Presstige präsentiert: Unterhaltung à la Lockdown

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Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Für die presstige-Rubrik „Veranstaltungstipps“ bedeutet das, in der Covid19-Pandemie Wandelbarkeit zu beweisen. Seit Anfang 2020 entwickelt die gesamte Redaktion kreative Alternativen für das Format, das normalerweise Empfehlungen für Events und Veranstaltungen im kommenden Monat bietet.

Im Frühjahr 2020 wurde die vierteilige „Wir helfen Augsburg“-Reihe veröffentlicht. Diese thematisierte, wie man seine Lieblingsläden, Lieblingscafés, Lieblingsrestaurants sowie lokale, soziale oder kulturelle Einrichtungen in der Krise unterstützen kann. Von August bis Oktober feierten die regulären Veranstaltungstipps ein kurzes Comeback – Corona schien vergessen. Im November folgte dann der „Lockdown light“, welcher nahtlos in den aktuellen „harten Lockdown“ überging. Aus diesem Grund erschien im Dezember das „Adventsspecial“. In drei Artikeln teilten einige Autor*innen ihre liebsten Orte und Routen für Spaziergänge in Augsburg, die trotz der Pandemie besucht und abgelaufen werden können, mit der presstige-Leserschaft.

Für die kommenden Wochen rufen wir nun eine neue Beitragsreihe ins Leben: „Presstige präsentiert: Unterhaltung à la Lockdown“. Kultureinrichtungen wie Kinos oder Theater bleiben weiterhin geschlossen und Events wie Konzerte dürfen nach wie vor nicht stattfinden – auf gute Unterhaltung muss man trotzdem nicht verzichten. Presstige veröffentlicht ab jetzt regelmäßig Empfehlungen der Redaktion für Musik, Podcasts, Serien, Filme und Bücher, mit denen man sich während des Lockdowns ganz „Corona-konform“ die Zeit vertreiben kann. Viel Spaß beim Reinhören, Anschauen und Lesen!

Musik: Rotten Monkey
Valentin Erhardt - Redaktion
Valentin Erhardt
Redaktion

Ein Akkordeon feuert eine gespenstische Melodie durch den Dschungel, der surrende Sound eines Streichers hält dagegen, Snare und Bassdrum klatschen mit voller Kraft gegen das Trommelfell – und mitten im Chaos steht Rotten Monkey, der Affenkopf, und gibt donnernd den Ton an.

Der Kölner Untergrund-Rapper ist ein Meister des Storytellings und der Atmosphäre. Sein Narrativ des Menschenaffens, der sich durch den Großstadtdschungel beißt, verschmilzt primitive Bedürfnisse mit postmodernen Ansätzen und kreiert ein Bild, das trotz aller Widersprüche stimmig wirkt. Die ausgefeilten Texte zeugen von Intelligenz, der abwechslungsreiche Flow verrät Routine, die mit druckvoller Stimme zum Besten gegeben wird. Nicht einmal thematisch kennt der Affenkopf ein „Nee, kann ich nicht“: Von romantischer Sehnsucht nach dem Elternhaus („Das Dorf“) über Gesellschaftskritik („Schönheitswahn“) und Drogentrips („Himmelblau“) bis hin zur Persiflage der Nachrichten („Schlagworte“) wird jeder Wunsch bedient. Wirklich jeder.

Und wer sagt, dass Rap-Tracks über Sex stets Fremdscham erregen, dem beweisen drei „Affenliebe“-Tracks das Gegenteil, wohingegen in „Bitte bleib“ die Liebe zu einer Frau thematisiert wird, die vom lyrischen Ich nur als Projektionsfläche für eigene Wünsche wahrgenommen wird. Einen Herzschlag später sinniert Rotten Monkey über seine Musik, die auch die hässlichsten seiner Seiten preisgibt. Ein kafkaesker Film, den er da schiebt, aber auch ein facettenreicher, der tiefe Einblicke gewährt.

Jedes einzelne seiner Tapes findet man auf YouTube herumflattern; bis auf das Album „Drowning / Blue Pill“ stehen alle zum Gratis-Download auf tapez.eu zur Verfügung. Ich für meinen Teil werde vermutlich nie den Tag vergessen, an dem ich mir zum ersten Mal sein „Ungereimtheiten“-Tape reinzog, welches ich euch wärmstens ans Herz legen möchte. Ich verspreche, so etwas habt ihr noch nie gehört – selbst wenn es euch nicht gefällt.

Ungereimtheiten-Cover
Das Cover zu "Ungereimtheiten" (© EPR)
Roman: Zwei Handvoll Leben
Jasmin Schol - Redaktion, Social Media
Jasmin
Redaktion
(© Droemer Knaur)

In ihrem Debütroman „Zwei Handvoll Leben“ (2020) schreibt die Autorin Katharina Fuchs über ein sehr privates Thema: Ihre eigene Familiengeschichte. Dabei schildert sie abwechselnd in zwei parallel verlaufenden Handlungssträngen das Leben ihrer Großmütter Anna und Charlotte von 1914 – 1953. Anna zieht im Winter 1919 für eine Schneiderlehre aus dem Spreewald nach Berlin, arm, auf sich allein gestellt und mit den dunkelsten Seiten der Großstadt konfrontiert. Doch sie kämpft für sich und ihre Leidenschaft und baut sich eine eigene, eng mit dem Berliner KaDeWe verknüpfte, Existenz auf. Gleichzeitig wird Charlotte als sächsische Gutsherrentochter in die feine Leipziger Gesellschaft eingeführt, dabei liebt sie eigentlich das Leben und Arbeiten auf dem Landgut. Ihre weiteren Jahre werden von der ersten, unglücklichen Liebe und Verstrickungen in ein jüdisches Familienschicksal geprägt.

Als Leser*in durchlebt man mit Anna und Charlotte von deren Jugend an alle Höhen und Tiefen bis zu dem Tag, an dem sich die Frauen 1953 in Berlin zum ersten Mal begegnen – beide gezeichnet von großen Verlusten, schweren Rückschlägen und verkannter Liebe vor dem Hintergrund zweier Weltkriege. Zwei Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und am Ende doch durch ein gemeinsames Schicksal verbunden sind.

Mit 544 Seiten ist der Roman eher lang, aber das Gefühl hatte ich in keiner Sekunde, so tief und schnell taucht man in die Handlung ein. Ich konnte auf jeder Seite mitweinen, -lachen und -fühlen. Für mich einer der authentischsten und spannendsten historischen Romane, den ich bisher gelesen habe! Trotz der düsteren Kulisse eine insgesamt Mut machende Geschichte von zwei bewundernswert starken Frauen – besonders vor dem Hintergrund, dass sie wirklich wahr ist! Große Leseempfehlung. Kann man überall bestellen, wo es Bücher gibt – bestimmt auch im Buchladen um die Ecke.

Serie: Bridgerton
Marina Sandmann - Redaktion
Marina
Redaktion

Zugegeben vielleicht kein richtiger Geheimtipp für regelmäßige Netflixschauer*innen: der Serienneuling Bridgerton. Wer es jedoch trotz hartnäckiger Vorschläge auf Social Media noch nicht geschafft hat, die 8 circa einstündigen Folgen der Staffel durchzusuchten, muss wohl noch überzeugt werden.

Im englischen 1813 dreht sich alles ums Heiraten und Kinderkriegen, zumindest wenn man eine Frau ist. Aufwendige Kostümbälle und Brautschauen stehen auf der Tagesordnung. Dass in dieser Welt von Korsetts und Perücken auch Klatsch und Tratsch von immenser Wichtigkeit ist, ist vor allem für eine Person von Vorteil: Lady Whistledown. Ähnlich wie Gossip Girl aus der gleichnamigen Serie schreibt die geheime Person Flugblätter, in denen sie Intrigen, Affären und andere existenz-vernichtende Informationen des Londoner Adels ausplaudert. Neben der ungelösten

(© Marina Sandmann)

Identität von Lady Whistledown steht aber vor allem die Familie Bridgerton im Fokus der Serie. 8 Kinder, die in alphabetischer Reihenfolge benannt wurden und von denen jedes seine eigene Geschichte (und hoffentlich auch Serienstaffel) mitbringt. Die aktuelle Staffel beschäftigt sich mit Daphne, der ältesten Tochter der Familie. „Das Juwel“ der Brautsaison verliebt sich in den Duke of Hastings, Simon, der vor hat ewiger Junggeselle zu bleiben. Bis Daphne ihm natürlich komplett den Kopf verdreht… Ausschlaggebend für den Suchtcharakter der Serie ist jedoch nicht die relativ vorhersehbare Liebesgeschichte, sondern vor allem die sympathischen und spannenden Nebenfiguren. So ist zum Beispiel Eloise Bridgerton ihrer Zeit voraus sehr feministisch orientiert und auch ihr Bruder Benedict treibt sich in interessanten Künstlerkreisen herum.

Alles in allem ist diese Serie vor allem eines: schön, unkompliziert und einfach harmonisch. Tolle Kostüme, fröhliche Farben und Happy Ends. Vielleicht ist das genau das Richtige, wenn die eigene Welt gerade nicht aus glamourösen Partys und aufregender Detektivarbeit bestehen kann. Die Dreharbeiten für die neue Staffel stehen in den Startlöchern. Wer gar nicht warten kann: Die Serie beruht auf der gleichnamigen Buchreihe von Julia Quinn.

Film: The Greatest Showman
Clarissa
Redaktion

The Greatest Showman – ein atemberaubendes Musical mit einer packenden Geschichte und wunderschönen Liedern. Es handelt von P.T. Barnum, der seinen Job verliert und trotzdem nie das Träumen aufhört. Trotz Niederlagen gibt er nicht auf und beschließt schließlich eine Show mit außergewöhnlichen Menschen zu veranstalten. So geht er auf die Suche nach besonderen Menschen. Die von der Gesellschaft Ausgestoßenen stellen eine wunderbare Show auf die Beine und werden zum ersten Mal in ihrem Leben so akzeptiert, wie sie sind. Doch die Euphorie hält nicht lange an. Nach der Show steht ihnen eine wütende Meute gegenüber, die sie vertreiben will. Wenn die besondere Gruppe eines gelernt hat, dann, dass sie zusammen stark sind. Sie hatten einst den Mut sich zu zeigen und werden sich nie wieder verstecken.

(© Clarissa Bilevitz)

Der Film ist eine tolle Mischung aus Gesang und Handlung. Er zaubert einen in eine Welt voller Träume und Willensstärke. Unabhängig von Geschlecht, Gewicht, Größe und sonstigen äußerlichen Merkmalen ist jeder einzelne besonders und hat ein Recht darauf gesehen zu werden.

Worauf wartest du also noch? Wenn du eine Auszeit vom Lernen brauchst, dann öffne Netflix und schaue dir diesen grandiosen Film an!