FarmAct – eine innovative Software für die Landwirtschaft

das FarmAct Team ©FarmAct

Zwischen Gründerstories und Erfolgsgeschichten – die Augsburger Start-up Szene

Unsere Themenwoche mit dem Motto “Zukunft” geht zu Ende. Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Diese Themen stehen weit oben auf der Liste wenn es um Zukunftspläne und Visionen geht. Deswegen möchten wir euch als Abschluss unserer Themenwoche und im Rahmen unserer Start-up Reihe, das sehr zukunftsorientierte Augsburger Start-up FarmAct vorstellen, welches diese beiden Themen vereint. FarmAct will die Landwirtschaft digitalisieren und somit Landwirt*innen die Dokumentationsarbeit erleichtern.

Wir haben uns mit einem der Gründer Daniel Janku getroffen. Im Interview erfahrt ihr mehr über die Idee hinter dem Start-up, seinen Weg vom Augsburger Student zum Unternehmensführer und die Zukunftspläne von FarmAct.

Hallo Daniel, stell dich am besten einfach mal vor, damit wir dich besser kennenlernen können.

Ich bin der Daniel Janku und ich bin ein Gründer und Geschäftsführer der FarmAct GmbH. Mein Studium habe ich an der Hochschule Augsburg verbracht, da habe ich zuerst Wirtschaftsinformatik im Bachelor studiert und noch den Master drangehängt. Als Berufseinstieg bin ich zunächst 8 Monate als SAP-Business Engineer gestartet. Danach haben wir dann die Zusage für das EXIST Gründerstipendium für unsere Idee bekommen. Das war der Startschuss für FarmAct und seitdem arbeiten wir Vollzeit an dem Unternehmen. 

https://www.instagram.com/p/CE3cmEHqrEi/

Für alle die FarmAct noch nicht kennen. Was genau macht ihr?

Wir bei FarmAct digitalisieren die Landwirtschaft, vor allem dadurch, dass wir die Branche besser vernetzen. Im ersten Schritt bieten wir eine Betriebssoftware für Lohnunternehmen an. Lohnunternehmen sind Dienstleister, die Arbeiten für Landwirte mit teuren Spezialmaschinen übernehmen. FarmAct migriert Daten aus verschiedenen Quellsystemen. Somit kann das System die Betriebsleiter mit Echtzeit-Analysen und Empfehlungen auf Datenbasis unterstützen. 

Euer Produkt ist ja sehr speziell und vielleicht auch kompliziert zu verstehen, wenn man sich im IT-Bereich nicht so gut auskennt: Wie würdest du in einem Satz vereinfacht erklären was ihr macht?

Wir holen uns alle Informationen von einem gesamten Betrieb in unsere Softwarelösung und können dann den Betriebsinhaber mit Analysen und Vorschlägen bei der Entscheidungsfindung unterstützen. Er hat in nur einem System alle Daten immer und überall dabei.

die FarmAct Software ©FarmAct

Wie kamst du auf die Idee für FarmAct?

Ich war schon mein Leben lang in der Landwirtschaft tätig, schon als kleiner Junge bin ich beim Nachbarshof mitgefahren und habe dann neben meinem Studium immer in der Landwirtschaft gearbeitet. Durch mein IT-Studium sind dann auch immer mehr Landwirte auf mich zugekommen und haben gesagt: „Du ich habe da ein Problem, kannst du mir da mal eine Lösung erstellen“, also sei es z.B. ein kleines Excel Tool oder was kleines Programmiertes. Das wurde dann einfach immer mehr. Ich habe nebenher auch in meiner täglichen Arbeit bei einem Lohnunternehmen viel Büroarbeit gemacht, Leute einteilen, Maschinen einteilen, wer macht welchen Auftrag, Rechnungen schreiben. Dabei wurde mir klar, dass dort extrem viel mit Zetteln passiert. Weil dadurch immer mehr Probleme auftraten, wie zum Beispiel dass mal ein Zettel verloren ging oder man einfach den Überblick verlor, habe ich mir dann auch durch meinen IT-Hintergrund gedacht: Das wäre doch cool, wenn man da eine digitale Lösung herstellen könnte, welche all die Probleme auf einmal löst. 

die Software im Einsatz ©FarmAct

Wie lange hat es von der Idee bis zur Gründung gedauert und was war dabei die größte Hürde?

Also das hat relativ lange gedauert, bestimmt einige Jahre. Die Idee hatte ich irgendwann vor 8-10 Jahren. Klar, dann macht man eine Ausbildung, dann studiert man und dann weiß man nicht, will ich wirklich den Weg in die Landwirtschaft gehen? Das war für mich lange nicht klar. Und ja im Master Studiengang, das war 2017, haben wir dann damit angefangen, dass wir uns intensiver mit der Idee beschäftigt haben. Mein Kommilitone und ich haben dann auch zwei Masterarbeiten darüber geschrieben. Er hat sich den Markt angeschaut: Was gibt es da schon? Wie viele Software Lösungen gibt es? Wie lösen wir das Problem? Und ich habe mit Landwirten zusammen eine Masterarbeit gemacht, also ich habe dann geschaut: Was brauchen die wirklich? Und aus dem Schnittprodukt haben wir dann unser erstes Produkt entwickelt. Der nächste Schritt war dann die Förderanträge auszufüllen. Anfangs sieht so ein leerer EXIST-Antrag relativ easy aus, was sich aber schnell ändert. Den richtigen Inhalt, passende Zahlen und deine eigene Vision niederzuschrieben kann schon sehr lange dauern, vor allem wenn man nicht irgendeinen Müll reinschreiben will (lacht). Das hat dann in Summe schon so 10 Monate gedauert. Seit Mitte 2019 hatten wir dann die Zusage für EXIST, im September 2019 haben wir angefangen und seitdem geht es wirklich ab. Der Weg dahin war aber schon nicht ganz ohne. Die größte Hürde war auf jeden Fall die Entwicklung von der Idee hin zum Plan wie man ein Unternehmen daraus macht.

Ihr habt schon viele Unterstützungen und Förderungen bekommen, wie z.B. das EXIST Gründerstipendium, den Start?Zuschuss! vom bayrischen Wirtschaftsministerium und nun seid ihr auch beim Nowtonext Programm dabei. Wie wichtig sind diese Förderungen für den Weg eurer Gründung?

Grundsätzlich sind so Förderprogramme sehr wichtig und helfen enorm. Wir wüssten nicht ob es FarmAct geben würde, wenn wir das EXIST Gründerstipendium nicht bekommen hätten. So eine Förderung verschafft dir als Gründer schon ein wenig Freiraum neben den ganzen Herausforderungen. Das ist natürlich schon ein großer Schritt und auch ein großes Risiko, das du bei einer Gründung eingehst. Man kündigt seinen Job oder kommst frisch vom Studium und da haben die wenigsten unerschöpfliche Geldreserven, die du in deine Idee investieren kannst. Da ist EXIST natürlich perfekt, weil du ein Gehalt bekommst, von dem du Vollzeit für deine Idee arbeiten kannst. Man könnte also so sagen, dass das die Luxusförderung ist, weil man so intensiver an der Idee arbeiten kann. Zusätzlich hatten wir auch noch eine EXIST Verlängerung wegen Corona bekommen, das war auch nochmal ganz wichtig, denn das bedeutete nochmal 3 Monate mehr Geld und mehr Zeit. Als Anschlussförderung wurden wir dann auch für Start?Zuschuss! ausgewählt und werden hiervon seit Oktober 2020 gefördert. Dieses Förderprogramm ist vor allem nach EXIST super, da man weiterwachsen kann und finanziell unterstützt wird. Das Nowtonext Programm ist jetzt ganz neu, da sind wir seit Januar dabei. Der Accelerator (Start-up Beschleuniger) ist neben dem Start?Zuschuss!” optimal. NowtoNext unterstützt hierbei vor allem mit Netzwerk, Coachings und Mentoren. Das ist halt auch sehr wichtig, weil wir jetzt eben schon eine Phase weiter sind. Wir haben die ersten Kunden, wir haben Zielgruppen und dann muss man alles optimieren und verbessern. Dafür sind die Mentoren schon sehr hilfreich, da Sie die gleichen Situationen schon einmal erfolgreich durchgemacht haben.

die Gründer Daniel und Fabio gewinnen 2019 “Augsburg gründet” ©FarmAct

Was denkst du, warum habt ihr euch bei den Förderprogrammen immer gegen die anderen Bewerber durchgesetzt?

Warum wir uns durchsetzen? Ja das ist ne gute Frage (lacht). Also ich denk einfach, dass es bei den vielen Start-ups relativ wenige im Landwirtschaftssektor gibt und dass wir schon eine sehr innovative und auch spannende Lösung entwickeln. Ansonsten ist es uns ganz wichtig, dass wir uns stets ehrliches Feedback einholen. Das hilft schon extrem, weil dir vor allem am Anfang oft nur das Schöne und das Positive gesagt wird, um zu motivieren. Grundsätzlich streben wir einfach jeden Tag aufs Neue danach besser zu werden, Fehler nicht doppelt zu machen und hören da auch stark auf den Markt und die Kunden. Anhand des Feedbacks passen wir dann die Anträge an und bisher funktioniert das immer ganz gut.

https://www.instagram.com/p/CGDDHlVha5A/

 Ist Augsburg ein guter Standort für euer Start-up?

Unser Hauptbüro ist in Augsburg und wir fühlen uns in Augsburg auch sehr wohl. Mittlerweile sind wir auch echt gut vernetzt, vor allem mit der Universität und der Hochschule. Da haben wir schon einige Projekte und Kooperationen abschließen können. Da unser Büro genau zwischen Uni und Hochschule liegt, erleichtert das natürlich auch vieles, vor allem für Studienprojekte oder auch Werkstudenten ist der Standort optimal. Im Allgemeinen ist Augsburg als Standort super, das ist einfach alles noch viel familiärer als zum Beispiel in München. Ansonsten arbeiten wir auch viel remote, gerade jetzt mit Corona. Seit einiger Zeit arbeitet auch ein Teil des Teams immer mal wieder im CoworkingSpace in München. Wir stellen uns schon relativ breit und flexibel auf, aber der Hauptsitz ist in Augsburg und das ist auch gut so.

Die Corona Krise hat gezeigt, dass wir noch in vielen Bereichen digitaler werden müssen. Wie weit ist die Landwirtschaft schon digitalisiert und was muss da in Zukunft noch passieren?

Also grundsätzlich muss man sagen. dass die Landwirtschaft da sehr weit entwickelt ist. Es gibt sehr viele Roboter, die Maschinen fahren mit GPS Lenkung und da passiert gerade eine richtige Datenflut, weil immer mehr Roboter auf den Markt kommen, immer mehr Maschinen produzieren Daten. Und da kommen wir ins Spiel. Wir merken jetzt schon, dass da nach und nach immer mehr Nachfrage kommt. Die Leute in der Landwirtschaft merken jetzt: Okay, das wurde alles immer persönlich oder per Telefon gemacht, vielleicht ist es doch nicht schlecht, wenn man es dem Fahrer per Tablet zuschicken kann, das hat vor allem auch Corona nochmal verdeutlicht.

https://www.instagram.com/p/CEJ1ih9q-jy/

Wie wichtig ist es in Zukunft nachhaltig zu leben und wie trägt euer Start-up vielleicht auch dazu bei?

Das ist extrem wichtig. Die Landwirtschaft hat da natürlich einen sehr großen Anteil, weil sie mit der Natur arbeiten. Da ist auch ganz klar der Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit: gezielter Düngereinsatz, weniger Spritzmittel, genauere Dokumentation usw. Wir mit FarmAct gehen da neue Wege und können damit auch zur Nachhaltigkeit beitragen, indem wir Ressourcen einsparen. Mithilfe von FarmAct können die ganzen Arbeiten effizienter geplant und durchgeführt werden. Dies spart Zeit, Geld, Arbeitsaufwand und somit auch Ressourcen.

©FarmAct

Was sind eure Pläne für 2021?

Wir wollen unser Produkt in ganz Deutschland ausrollen. Zusätzlich wollen wir unser Produkt natürlich auch weiter entwickeln und mehr Funktionen bieten. Außerdem werden wir auch Investoren mit ins Boot holen, das ist auch ein ganz großer Punkt. Ansonsten: Wachstum vom Team, Prozesse integrieren und ein wirklich attraktiver Arbeitgeber werden. 

Wo siehst du FarmAct in 5 Jahren?

Also auf jeden Fall sind wir dann ein richtig professionelles Unternehmen, das einen großen Mehrwert für die Landwirtschaft bringen kann. Den Rest werden wir sehen, wie sich alles entwickelt.

Was würdest du jungen Leuten, die auch ein Start Up gründen wollen, mit auf den Weg geben?

„Wenn du eine Idee hast dann einfach machen. Man sollte seine Idee mit Herzblut & Ehrgeiz verfolgen und sich nicht unterkriegen lassen.“

Daniel Janku – Gründer FarmAct 

Vielen Dank an Daniel für die spannenden Einblicke hinter seinem Gründungsweg und FarmAct.