Zeig mir Dein Stadtviertel – Ulrichsviertel

In unserer Mini-Serie zu Augsburger Stadtvierteln ist heute das Ulrichsviertel dran. Das in der Innenstadt gelegene Viertel erstreckt sich vor allem links der Basilika St. Ulrich und Afra, den Milchberg hinunter. Kleine Gässchen, ungewöhnliche Nachbarschaftsverbundenheit und vor allem das Ulrichsfest, machen das Viertel so einzigartig. Presstige hat bei Augsburger Student_innen, die im Viertel wohnen nachgefragt. Warum sich eine Entdeckertour lohnt:

Chris lebt seit knapp 2 Jahren im Ulrichsviertel und bereut es keinen Tag wie er selbst sagt. „Man ist superschnell in allen Ecken Augsburgs und hat zusätzlich noch Natur drumherum“, schwärmt der Student der Sozialwissenschaften. Vor allem der Stadtgraben und der angrenzende Park am Roten Tor haben es ihm angetan. „Perfekt zum Spazierengehen, Joggen oder Chillen.“ Abseits des Trubels der Innenstadt, quasi auf der Rückseite des Rathauses und in den Ausläufern der Altstadt, lässt es sich außerdem kulinarisch gut aushalten. Während Chris gerne die legendäre Haifischbar für ein Bier mit Freunden aufgesucht hat, hat sich Katharina vor Corona mit Freundinnen im Café am Milchberg zum Frühstücken verabredet. Die 25-jährige Geographiestudentin erzählt von leckeren Frühstückmenüs, der schönen Außenterrasse und dem außergewöhnlich freundlichen Personal des Inklusionscafés. Wer gerne Guinness- und Pubquiz-Abende macht, ist im Murdock’s gut aufgehoben. Hier gibt es im Sommer auch immer eine gemütliche Außenbestuhlung am Roten Tor.

Pro-Tipp von Chris: Wenn auf der Freilichtbühne ein cooles Konzert stattfindet, für das ihr keine Karten mehr bekommen habt, einfach Decke und Bier einpacken und ein gemütliches Plätzchen unterhalb des Viadukts am Roten Tor suchen. Katharina kann als Freizeittipp nach Corona auf jeden Fall noch das Keramikatelier Conno Keramik empfehlen. „Hier habe ich schon ein paar schöne Stunden mit Malen und Keramik gestalten verbracht“, schwärmt die Augsburgerin.

Liebster Laden im Ulrichsviertel? Für beide Studierenden keine Frage: der Viktualien in der Bäckergasse. Hier gibt es hausgemachte Börek, Hummus, Antipasti und frisches Gemüse.

Als ich meinen Streifzug durchs Ulrichsviertel antrete, fällt mir direkt eine Bank ins Auge, die anlässlich des Ulrichsfests gestiftet wurde. Noch viele weitere kleine Bänke und Sitzmöglichkeiten stehen auf den Gehsteigen der Kopfsteinpflaster und laden zu nachbarschaftlichem Verweilen ein.

Ich frage Katharina und Chris, wie es wirklich um den nachbarschaftlichen Zusammenhalt bestellt ist und wer so im Viertel wohnt. „Ziemlich bunt gemischt, würde ich sagen“, meint Chris, „hier sind junge Leute, die allein wohnen, Pärchen mit der ersten eigenen Wohnung, aber auch ein paar Familien. Es macht immer Spaß, sich mit den Leuten zu unterhalten.“

Und was das Ulrichsfest ist? Ein sehr beliebtes Straßenfest, das zum ersten Mal bereits 1980 stattfand. Markant sind vor allem die zwischen den Häusern gespannten Leinen mit bunter Wäsche, die die „Partyzone“ markieren. Bunte Wäsche deshalb, weil das Viertel laut des Ulrichvereins Augsburg in den 70ern als ärmliches Viertel galt, in dem man nicht gern wohnen mochte. Das Ulrichsfest Anfang Juli lebt von zahlreichen Künstler_innen, die das Wohnzimmer des Viertels auf die Straße verlegen. Ob das Fest 2021 stattfindet, ist noch nicht final entschieden. Die Chance, bunte Wäsche flattern zu sehen, ist jedoch hoch.

Auf die Frage, ob ihnen eine witzige Anekdote zu ihrem Viertel einfällt, hat zumindest Chris eine Antwort parat: „Beim ersten Lockdown, als alle noch super verunsichert waren, habe ich plötzlich von draußen Musik gehört. Als ich rausgeschaut habe, saß ein Rentnerehepaar auf einer Parkbank im Stadtgraben und hat Akkordeon gespielt. Einfach so, zur Unterhaltung – das hab ich davor auch noch nirgends erlebt.“

Katharina erzählt nostalgisch von der Augsburger Puppenkiste, in der sie als Kind bereits den Räuber Hotzenplotz gesehen hat. „Aber auch das Museum ist auf jeden Fall mal einen Besuch wert nach Corona.“ Solange das noch nicht offen hat, könnte aber zumindest das dekorierte Schaufenster im Haus gegenüber der Puppenkiste ein bisschen Theater-Feeling aufkommen lassen.

Ihr wollt weitere Stadtviertel in Augsburg kennenlernen? Wir haben auch schon über das Domviertel, das Textilviertel und das Bismarckviertel geschrieben.

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