Haare spenden – die Chance einem (krebs-)kranken Kind, das selbst keine Haare mehr hat, die Möglichkeit auf eine Echthaarperücke zu schenken.
Haare spenden: So einfach geht das gar nicht
Wie lange müssen Haare sein, um sie spenden zu können? Um eine schöne Perücke herstellen zu können, benötigt ein Perückenhersteller mindestens 30 cm – das ist gar nicht so wenig.
Wichtig: Je nach Verein kann die Mindestlänge variieren, informiert euch deshalb vor dem Schneiden nach der erwarteten Mindestlänge.
Welche Voraussetzungen eure Haare noch erfüllen sollten, haben wir in einer kurzen Checkliste für euch zusammengefasst:
- Achtet auf die Mindestlänge. Eure gespendeten Haare sollten nicht kürzer als 30 cm sein.
- Ungefärbtes und gesundes Haar eignet sich am besten zum Spenden.
- Ist euer Haar gefärbt, getönt oder blondiert, ist es wichtig, dass die Struktur gesund ist.
- Graues Haar oder stark geschädigtes Haar kann leider nicht verwendet werden.
- Die Wuchsrichtung muss einheitlich sein. Ihr könnt deshalb nicht Haare vom Boden oder aus eurer Bürste hernehmen.
- Schickt auf keinen Fall nasse Haare weg, die können nicht verwendet werden.
Je nach Organisation gibt es Friseursalons, die euch den Zopf abschneiden und direkt an euren ausgewählten Verein schicken.
Tipp: Ihr könnt natürlich auch zu eurem persönlichen Friseur oder Friseurin gehen. Diese:r kennt euch und eure Haare schon.
Wohin spende ich meine Haare?
Es gibt einige Vereine, die zuzahlungsfreie Echthaarperücken für (krebs-)kranke Kinder herstellen. Andere versteigern die gespendeten Haare und spenden den Erlös an eine gemeinnützige Organisation.
Eine gemeinnützige Organisation ist beispielsweise Open Heaven. Bei der Hilfsorganisation zählt jedes Haar sogar doppelt.
Das bedeutet, dass die zwei ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen Marlene und Lea die Haare vorsortieren und anschließend an einem Perückenhersteller schicken. Dieser stellt zuzahlungsfreie Echthaarperücken und Haarersatzteile für kranke Kinder und Jugendliche her. Die Bearbeitungspauschale, welche Marlene und Lea für ihre Arbeit bekommen, nutzt Open Heaven für ihre Hilfsprojekte in Kenia und Indien.
Ich selbst spendete vor ein paar Wochen meine Haare an Open Heaven.
Open Heaven im Interview
Open Heaven ist eigentlich eine Hilfsorganisation, die bedürftigen Menschen in Afrika und Indien hilft. Mit ihren Hilfsprojekten konnten sie schon vieles erreichen. Sie bohren beispielsweise Brunnen für sauberes Trinkwasser, ernähren Menschen und schenken Waisenkindern ein Zuhause.
Wie kommt eine Hilfsorganisation auf die Haarspende? Der Vorstand von Open Heaven, Matthias Weber, ist ganz zufällig auf das Thema gestoßen: “Tatsächlich habe ich die Haarspende bei einem Friseur entdeckt, der eine Haarspende-Aktion hatte.”
Mittlerweile sammelt die Hilfsorganisation schon seit zwei Jahren Zöpfe und schickt sie an einen Perückenhersteller weiter. Zuerst hat Matthias Weber die Haare mit seiner Frau und seinen Kindern zuhause vorsortiert. Seit diesem Februar übernehmen das die 17-jährigen Schülerinnen Lea und Marlene.
Zwei Schülerinnen, die sich für die Haarspende einsetzen
Die beiden Freundinnen stehen kurz vor dem Abitur und dementsprechend voll ist ihr Zeitplan. Doch neben vielen Hobbys kommt die Haarspende nicht zu kurz.
“Manchmal ist es schon schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen, aber wir sehen es als Chance uns treffen zu können”
– Lea
Die erhaltenen Haare sammeln die Freundinnen. Etwa einmal im Monat treffen sie sich, um die Haare nach Länge vorzusortieren und schließlich handgeschriebene Dankeskarten an die Spender:innen zu verschicken. “Es kommt jeden Tag mindestens ein Paket bei uns an. Im Monat sind es durchschnittlich 50 Pakete, die wir aussortieren”, fügt Marlene hinzu.
Wie viele Echthaarperücken sind inzwischen durch die ehrenamtliche Arbeit der Schülerinnen entstanden? “Man kann sagen, dass man für eine Perücke ungefähr fünf Zöpfe braucht”, erklärt Matthias Weber. Allerdings muss man beachten, dass nicht jeder Zopf für eine Perücke geeignet ist. Ist er beispielsweise zu kurz oder hat keine ausreichende Qualität, kann er nicht verwendet werden. Im Durchschnitt entstehen durch die Open Heaven Haarspenden laut Perückenmacher jeden Monat zwei bis drei Perücken.
Kranken Kindern eine Freude schenken
Besonders schön finden die Freundinnen, dass sie sich aktiv am Entstehungsprozess einer Perücke beteiligen können. “Oft schreiben uns die Spender:innen kleine Karten mit ihren Geschichten. Viele spenden ihre Haare aus einem persönlichen Hintergrund”, erklärt Marlene.
“Es ist so schön zu sehen, wie viele Personen helfen und kranken Kindern eine Freude schenken wollen”
– Marlene
Die Schülerinnen freuen sich jedes Mal zu sehen, wie wichtig den Personen das Thema Haarspende ist. “Uns schreiben auch viele Kinder, die gerade erst das Schreiben gelernt haben”, erzählt Marlene begeistert.
Was passiert mit zu kurzen Haaren?
Es kommt manchmal vor, dass Haare gespendet werden, die nicht die Mindestlänge erfüllen. Daraus kann leider keine Perücke hergestellt werden. Doch auch für diese gibt es eine nachhaltige Lösung:
“Die Haare, die zu kurz sind, werden von dem Perückenmacher für ein Umweltprojekt verwendet”, erklärt Matthias Weber. Die Haare werden miteinander verwebt, sodass daraus Haarmatten entstehen. Durch ihre hohe Saugkraft können Haare nämlich Öl aus den Meeren ziehen. So werden die Ozeane durch die zu kurzen Haare ein Stückchen sauberer.
Wie können Student:innen in Augsburg Open Heaven unterstützen?
Dem Verein ist die Kommunikation am wichtigsten, deshalb freut sich Matthias Weber, wenn Personen von ihrem Verein weitererzählen. “So kann man auch Personen erreichen, die sich mit der Haarspende noch nicht befasst haben. Vielleicht lassen manche ihre Haare vor dem Schneiden noch etwas wachsen, um sie spenden zu können”, sagt der Vereinsvorstand.
Motivierte Student:innen, die Lust haben, sich ehrenamtlich im Verein zu engagieren, können sich gerne bei ihm melden. “Wenn da jemand ist, der für unseren Verein etwas Zeit im Monat spenden will, dann finden wir bestimmt eine passende Aufgabe”, freut sich Matthias Weber.
Presstige bedankt sich für das spannende Interview und das ehrenamtliche Engagement.