Good Vibes Jahresrückblick 2020

Goodbye 2020! Wir blicken auf ein verrücktes und prägendes Jahr zurück. In Gesprächen, Rückblicken und Internetmemes wird dieses Jahr meistens als DAS Krisenjahr schlechthin bezeichnet. Und das natürlich zu Recht: Das Coronavirus hat viele an ihre Grenzen gebracht, hat persönliche und wirtschaftliche Opfer gefordert und das Jahr zu einer Herausforderung gemacht. Das merken wir nicht nur an den individuellen Veränderungen im Alltag, sondern auch an der Omnipräsenz der schlechten Nachrichten dieses Jahres in den Medien.

Presstige will dem gute Laune und Hoffnung entgegensetzten. Augsburg hat dieses Jahr einiges geschafft, ist zusammengewachsen und kann beweisen: 2020 war nicht alles schlecht! In diesem Sinne wünschen wir euch viel Spaß mit dem Good Vibes Jahresrückblick und einen guten Rutsch! 

Umwelt und Natur
Klimacamp Augsburg bringt erste Erfolge

Am 01.07.2020 wurde neben dem Augsburger Rathaus ein Klimacamp errichtet, um gegen die Verabschiedung des Kohleausstiegsgesetzes zu demonstrieren. In unseren vergangenen Artikeln haben wir bereits über das Camp und ihre Aktivist_innen berichtet. Nach nun 183 Tagen steht das Klimacamp immer noch und wir haben nachgefragt, was die Aktivist_innen rückblickend aus dem vergangenen Jahr mitnehmen konnten und was sie alles Positives erlebt haben.

© Larissa Ischwang

Als eines der Highlights zählt für sie der Beschluss des Klimabeirats am 16.12.. Dieser besagt, „dass die Stadt Augsburg sich als Ziel nehmen soll, gerechnet ab kommendem Neujahr, nur noch etwa 11 Millionen Tonnen CO2 auszustoßen. Vorher war das Ziel im Koalitionsvertrag etwa 34 Mio t.“. Doch die Aktivist_innen fügten zusätzlich an, dass „Augsburg dabei, bei einer für Augsburg sehr wohlwollenden, für die meisten anderen Länder aber eher unfairen Rechnung, bleibt.“

Des Weiteren zählen sie zu den positiven Erfahrungen und Erfolgen des Klimacamps das Gerichtsurteil zum Verbleib des Camps auf. Außerdem, dass sie viele andere Klimacamps in ganz Deutschland  inspirieren konnten, Wissen und Fähigkeiten untereinander ausgetauscht haben und sich mit vielen anderen Klimagerechtigkeits(nahen)-Bewegungen in und um Augsburg sowie vor allem mit FFF-Aktivist_innen aus anderen Städten vernetzt haben.

Endlich weg mit dem Einwegplastik!

Grafik © Bundesregierung

2017 lag die Menge der Kunststoffabfälle in Deutschland laut Umweltbundesamt bei 6,15 Tonnen. Und dass sich diese hohe Anzahl an Plastik nicht einfach in Luft auflösen kann, sollte ja mittlerweile klar sein. Letzendlich landet ein Großteil der To-Go-Becher und Fast-Food-Verpackungen im Gebüsch oder enden als Mikroplastik im Meer. Es kann so also nicht weitergehen und in diesem Jahr wurde das Problem “Einweg-Plastik” endlich angepackt! Am 06. November diesen Jahre stimmte der Bundesrat über das Verbot von Plastik ab und ab dem 03.07.2021 wird die Herstellung von Einwegplastik EU-weit nicht mehr erlaubt sein. Ein großer Erfolg für die Nachhaltigkeitspolitik wurde damit besiegelt. Das Verbot bringt jedoch auch eine große Umstellung für die Gastronomie mit sich, die auch vor den augsburger Restaurants keinen Halt macht. Lisa vom Enchilada in Augsburg berichtet uns, dass sie mittlerweile gute Alternativen zum Plastik gefunden haben, auch wenn die Umstellung anfangs, aufgrund der hohen Nachfrage, schwierig war.

„Wir im Enchilada sind seit dem EU Verbot von Einwegplastik bei nahezu allem, wie beispielsweise bei unseren Strohhalmen und Dipschalen, aber verstärkt durch Corona auch bei unserem Verpackungsmaterial fürs Liefergeschäft, auf natürliche Rohstoffe wie Rohrzucker und Bambus umgestiegen. Das funktioniert super und ist eine gute Alternative für Plastik, die man oft kaum unterscheiden kann. Auch sonst versuchen wir auf Nachhaltigkeit zu achten, indem wir unseren Müll trennen und unseren Gästen ihr übriges Essen gerne einpacken, um es nicht wegwerfen zu müssen.“

Zitat – Lisa Weißenberger, Enchilada Augsburg

Politik
Das Jahr der Black-Lives-Matter Bewegung

Zwar war der Anlass der Black-Lives-Matter-Proteste in diesem Jahr mit dem Mord an George Floyd am 27. Mai ein schrecklicher, doch zumindest haben die weltweit stattfindenden Demonstrationen und Protestbewegungen für Hoffnung gesorgt, dass das Problem des strukturellen Rassismus endlich gesamtgesellschaftlich wahrgenommen wird. Auch in Augsburg gab es am 06.06.2020 eine große Demonstration, in der tausende Menschen verschiedener Hintergründe und Generationen für Gemeinschaft und Solidarität zusammenstanden. Ein starkes Zeichen der Augsburger für Zusammenhalt und für den Willen, Rassismus anzuerkennen und anzugehen.

© Charlotte Theis
„Es ist schön zu wissen und zu fühlen, dass man nicht alleine ist“

Betroffene Rednerin auf der Augsburger Demo

© Charlotte Theis

Mehr Mitspracherecht und Aufmerksamkeit für Frauen und indigene Völker
Unsere Redakteurin Lara Reile und Redakteur Thomas Koristka beim Gespräch mit Eva Weber im März 2020. – © Balthasar Zehetmair

Auf politischer Ebene hatte 2020 einiges zu bieten und zwischen großen Wahlen und ereignisreichen Bewegungen rückte manche Nominierung oder Wahl leider etwas in den Hintergrund. Doch gerade diese zeigen einen Good Vibe in diesem Jahr. So wurde in Neuseeland mit Nanaia Mahuta erstmals eine Maori als Außenministerin gewählt. Deb Haaland wurde als erste indigene US-Ministerin nominiert und in den Vereinigten Staaten wurde Kamal Harris als erste Frau und Person of Color Vizepräsidentin. Damit schafften es in diesem Jahr Frauen und indigene Völker, mehr Mitspracherecht und Aufmerksamkeit in der Politik zu erlangen.

Und dabei müssten wir gar nicht so weit ins Ausland blicken, denn mit der Wahl zu Augsburgs Bürgermeisterin am 1. Mai hat es Eva Weber als erste Frau an die Spitze der Stadt geschafft. In unserer Artikelreihe rund um die Kommunalwahl im März hatte sie uns in einem Interview vor dem Wahltag schon einiges über sich erzählt.

Erste Schritte in der Aufarbeitung der Augsburger Kolonialgeschichte

Es ist vollbracht! Nach hitzigen Diskussionen und Protesten heißt das ehemalige Hotel 3 M* in der Maximilianstraße nun Hotel Maximilian und hat somit den alten Namen hinter sich gelassen. Das Hotel reagiert damit auf Vorwürfe, die den Namen als diskriminierend, nicht zeitgemäß und ignorant gegenüber von postkolonialen Strukturen betroffenen Menschen bezeichnen. Dies ist ein erster wichtiger Schritt in der Aufarbeitung der postkolonialen Spuren in der Augsburger Geschichte. Und es sollte nicht der einzige in diesem Jahr sein: Im August stellten die Regierungsparteien Grüne und CSU einen Antrag an Bürgermeisterin Eva Weber, in dem sie die detaillierte Aufarbeitung der Augsburger Kolonialgeschichte einfordern.

„Der zeitgemäße Name soll Gäste aus aller Welt und allen Kulturen ansprechen. Namensgeber Kaiser Maximilian I. (1459-1519) hat eine herausragende Bedeutung für Augsburgs große Geschichte, dazu passend ist auch die zentrale Lage des Hotels in der Maximilianstraße – Augsburgs historische Prachtmeile.“

Zitat Hotel Maximilian zu dem neuen Namen

Die Fassade des Hotels um 1875.  © Steigenberger Hotel Drei Mohren/Archiv

Kultur und Medien
Unterhaltung auf neuen Wegen

links: © Alicia Bodenstein; mittig, rechts: © Charlotte Theis

Not macht erfinderisch und Krisen schweißen zusammen. Diese beiden Sprichwörter sind bezeichnend für die Kulturszene in diesem Jahr. Sie ist mit am stärksten betroffen von den Folgen der Corona-Pandemie und trotzdem hat sie uns immer wieder gezeigt: Wir brauchen Kultur, denn sie macht das Leben bunter und schöner. Die Krisensituation wurde von Künstler_innen weltweit genutzt, um auf neuen Wegen kreativ tätig zu werden. Da war natürlich das digital und international stattfindende „One World Together At Home Concert“ bei dem Musikgiganten wie Paul McCartney und die Rolling Stones auftraten. Aber auch die Augsburger Kultur- und Musikszene sorgten mit kreativen Aktionen für Unterhaltung. So bot das Staatstheater Augsburg virtuelle Theateraufführungen an und der CityClub streamte live auf Facebook für die perfekte Wohnzimmerparty. In der “Night of Light” wurden die Kulturhäuser der Stadt  symbolisch rot angestrahlt, um auf die Notsituation in der Veranstaltungsbranche hinzuweisen.

2020 war musikalisch!

Viele Künstler konnten die Ruhe des Lockdowns nutzen, um an neuer Musik zu arbeiten. So entwickelte sich 2020 zu dem Jahr der Musikveröffentlichungen. Taylor Swift überraschte uns direkt mit zwei neuen Alben und auch andere international bekannte Stars wie Shawn Mendes oder TheWeekend veröffentlichten ihre neuen Lieder in den letzten Monaten. Die deutsche Band AnnenMayKantereit verarbeitete ihre ganz persönliche Krisenerfahrung über die Corona-Zeit in ihrem Album „12“. Aber auch die Augsburger Musiklandschaft beschenkte uns mit stimmungsvollen Liedern! So veröffentlichte die Band Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys ihre Greatest Hits und auch Full Device aus Augsburg überzeugten mit ihrer neuen EP.

Hinzu kam ein weiterer deutscher Künstler, der 2020 für Schlagzeilen sorgte. Die Rede ist von Ludwig Van Beethoven. Die Welt zelebrierte in diesem Jahr den 250. Geburtstag des Komponisten, auch wenn große Konzerte aufgrund der Umstände leider ausfallen mussten. In Augsburg beteiligte sich das Leopold-Mozart-Zentrum an den Geburtstagsfeierlichkeiten, indem online ein Tastenvermächtnis zum gratis zuhören zur Verfügung gestellt wurde.

Jubiläum
50 Jahre Uni Augsburg

Das vergangene Jahr war vor allem für die Universität Augsburg ganz besonders. Das lag nicht an den ungewöhnlichen Semestern, die in Online-Lehre stattfanden oder das menschenleere Unigelände, sondern am großen Geburtstagsjubiläum in 2020. Unsere Uni feierte nämlich 50 Jahre Bestehen und hatte eigentlich mehrere große Events geplant, um dies gebührend zu feiern. Durch die Pandemie war eine Umsetzung leider ausgeschlossen und die Uni wurde anders kreativ. Beispielsweise veröffentlicht sie auf ihrer Website und auf Social Media regelmäßig neue Geschichten, Interviews, Fakten und Fotos über die Uni unter dem Motto „50 Jahre – viele Geschichten“.

In einer ausführlichen Festschrift wird außerdem die Entwicklung der Uni Augsburg festgehalten und die letzten 50 Jahre veranschaulicht. Wir haben unserer Uni im Sommer eine ganze Themenwoche gewidmet. So haben wir die Präsidentin Frau Prof. Dr. Sabine  Doering-Manteuffel interviewt, die letzten 50 Jahre Revue passieren lassen, die bekanntesten Abgänger_innen zu ihrer Studienzeit in Augsburg befragt oder beispielsweise die neue Medizinische Fakultät genauer beleuchtet.

 

© presstige
75 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges

Es ist nun mehr als 75 Jahre her, dass der 2. Weltkrieg in Europa beendet wurde als am 08. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation Deutschlands erfolgte. In Augsburg gilt bereits der 28. April 1945 als Wendepunkt, da zu diesem Zeitpunkt der Krieg innerhalb der Stadt beendet wurde. Um an das Geschehene zu Erinnern und den Frieden zu feiern, fanden die letzten Jahre immer große Feierlichkeiten statt, bei denen unter anderem auch ehemalige US-Angehörige eingeladen wurden.

Auf Grund der aktuellen Lage wurde die diesjährige Gedenkfeier in das Internet verlagert und durch die Stadt Augsburg und das Stadtarchiv auf ihrer Website medial aufgearbeitet. So berichtet zum Beispiel Frau Prof. Dr. Marita Krauss vom Lehrstuhl Europäische Regionalgeschichte an der Uni Augsburg in einem Videobeitrag über den 28. April 1945. Außerdem werden einige Bilder aus dem Stadtarchiv vom zerstörten Augsburg gezeigt.

Einmal mehr zeigt uns das Jubiläum, dass wir seit 75 Jahren in Frieden und Demokratie leben dürfen und dieses, gerade in der heutigen Zeit, einmal mehr wertschätzen und dafür dankbar sein sollten.

Blick auf den Perlachturm und das Rathaus in den Jahren 1945 und 2020.

links: © Stadtarchiv Augsburg – rechts: © Larissa Ischwang 

Gegen Corona
Regenbogen und Steinschlangen für mehr Solidarität

Dass das letzte Jahr nicht einfach war, ist jedem mehr als bewusst. Doch hat die schwierige Zeit in der Pandmie auch eine große Welle der Solidarität nach sich gezogen. Es wurden Nachbarschaftshilfen ins Leben gerufen, Bedürfniss zurückgeschraubt, physische Distanz gewahrt, Spenden gesammelt – das alles, um gemeinsam die Krise zu bewältigen.

Ganz besondere Ideen machten dabei nicht nur in Deutschland vor allem Kindern,  aber auch Erwachsenen Hoffnung und Zuversicht. So konnte man zum Beispiel in vielen Fenstern Regenbögen entdecken, die dort direkt aufgemalt oder gegklebt wurden. Das positive Zeichen symbolisierte dabei etwa die Botschaft „Alles wird gut! Wir schaffen das.“ und eine gemeinsame Solidarisierung.

Wenn man im ersten Lockdown unter anderem in Hochzoll aufmerksam auf die Wege geschaut hat, konnte man eine weitere schöne Idee finden. Denn hier gab es mehrere bunte Steinschlangen, die am Wegesrand immer länger wurden. Hierbei wurden vor allem Kinder dazu animiert, aktiv zu werden und gemeinsam der Schlange zu helfen zu wachsen, damit diese das Corona-Virus aufessen kann.

© Anna Moreno

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