Bandporträt: Griswold

Text: Michael Müller - Foto: Paul von Platen
Text: Michael Müller – Foto: Paul von Platen

Ein wenig skurril, aber sehr warm und immer für eine Überraschung gut – so lässt sich der Sound der Augsburger Band Griswold beschreiben – und das seit stolzen 15 Jahren. Wir sprachen mit den Gründungsmitgliedern über Natürlichkeit, Indiepopjazzfolkrock und den langen Weg zur ersten EP.

„Eigentlich sind wir eine ganz klassische Schulband. Wir waren alle im selben Jahrgang und haben uns erst einmal über die Schule kennengelernt. Der Rest hat sich dann ergeben“, beschreibt Michael Jedelhauser, Gitarrist und Keyboarder der Augsburger Band Griswold. Denn gemeinsam mit Uwe Lukatsch (Gitarre,Vocals), André Schindler (Drums, Percussion) und Tom Weiß (Bass) hat er das Projekt ins Leben gerufen. In der aktuellen Besetzung mit Christoph Rick (Saxofon) und Ursula Weiß (Piano) ist das Sextett seit 2009 auf den Bühnen der Region unterwegs. Damit sind Griswold alles andere als Newcomer im eigentlichen Sinne. Vor einem knappen Jahr ist mit Glue auch ihre erste EP erschienen.

Zwei Versuche für die erste EP

Doch warum hat die erste Veröffentlichung so lange auf sich warten lassen? Darauf antwortet Schindler: „Das mit der EP ist auch so eine typische Griswold-Geschichte, denn wir haben sie tatsächlich zweimal eingespielt. Eigentlich waren die Aufnahmen schon vor Jahren fertig und mussten nur noch abgemischt werden. Doch dann sind sie auf einmal verschwunden – mitsamt unserem damaligen Tontechniker.“ Aus diesen ersten Sessions ist der Band nur der Song Pocketwatch, der es jetzt auch in der Originalversion auf die EP geschafft hat. Lange Zeit hat diese schmerzhafte Erfahrung dazu beigetragen, dass die Band einen zweiten Versuch erst einmal vor sich hergeschoben hat. Umso größer war natürlich die Freude, als Glue im vergangenen August endlich erscheinen konnte. Doch was macht eine Geschichte, die erst einmal sehr frustrierend klingt so typisch? Vor allen Dingen, dass die Band selbst diese unangenehme Erfahrung am Ende für sich nutzen konnte. „Damals haben wir auf Klick aufgenommen und ganz strikt auf den Takt geachtet“, erklärt Lukatsch. „Das Ergebnis klang aber irgendwie zu verkrampft. Deshalb haben wir dieses Mal mit Bass und Schlagzeug zuerst einen Guidetrack eingespielt, an dem wir uns danach für die einzelnen Spuren orientiert haben. So bleibt die Dynamik unserer Songs erhalten und alles klingt viel natürlicher.“

Dieser organische Umgang mit dem Material wird auf Glue sehr gut hörbar. Den eigenen Sound bezeichnen Griswold dabei mit einem Augenzwinkern als Indiepopjazzfolkrock. Bei Einflüssen der einzelnen Musiker, die vom unlängst verstorbenen David Bowie bis hin zur Jazzlegende Wayne Shorter reichen, verwundert es jedoch kaum, dass sich das Ergebnis klassischen Genres entzieht. Trotzdem klingt die EP zu jeder Zeit stimmig, was vor allem am warmen Klangbild der sechs enthaltenen Songs liegt. Dabei überzeugt der Opener DECT direkt durch einen unterschwelligen Drive, den die markante Gitarrenlinie durch den ganzen Song zieht. Doch auch für ruhigere Töne ist Raum, wie das reduzierte Scissors mit seiner langsamen Steigerung zeigt. Melodisches Highlight der EP ist allerdings der Titletrack Glue, dem es gelingt, die ohnehin schon schönen Gesangs- und Instrumentallinien durch mehrere Wechsel in eine herrlich melancholische Atmosphäre zu verweben. Auf der gesamten EP fällt auf, dass Gesang und Instrumente oft eine gleichberechtigte Rolle im Klangbild spielen, was besonders viel Raum für Variationen und kleine Überraschungen lässt.

„Grundsätzlich neigen wir ein wenig zum Chaos“

Auch die Arbeitsweise der Band setzt ganz auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Früher wurden neue Songs sogar gemeinsam im Proberaum geschrieben. Seit dem Einstieg in das Berufsleben fehlt dafür jedoch oft die nötige Zeit, weshalb Lukatsch das Gerüst eines Titels inzwischen häufig allein am Computer zusammensetzt. Ausgearbeitet wird dieses meist noch ein wenig mechanisch klingende Fundament natürlich immer noch gemeinsam. Oft muss die Band einen Song dabei erst einige Zeit spielen, bis er stimmig und natürlich klingt. Das kann auch schon einmal bedeuten, sich zurückzunehmen. „Grundsätzlich neigen wir schon ein wenig zum Chaos“, gibt Schindler zu, „doch Glue ist da ruhiger. Vielleicht mussten wir dafür erst einmal lernen, uns ein wenig am Riemen zu reißen. Vor allem haben wir auf nachträgliche Effekte im Mix weitestgehend verzichtet, damit es echt klingt und nicht nach einer aufgeblasenen Pop-Produktion.“ Das ist fürs Erste jedenfalls gelungen und Material für eine LP gibt es auch bereits. Die soll übrigens, so viel verraten Griswold schon einmal, nicht so lange auf sich warten lassen wie Glue.

Mehr Infos über Griswold:

  • Wer genau: Uwe Lukatsch (Gitarre, Vocals), Michael Jedelhauser (Gitarre, Synthesizer), Tom Weiß (Bass), André Schindler (Drums, Percussion), Christoph Rick (Saxofon) und Ursula Weiß (Piano)
  • Musikrichtung: Indie
  • Größter Erfolg: die fertige EP und, dass die Band noch zusammen ist
  • Famous Song: DECT
    Wunsch für Augsburg: einen Laden, der jeden Tag Livemusik bietet und sich über seine Bühne definiert
  • Als Bundeskanzlerin Angela Merkel … geboren wurde, waren wir noch nicht auf der Welt.

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