Zukunftsängste von Studierenden

Wir leben in einer Zeit, in der uns der Eindruck vermittelt wird, dass mit genügend Fleiß und Ehrgeiz alles möglich ist. Den Alltag möchte man kontrollieren, nur Erfolge erzielen und sich dabei auch noch selbst verwirklichen. Als Teil einer Leistungsgesellschaft, kommen dabei natürlich immer wieder Zweifel und Ängste auf.

Wir sind Kim und Toni und haben uns vor allem in letzter Zeit häufig mit dem Thema Zukunftsängste beschäftigt. Eine persönliche Angst, die wir haben, ist wie sich Beziehungen zu nahestehenden Personen verändern. Mit wem bin ich in fünf Jahren noch befreundet? Welche Personen werde ich verlieren? Wie entwickelt sich mein familiäres Umfeld? Da Zukunftsängste vor allem bei jungen Menschen sehr präsent sind, haben wir einige Studierende zu der Thematik befragt.

Kat: Medien und Kommunikation, 3. Semester

Was sind Zukunftsängste, die Dir momentan durch den Kopf gehen?

Auf jeden Fall meine Jobsuche. Finde ich als Geisteswissenschaftlerin was? Kann ich überhaupt Praktika machen? Nimmt mich jemand später, auch wenn ich durch Corona kaum Praktika machen konnte?

Bei meiner Familie und meinen Freunden mache ich mir Gedanken, ob…

…sie ihre Jobs halten können und ihre Lebenskosten weiter bestreiten können. Dass sie in der Krise nicht zu sehr mental leiden und das nicht mehr ablegen können nach Corona.

Meine Sorgen hinsichtlich einer Karriere oder einem Job sind…

…ob ich meinen Traumjob finde, angemessen bezahlt werde und ob ich dahin komme, wo ich hinmöchte.

Belastende Gedanken, die ich mir hinsichtlich meines Studiums mache, sind…

…dass ich gewisse Lerninhalte nicht wirklich verinnerlichen kann und dass ich Möglichkeiten zum Netzwerken (z.B. mit Professor_innen) nicht wahrnehmen kann. Und natürlich, dass das Studium so definitiv nicht die Zeit meines Lebens werden kann.

Wenn ich über mein zukünftiges Ich nachdenke…

…stelle ich mir oft die Frage, ob ich einen Nachteil gegenüber früheren Absolvent_innen haben werde, da ich einfach weniger praktische Erfahrung machen kann. Ich habe auch Sorge, dass mich Corona langfristig finanziell belasten wird (weniger Einkommen, länger bis zur Rente, höhere Steuern etc.).

Wenn ich Zukunftsängste habe gibt mir … Hoffnung

Die Gespräche mit anderen Studierenden, die das gleiche erleben; das Gespräch mit Menschen, denen es schlechter geht als mir; Hobbies, viel rausgehen und Sport.

Trotz meiner Sorgen motiviert mich für die Zukunft, dass…

…es Impfungen gibt und sich die Lage langfristig verbessert.

…es den anderen Studierenden genauso geht und weniger praktische Erfahrung möglich ist.

…es andere Länder gibt, in denen Corona das Leben nicht mehr so stark einschränkt und man das zusammen alles schaffen kann.

Student: Wirtschaftsrecht, 5. Semester

Was sind Zukunftsängste, die Dir momentan durch den Kopf gehen?

Das sind vermutlich diese Gedanken, die alle von uns schon einmal beschäftigt haben: Wie wird es nach dem Studium weitergehen und wohin wird es mich verschlagen? Wie wird der Übergang ins Berufsleben und wird mir mein späterer Job tatsächlich Spaß machen? Werde ich zeitnah nach dem Abschluss eine passende Stelle finden oder werde ich später von zahlreichen, erfolglosen Bewerbungen berichten können?

Bei meiner Familie und meinen Freunden mache ich mir Gedanken, ob…

…und inwiefern die Jahre und die Entfernung unser Verhältnis verändern werden.

Meine Sorgen hinsichtlich einer Karriere oder einem Job sind…

…ob sich das viele Lernen später bezahlt machen wird oder ob die Karriere letzten Endes doch vom Schicksal oder dem entscheidenden Quäntchen Glück abhängt.

Belastende Gedanken, die ich mir hinsichtlich meines Studiums mache, sind…

…hoffentlich unbegründet.

Wenn ich über mein zukünftiges Ich nachdenke…

 …hoffe ich, dass es in der Lage wäre, mein derzeitiges Ich zu beeindrucken.

Wenn ich Zukunftsängste habe gibt mir… 

…die Tatsache, dass ich selbst daran arbeiten kann, diese Ängste irrational erscheinen zu lassen, Hoffnung.

Trotz meiner Sorgen motiviert mich für die Zukunft, dass…

…es bisher ja auch immer gut gegangen ist.

Antonia: Erziehungswissenschaften, 1. Semester

Was sind Zukunftsängste, die Dir momentan durch den Kopf gehen?

In welchem spezifischen Bereich ich später arbeiten möchte und ob das Studium zum jetzigen Zeitpunkt Sinn macht. Sollte ich lieber aussetzen, in meinem Beruf als Erzieherin arbeiten gehen und nach der Corona Pandemie das Studium nochmal angehen? 

Ich mache mir viele Gedanken um den Klimaschutz und wie das alles noch weitergehen soll? Ich sehe wenige Politiker_innen, die wirklich das Zepter in die Hand nehmen. Nicht nur leere Worte, sondern auch Gesetzesbeschlüsse, Steuern und eine Verkehrswende, die sich den Bedürfnissen der Erde anpasst. Denn ohne die sind wir bald nicht mehr und ich möchte meine Kinder in eine Welt setzen, in der ich auch leben wollen würde.

Bei meiner Familie und meinen Freunden mache ich mir Gedanken, ob…

…sie einen Weg finden, der sie von den Meinungen anderer Menschen abbringt und auf sich selbst hören lässt. Ich sehe noch immer viel zu viele in meinem engsten Kreis, Freunde und Familie, die sich so abhängig von anderen machen. Nicht, dass ich davon befreit wäre, aber ich weiß mittlerweile, wie gut es sich anfühlt, sich Schritt für Schritt davon zu befreien, Entscheidungen über die eigene Zukunft auf der Basis von Meinungen Anderer abhängig zu machen. 

Meine Sorgen hinsichtlich einer Karriere oder einem Job sind…

…dass ich irgendwann das Gefühl habe, etwas verpasst zu haben. Ich möchte zurückschauen und sagen können: Ich bin zufrieden mit dem, was ich bis jetzt erreicht habe und freue mich auf das, was noch kommt. Ich möchte niemals aufhören, zu lernen und offen zu bleiben! Ich will nicht stehen bleiben und mir sagen: Ich habe es gerade gut und so bleibt es auch. Ich will stets in Bewegung sein.

Belastende Gedanken, die ich mir hinsichtlich meines Studiums mache, sind…

…einerseits, wie schon anfangs erwähnt, dass ich Bedenken habe, was meinen Zeitpunkt angeht. Ich habe eine Berufsausbildung, ich kann arbeiten gehen und gleichzeitig möchte ich mich aber unbedingt weiterbilden und Neues in mich aufsaugen. Ich empfinde momentan wenig Freude daran, mich für Vorlesungen und Sitzungen an den Laptop zu setzen, ich empfinde eine sinkende Motivation, was das Lernen angeht. Dennoch möchte ich das durchziehen, hoffe auf bessere Zeiten und versuche, mir Nischen und Wege zu suchen, die mir das Online Studium erleichtern. Ich bin alles in allem hin und hergerissen und werde mir noch ein Semester Zeit geben, um meine Gedanken zu sortieren.

Wenn ich über mein zukünftiges Ich nachdenke…

…dann hoffe ich sehr, dass ich weiterhin einen Fuß vor den Anderen setze. Ich hoffe, dass ich mit offenen Augen und Ohren laufe und dass ich jede Möglichkeit zu meiner Weiterbildung nutze.

Wenn ich Zukunftsängste habe gibt mir… 

…meine Vergangenheit Hoffnung, da ich schon öfter mit solchen Ängsten konfrontiert wurde und immer einen Weg gefunden habe, mich wohl zu fühlen und die Entscheidung zu treffen, die mich weitergebracht hat. Ich weiß, der Spruch „Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine Andere“ hört sich abgedroschen an, aber nach meinen Erfahrungen her kann ich das nur unterschreiben!

Trotz meiner Sorgen motiviert mich für die Zukunft, dass…

…wir Corona irgendwann im Griff haben werden und dass wir wieder zurück in unser Sozialleben finden können. Ich bin motiviert weiter durchzuhalten, weil ich weiß, dass ich meine Freund_innen nicht verliere und ich sie bald auch wieder sehen und in die Arme schließen kann!

Basti: Mechatronik (dual), 3. Semester

Was sind Zukunftsängste, die Dir momentan durch den Kopf gehen?

Wie geht es mit dem Corona Virus weiter… Habe ich den richtigen Studiengang ausgewählt?

Bei meiner Familie und meinen Freunden mache ich mir Gedanken, ob…

…es ihnen gut geht und ob sie glücklich bzw. zufrieden sind.

Meine Sorgen hinsichtlich einer Karriere oder einem Job sind…

…dass er zu eintönig oder nicht fordernd genug ist.

Belastende Gedanken, die ich mir hinsichtlich meines Studiums mache, sind…

…ob ich das Studium schaffe … und wenn ja wie gut?

Wenn ich über mein zukünftiges Ich nachdenke…

…hoffe ich, dass ich alle meine Ziele erreicht habe.

Wenn ich Zukunftsängste habe geben mir… 

…meine Familie und Freunde Hoffnung.

Trotz meiner Sorgen motiviert mich für die Zukunft, dass…

…der Lernstress vorbei ist und ich mehr Zeit für mich habe.

Tobi: dualer Studiengang 3. Semester

Was sind Zukunftsängste, die Dir momentan durch den Kopf gehen?

Wie wird Corona mein weiteres Studium beeinflussen?
Wie schwierig wird die Jobsuche durch die schwierige Wirtschaftslage?

Bei meiner Familie und meinen Freunden mache ich mir Gedanken, ob…

…sie mit der zusätzlichen Belastung klar kommen.

Meine Sorgen hinsichtlich einer Karriere oder einem Job sind…

…keinen Job zu finden der mir Spaß macht.

Belastende Gedanken, die ich mir hinsichtlich meines Studiums mache, sind…

…ob/wie lange das Studium noch alleine von zuhause stattfindet.

Wenn ich über mein zukünftiges Ich nachdenke…

…keinen Schimmer.

Wenn ich Zukunftsängste habe geben mir… 

…meine Familie, Freunde, Kommilitonen Hoffnung.

Trotz meiner Sorgen motiviert mich für die Zukunft, dass…

…ich klare Ziele habe, die durch Corona zwar erschwert/verschoben wurden, aber immer noch erreichbar sind.

Im Gespräch mit Freunden haben wir festgestellt, dass uns Ähnliches Sorgen macht. Da uns ein allgemeines Stimmungsbild interessiert hat, haben wir sie gefragt, welche Wörter sie spontan mit Zukunftsängsten verbinden:

Sicherlich sind durch die Corona-Pandemie zusätzliche Ängste entstanden. Was bisher absehbar und planbar war ist nun ungewiss und unvorhersehbar. Dennoch wollen wir euch mitgeben, dass jeder einzelne von uns mit individuellen Unsicherheiten zu kämpfen hat, die jedoch nicht unüberwindbar sind. Denkt also immer daran: Ihr seid nicht alleine und bessere Zeiten werden kommen!