Leben retten zwischen zwei Vorlesungen

Alle 12 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Blutkrebs. Jede*r 10.
findet keine(n) passende(n) Stammzellspender*in. Dabei ist Blutkrebs
heilbar. Wie euch eure Kommiliton*innen dabei helfen, potenzielle Lebensretter zu werden und wie es sich anfühlt, ein “perfect Match” zu sein, erfahrt ihr hier.

Wer Freund*innen oder Angehörige an Blutkrebs verliert, kann vermutlich am wenigsten verstehen, wieso sich ein großer Teil der Bevölkerung (noch) nicht bei der internationalen Datenbank der Stammzellspender*innen registriert hat. So ging es auch Katharina, einer der Gründer*innen von AIAS Deutschland e.V. Dies ist ein gemeinnütziger Verein von Studierenden, die seit 2013 das Ziel verfolgen, dem Blutkrebs ein für alle Mal den Kampf anzusagen.

 Einfach gesagt entarten dabei Zellen, in diesem Fall Blutzellen, und vermehren sich unkontrolliert im Körper. Dadurch können die “guten” Blutzellen ihre eigentlichen Aufgaben, etwa den Transport von Sauerstoff oder die Bekämpfung von Infektionen, nicht mehr übernehmen.
Eine Erkrankung des blutbildenden Systems äußert sich dann zum Beispiel durch Fieber, Abgeschlagenheit, Blässe und Gewichtsverslust. Aber auch spontane Blutungen, geschwollene Lymphknoten und in manchen Fällen auch Knochenbrüche können auf Blutkrebs hinweisen.

Ihr wisst oder ahnt es bestimmt schon: Ja, Blutkrebs ist heilbar. Der Behandlung liegt meist, wie auch bei anderen Formen von Krebs, eine Chemotherapie zu Grunde, die darauf abzielt, die kranken Zellen zu zerstören. Für die meisten Blutkrebspatient*innen besteht jedoch in der Stammzelltransplantation die einzige Chance auf Heilung, da die neuen Stammzellen nach einigen Wochen die ursprünglichen Aufgaben der gesunden Blutzellen übernehmen können.

Katharina hatte nicht nur ihren Großvater in Folge einer Blutkrebserkrankung verloren, sondern konnte mit 19 Jahren selbst als Spenderin aktiv werden und einer jungen Mutter in den USA das Leben retten. Umso erschreckender war es für sie und ihre Freund*innen, auf wie viele Vorurteile und wie wenig Bereitschaft, sich als Spender*in registrieren zu lassen, sie in Gesprächen mit Kommiliton*innen, Freund*innen und Bekannten stießen. Seitdem hat sich einiges getan: Die Studierenden starteten nicht nur eine umfangreiche Aufklärungsaktion an der LMU München und die bis dato weltweit größte Registrierungsaktion an einer Hochschule, sondern verbreiteten ihr Konzept an zahlreichen Universitäten in ganz Deutschland – unter anderem auch hier in Augsburg.

Das Ziel von AIAS ist klar und ambitioniert: Jede*r Studierende in Deutschland und Österreich soll sich in die internationale Stammzelldatenbank aufnehmen lassen. Dafür leistet AIAS Aufklärungsarbeit an Universitäten und ermöglicht eine Registrierung zum/zur Stammzellspender*in zwischen zwei Vorlesungen an deiner Hochschule. So auch an der Universität Augsburg. Bei der letzten Registrierungsaktion am 10. Juni 2022 konnten insgesamt 184 neue Spender*innen registriert werden!

Das AIAS-Team aus Augsburg bei ihrer jüngsten Registrierungsaktion auf dem Campus der Universität Augsburg.

Wie fühlt es sich an, Spender*in zu sein?

Von den Erfahrungen einer Stammzellspende hat uns Johanna, 23, berichtet. Sie ist ehemalige ANIS Studentin der Universität Augsburg und hat im Herbst 2021 zum ersten Mal für eine Blutkrebspatientin gespendet.

 

 

“Irgendwann habe ich mich gefragt, wieso ich eigentlich noch nicht bei der DKMS als Stammzellspenderin registriert bin, das ist doch eine super Sache”, beschreibt Johanna den Moment, der alles ins Rollen brachte. Nach einiger Zeit kam dann tatsächlich ein Anruf von der DKMS, dass sie als potenzielle Spenderin in Frage kommt. Einige medizinische Untersuchungen später stand fest: Johanna kann ein Leben retten. Wenn sie sich dazu entscheidet, Stammzellen über ihr Blut zu spenden.

 

"Auszusteigen kam für mich an keinem Zeitpunkt in Frage.  Als Spender*in bist du ja generell gesund, sonst könntest du es nicht machen, also was hast du zu verlieren?"
Johanna
ehemalige Stundentin der Uni Augsburg

Die Entnahme von Stammzellen aus dem peripheren Blut ist heutzutage die in den meisten Fällen angewandte Methode. Vier Tage im Voraus begannen die ersten Vorbereitungen für Johanna. Das bedeutet, sich zweimal täglich einen Botenstoff unter die Haut zu spritzen, damit sich die Zahl der Stammzellen im Blut erhöht.

Bei der eigentlichen Spende wird in jeden Arm ein Schlauch eingeführt, über die man mit einer Maschine verbunden ist, die zum einen Stammzellen aus dem Blut herausfiltert und an der anderen Seite das Blut wieder dem Körper zuführt. “Man kann sich das vorstellen wie einen großen Kreislauf, an den man angeschlossen ist”, erzählt Johanna, “und dann sitzt man erstmal eine Weile da und lässt die Maschinen arbeiten, bei mir waren es zwischen vier und fünf Stunden. Danach ist der Körper natürlich etwas geschwächt, aber am nächsten Tag ist das schon wieder vergessen.

 

 

Und wie fühlt es sich an, möglicherweise ein Leben zu retten?

“Wenn ich mir vorstelle, dass es in meiner Familie oder in meinem Freundeskreis einen Fall von Blutkrebs geben würde, ist der Gedanke, dass es eine Chance auf Heilung gibt, schon sehr beruhigend. Ich frage mich seit meiner Spende oft, wie schlimm es für die Angehörigen sein muss, diese Unsicherheit auszuhalten, ob es einen Spender oder eine Spenderin gibt. Und wenn dich dann jemand anruft und dir sagt, du kannst diesen Menschen Hoffnung geben und möglicherweise sogar ein Leben retten, dann fällt die Entscheidung recht leicht. Deshalb finde ich es auch so wichtig, sich registrieren zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit ist ja grundsätzlich schon nicht hoch, sozusagen ein “perfect Match” zu finden – also: umso mehr Registrierungen, umso mehr Möglichkeiten!”

Wenn wir euch nun überzeugt haben, euch als Spender*in registrieren zu lassen, eure Familien, Freund*innen oder Kommiliton*innen über das Thema aufzuklären, oder auch nur einen kleinen Geldbetrag an AIAS Deutschland e.V. oder die DKMS zu spenden, haben wir schon viel erreicht. Bei AIAS oder der DKMS könnt ihr euch ganz einfach und unkompliziert online registrieren lassen, oder ihr kommt bei der nächsten Registrierungsaktion im Wintersemester an der Universität oder der Hochschule Augsburg selbst vorbei!
Alle weiteren Infos findet ihr natürlich auf den Seiten von AIAS oder der DKMS.

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