Zwischen Gründerstories und Erfolgsgeschichten – Die Augsburger Start-up Szene
Die presstige Start-up Reihe befasst sich mit unternehmerischen Eigengewächsen unseres Schwabenstädtchens Augsburg. In den bereits veröffentlichten Interviews mit den Gründern einiger Start-ups, darunter Boxbote und Jim’s Geschmackszirkus, wurde von Erfolgen wie auch Schwierigkeiten bei der Unternehmensgründung berichtet, lustige Geschichten wurden erzählt und Zukunftspläne geschildert. Das macht Appetit auf mehr und zum Glück hat Augsburg in Sachen Start-ups immer noch was zu bieten:
„Ehemalige Schlechtesser, Bürohocker und seit Juni 2014 Suppenkasper!“ – So stellen sich die Brüder Denis und Daniel Gibisch auf der Homepage ihres Unternehmens vor. Bei den beiden handelt es sich um die Gründer des Augsburger Start-up Little Lunch, welches Bio-Suppen, Eintöpfe, Gemüsebrühen, Fonds und seit Anfang 2020 auch Saucen vertreibt. Daniel, einer der Gründer und aktueller Geschäftsführer von Little Lunch, hat sich im Online-Interview den Fragen von presstige gestellt.
Wie würdest du das Unternehmen Little Lunch unseren Leserinnen und Lesern vorstellen?
Little Lunch wurde als gesunde Alternative für die schnelle Mittagspause gegründet. Die Idee: innovativ, schnell, zeitsparend und gesund – so entstanden die Bio-Suppen aus dem Glas, die ohne künstliche Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker auskommen. Mittlerweile sind wir Marktführer im Bereich Bio-Suppen.
Wann wurde Little Lunch denn gegründet und wie viele Mitarbeiter beschäftigt ihr derzeit?
Gegründet haben wir Little Lunch im Jahr 2014. Unseren Durchbruch schafften wir 2015 durch die Teilnahme an der Show „Die Höhle der Löwen“. Mittlerweile beschäftigen wir 25 Mitarbeiter.
Was, würdest du sagen, ist das Besondere am Unternehmen Little Lunch? Was macht Little Lunch einzigartig?
Im Endeffekt haben wir eine Marktlücke entdeckt und es geschafft, sie dauerhaft zu besetzen. Die Idee von Little Lunch ist eine nachhaltige, haltbare und vor allem leckere Bio-Suppe bzw. Bio-Sauce aus dem Glas, die ohne künstliche Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker auskommt. Auch bei der Verpackung achten wir auf Nachhaltigkeit – Plastik kommt uns nicht in die Tüte, wir füllen unsere Suppen und Saucen in Glasbehälter – so sehen sie auch gleich viel appetitlicher aus. Außerdem sind bei Little Lunch die Hierarchien sehr flach, wir haben eine angenehme und lockere Arbeits-Atmosphäre, einen freundschaftlichen Umgang und andere Vorteile. So gibt es bei uns zum Beispiel immer einen vollen Kühlschrank für alle oder gesponserte Ausflüge mit dem ganzen Team.
Wer ist die Zielgruppe von Little Lunch?
Eigentlich jeder, dem die Zeit zum Kochen fehlt, der aber trotzdem Wert auf Bio-Qualität, hochwertige Inhaltsstoffe und Umweltschutz legt. Wir treffen mit biologischen Zutaten, Nachhaltigkeit und Transparenz den Zeitgeist, da inzwischen viele Verbraucher darin einen elementaren Mehrwert erkennen. Für sich und auch für die Umwelt.
Was haben Denis und du vor der Gründung von Little Lunch gemacht?
Nach dem Abitur in Donauwörth trennten sich unsere Wege, zumindest vorerst. Denis ging für sein Wirtschaftsstudium nach Ansbach, arbeitete als technischer Leiter im Metallbau-Betrieb unserer Eltern und als Logistikleiter in Eresing. Ich habe Interaktive Medien in Augsburg studiert und dort später als Werbeentwickler gearbeitet. Mittlerweile leben wir seit rund zehn Jahren beide in Augsburg.
Wie ist die Idee für das Unternehmen Little Lunch entstanden?
Wir stellten uns jeden Mittag die Frage, die sich wohl hunderte Angestellte täglich stellen: Was essen wir heute Mittag? Die Idee zu Little Lunch entstand also aus der eigenen Not heraus, denn das Angebot war sehr überschaubar und bestand meistens doch aus ungesundem Junkfood. Wir fingen an zu überlegen, wie wir nicht nur uns, sondern auch anderen hungrigen Angestellten eine natürliche, leckere und zeitsparende Alternative bieten können – und da jeder Deutsche im Jahr durchschnittlich 100 Teller Suppe isst, war die nachhaltige Bio-Suppe im Glas die Lösung.
Hattet ihr beide Unterstützung von Familie und Freunden oder stand man eurer Idee eher skeptisch gegenüber?
Das Unternehmertum wurde uns quasi in die Wiege gelegt – schon unsere Eltern waren selbständig und haben uns daher immer in unserem Vorhaben unterstützt. Wir wussten schon früh, dass wir später einmal zusammen ein Unternehmen gründen wollen, noch bevor wir überhaupt einen konkreten Business Case* hatten.
Ein Business Case ist ein Szenario zur Beurteilung einer Investition unter strategischen, betriebswirtschaftlichen und weiteren Aspekten. Er beinhaltet beispielsweise die Beschreibung eines Projekts sowie Prognosen zu dessen Wirtschaftlichkeit.
(Quelle: www.projektmagazin.de)
Was waren die größten Hürden die ihr auf dem Gründungsweg überwinden musstet? Welchen Schwierigkeiten standet ihr gegenüber?
Am Anfang war es natürlich sehr schwierig, zu zweit und mit begrenzten Mitteln alle Unternehmensbereiche von Little Lunch abzudecken. Sobald wir die ersten Investments hatten, konnten wir unser Team vergrößern und uns so noch mehr auf den Ausbau unserer Produkte konzentrieren. Später stellte uns dann auch der Nachhaltigkeitsfaktor vor so manche Herausforderung. Der Vertrieb und Versand in Plastikverpackungen wäre natürlich kostengünstiger und einfacher gewesen, da Kunststoff ja auch bruchsicherer ist, aber wir setzen bewusst auf recycelbare und umweltfreundliche Glasverpackungen für unsere Produkte. Eine weitere Herausforderung war definitiv auch die Listung* im Handel – diese gehört für Start-ups zu den herausforderndsten Aufgaben überhaupt. Zunächst hatten wir in Gesprächen nur mit einzelnen Märkten Erfolgserlebnisse. Nach der ersten großen Listung lief es dann aber deutlich besser.
Aufnahme eines Produkts in das Sortiment eines Handelsbetriebs.
(Quelle: www.wirtschaftslexikon.gabler.de)
Wie war eure finanzielle Ausgangslage vor und während der Gründung? Habt ihr Zuschüsse bekommen oder Investoren gehabt?
Die Suche nach Kapital war nicht einfach, wir mussten zu Beginn viele Absagen von Investoren einstecken. Doch man darf seinen Mut nicht verlieren, sondern muss weiter Kontakte knüpfen und viel netzwerken. Manche Kontakte können wirklich sehr hilfreich sein, andere weniger. Aber unsere Investoren haben uns, gerade zu Beginn, super beraten und angeleitet.
Warum habt ihr euch ausgerechnet Augsburg als Standort für Little Lunch ausgesucht?
Ursprünglich kommen wir aus Dillingen und sind beide bereits vor der Gründung nach Augsburg gezogen, dadurch war Augsburg für uns als Standort sehr naheliegend. Wir haben beide hier in der Gegend gearbeitet und auch die ersten Suppen haben wir hier produziert. Uns hat es nie nach Berlin oder in eine andere Start-up Stadt gezogen. Und man sieht, es hat auch so funktioniert.
Warum ist gerade Augsburg ein guter Standort, um ein Start-up zu gründen?
Augsburg ist ein guter Standort, weil es in der Nähe einiger großer deutscher Städte liegt und auch ein super Start-up Netzwerk bietet, aber eben kein unüberschaubares Meer an Start-ups, wie es vielleicht in anderen Metropolen der Fall ist. Dazu kommt natürlich, dass die Mieten hier nicht ganz so hoch sind, was gerade für ein Start-up sehr wichtig ist.
Wenn ihr das Unternehmen nochmal gründen würdet, würdet ihr es nochmal in Augsburg machen?
Auf jeden Fall.
Welche Eigenschaften braucht man deiner Meinung nach, um ein erfolgreiches Start-up zu gründen?
Spaß, Motivation und Ehrgeiz sind in meinen Augen die wichtigsten Voraussetzungen. Natürlich muss man hinter seinem Produkt stehen, sonst könnten diese Faktoren schwer erfüllt werden. Fachlich ist es, gerade als Start-up, von Vorteil, sich mit den Sozialen Medien auszukennen und mit ihnen vertraut zu sein.
Habt ihr ein persönliches Erfolgsrezept?
Mutig sein, denn nur wer wagt, gewinnt!
Du hast den Stellenwert der Sozialen Medien bereits selbst erwähnt. Wie erreicht Little Lunch seine Kunden? Welche Kanäle nutzt ihr dafür?
Wir erreichen unsere Kunden über Facebook (72,000 Follower), Instagram (knapp 60,000 Follower), Pinterest und TikTok.
Wie habt ihr es geschafft euch eine so große Community aufzubauen?
Bereits kurz nach der Unternehmensgründung war uns die Relevanz von Influencern für einen Erfolg unserer damals neuen und noch weitgehend unbekannten Bio-Suppen klar. Daher haben wir bereits zu Beginn unserer Marketingaktivitäten mit Micro-Influencern* zusammengearbeitet und nach und nach die Aktivitäten zu einem richtigen Mediakanal im Rahmen unserer Marketingstrategie ausgebaut.
Unter dem Begriff Micro-Influencer versteht man Influencer, die eine verhältnismäßig niedrige Anzahl an Followern haben, dafür aber ein sehr hohes Engagement. Micro-Influencer sind Meinungsmacher, die eine sehr spezifische Gruppe an Menschen erreichen. Aufgrund ihres Expertenstatus und der Verbundenheit zu ihren Anhängern sind Micro-Influencer spannend für Unternehmen, die Influencer Marketing betreiben.
(Quelle: www.unternehmer.de)
Was war bisher euer größtes Highlight/größter Glücksmoment in der Firmengeschichte?
Schwierig zu sagen, da gab es tatsächlich mehrere. Natürlich erstmal der riesige Ansturm nach der Ausstrahlung von „Die Höhle der Löwen“. Dann auf jeden Fall auch, als wir unsere Produkte zum ersten Mal in einem Supermarkt irgendwo im Norden zufällig entdeckt haben und zuletzt auch der Launch unserer neuen Produktkategorie Saucen.
Welche Herausforderungen hat die Corona-Krise für Little Lunch mit sich gebracht?
Wir gehören zu einer Branche, für die das Coronavirus keine negativen Auswirkungen hat. Anfangs haben die Menschen definitiv auf Vorrat gekauft, was wir sowohl im LEH (Lebensmitteleinzelhandel) durch leere Regale als auch im Online Shop bemerkt haben. Die einzige Herausforderung, die wir zu Beginn meistern mussten war, dass wir einen Engpass bei den Lieferungen hatten.
Wie arrangiert sich Little Lunch mit den besonderen Umständen rund um die Pandemie?
Also Firmen-Intern haben wir auf Home-Office umgestellt, was auch super funktioniert. Was unsere Produkte anbelangt, haben wir dazu gelernt und produzieren jetzt, vor allem von unseren Best-Off Produkten, mehr, um die Nachfrage zu erfüllen. Da wir, wie schon gesagt, zu einer Branche gehören, auf die das Coronavirus keine negativen Auswirkungen hatte, haben wir und sechs weitere Lebensmittelmarken beschlossen, die Gastronomie zu unterstützen. Statt im Dezember 2020 wie gewohnt eine Weihnachtsfeier auszurichten, schenkten wir dieses eingesparte Budget der Gastro-Branche. Initiiert wurde die Kampagne von der Marke Gustavo Gusto und wir haben uns angeschlossen.
Ende 2020 habt ihr euer Start-up an den norddeutschen Bio-Lebensmittelhersteller Allos Hof-Manufaktur verkauft, wie kam es zu dazu?
Unser Ziel war es von Anfang an, Little Lunch in Deutschland richtig groß zu machen und dann mit einem renommierten Unternehmen mit diesem nationalen Rückenwind international durchzustarten. Alleine hätten wir den Schritt nach Europa vermutlich nicht gestemmt bzw. nicht in absehbarer Zeit geschafft. Mit reinen Finanzinvestoren wäre dies auch nicht effizient machbar gewesen. Dazu braucht es jemanden mit internationaler Expertise samt entsprechendem Netzwerk – Allos Hof-Manufaktur ist hier genau der richtige Partner.
Was verändert sich durch den Verkauf in eurem Unternehmen?
Bei Little Lunch wird sich vorerst nichts ändern. Die Little Lunch GmbH bleibt bestehen und es wird auch keine Personalveränderungen geben. Auch Denis und ich bleiben als Geschäftsführer im Unternehmen und freuen uns darauf gemeinsam mit unserem Partner Allos Hof-Manufaktur Little Lunch in den kommenden Jahren auf das nächste Level zu bringen.
Wo siehst du Little Lunch in 5 Jahren?
In aller Munde in Deutschland und Europa! Nach wie vor werden wir an unserer Bekanntheit in Deutschland arbeiten, um die Märkte weiter zu durchdringen. Unser klares Ziel ist es, die Verfügbarkeit von Little Lunch im LEH auch künftig weiter auszubauen sowie neue Sorten, Kreationen und Produktkategorien auf den Markt zu bringen. Dabei ist es uns wichtig, all unseren Grundsätzen treu zu bleiben. Das heißt, wir setzen auch weiterhin auf 100% Geschmack und Lebensmittel in bester Qualität.
Zuletzt noch die wichtigste Frage: Welches Produkt aus dem Little Lunch Sortiment ist Denis‘ und dein persönlicher Favorit?
Da sind wir uns einig: Sauce Bolognese und Chili con Carne.
Vielen Dank an Daniel Gibisch für die Beantwortung unserer Fragen und die spannenden Einblicke in die Gründungsgeschichte von Little Lunch!