den vierstelligen Bereich an einem Tag gehen. Ein dauerhaftes Einkommen hat man aber auf jeden Fall durch die Influencer Kampagnen.

©Patrick Bülles

Hat sich die aktuelle Corona Situation auch auf dein Business ausgewirkt?

Modeltechnisch auf jeden Fall. Da kam gar nichts mehr… jetzt mit den Lockerungen kommen wieder Anfragen, aber dann auch mit den Sicherheitsmaßnahmen, Maske und so weiter und das ist schon umständlicher. Für unsere Agentur war es aber tatsächlich ganz gut. Bilder konnten wir weiterhin machen, da die ganzen Fotospots „frei“ waren. Und wenn du ein Gewerbe angemeldet hast, so wie wir jetzt, ist das auch durch die Stadt Augsburg geregelt.

Hast du schon negative Erfahrungen mit Auftraggebern gemacht?

Nein, das tatsächlich nicht. Da hilft mir auch mein Jura-Studium…, weil ich eben die Verträge, die gemacht werden auch verstehe. Außerdem nehme ich auch grundsätzlich nur Kampagnen an, bei denen ich die Marke kenne. Außerdem überprüft mein Management auch zusätzlich nochmal die Verträge, was nochmal hilfreich ist.

Wirst du in Augsburg und auf dem Campus erkannt oder angesprochen?

Ja doch schon (lacht), es ist aber teilweise manchmal bisschen unangenehm. Man sieht dann wie die Leute aufs Handy schauen, dann wieder mich anschauen und dann wieder aufs Handy (lacht). Da denke ich mir dann: „Jetzt entspannts euch mal. Ich mach auch nur paar Bilder.“ (lacht).

Würdest du dich selbst als Influencer bezeichnen?

Das ist ganz schwierig… also ich muss sagen, ich habe selber von diesen typischen Influencern kein gutes Bild… Dieses „Hallo meine Lieben…“, ist auch nicht meine Welt. Aber gerade beim Modeln kommt mir mein Instagram Account schon zugute. Weil es ist natürlich für Firmen auch interessanter jemanden zu buchen, der gleichzeitig noch Reichweite hat.

Oliver Pocher hat sich in letzter Zeit viel mit Influencern und ihrer Arbeit auf ihren Accounts sehr kritisch auseinandergesetzt. Wie stehst du zu Pochers Aussagen?

Man sollte auf jeden Fall authentisch sein. Ich kann nicht in der einen Woche für das eine Eiweiß Werbung machen und sagen es ist super und in der nächsten Woche für ein anderes. Außerdem hast du auch immer eine Vorbildfunktion und eine soziale Verantwortung. Auch für viele, bei denen man es vielleicht nicht denkt. Und da muss man schon aufpassen was man tut und was man postet.

Aufgrund der aktuellen Thematik zur Black Lives Matter Bewegung haben sich viele Influencer auf ihren Accounts dazu geäußert. Warum melden sich Influencer, deiner Meinung nach, gerade jetzt zu dem Thema, obwohl sie sich vorher nie damit auseinandergesetzt haben?

Das ist eine schwierige Frage… ich denke es gibt vieles worüber man wahrscheinlich täglich posten könnte, was falsch läuft auf dieser Welt… Klar, man springt da schon ein bisschen auf den Zug auf, was gerade aktuell ist. Das war mit Corona so, das war mit Black Lives Matter so… Wobei das aber nichts an deiner Einstellung ändern sollte. Die Themen, die gerade aktuell sind, sind für mich schon immer aktuell. Deshalb finde ich es sehr schwierig.

Hat dich das Leben als Influencer, beziehungsweise deine Reichweite, persönlich verändert?

Es ist auch da schwierig. Man wird einfach sehr oft als arrogant oder oberflächlich betitelt. Es kam schon oft vor, dass mich Leute kennengelernt haben, die mich davor nur über Instagram kannten, und dann meinten „Ach du bist ja gar nicht so arrogant.“  Da denke ich mir dann: Wie oberflächlich bist du denn?! Aber ob es mich verändert hat, ist schwer zu sagen. Man bekommt natürlich irgendwo Bestätigung. Bei mir war es aber eher das Modeln, was mich verändert hat. Früher war ich nicht so selbstsicher, meine Eltern haben mich auch zum Kampfsport geschickt, weil ich eben nicht selbstbewusst war. Durch das Modeln hat sich das auf jeden Fall auch positiv verändert. Aber allgemein muss ich sagen, dass es viele Schritte waren, die zusammengespielt haben,… man wird ja auch älter.

Wann hast du gemerkt, dass dein Account „funktioniert“?

Das kam tatsächlich durch meine Ex-Freundin zustande. Sie hat auch gemodelt und war auf Instagram aktiv. Da hat das dann auch bei mir angefangen, dass wir Bilder gemacht haben. Wir haben uns da auch an anderen Bildern orientiert und die nachgestellt. Irgendwann wurde man dann von anderen Accounts gerepostet wurde und danach wurden dann auch Firmen auf mich aufmerksam. Angefangen hat das dann mit Budgets von 50 bis 60 Euro.

©Patrick Bülles

Wie findet ihr die Locations, an denen ihr shootet?

Teilweise einfach durch Research im Internet. Oder man sieht Gebäude an denen man vorbei fährt und überlegt sich was man dort shooten könnte. Wir wussten auch, dass ein neues Parkhaus bei der Uni aufmacht und sind dort direkt hingefahren und haben die Location „tot geshootet“ (lacht). Teilweise sind es aber auch Zufälle oder halt eben die typischen Hotspots.

Hast du einen Lieblingsplatz in Augsburg?

Unser Office in der Stadt ist für uns gerade ein Lieblingsort geworden. Sonst auch das Picnic, den Damenhof oder der Rathausplatz. Außerhalb finde ich den Mandichosee in Merching ganz schön.

Danke für das interessante Gespräch und die Einblicke in deine Arbeit als Influencer.

Schreibe einen Kommentar