MODULAR 2021 – Die Festle Version

© Lisa Seifert (Modular 2018)

#ModularJedesJahr. Mit diesem Hashtag haben sich Besucher:innen vor einigen Jahren für die jährliche Durchführung des Augsburger Festivals eingesetzt. Und es hat geklappt – bis 2020. Wie sieht es dieses Jahr aus? Wieder kein allerliebstes Lieblingsfestival? DOCH! Wenn auch um einiges kleiner. Der Stadtjugendring gab erst heute bekannt, dass dieses Jahr im Juli ein „Modular Festle“ stattfinden wird. Festivalleiter Patrick Jung hat uns bereits mehr über die aktuellen Pläne verraten. Außerdem haben wir mit Menschen gesprochen, die das Modular regelmäßig besuchen und die mit ihren Geschichten nochmal den Festivalvibe der letzten Jahre für euch aufkommen lassen. Begleitet uns hier literarisch über das Modularfestival oder hört am 31.05. bei Kanal C rein (Bier ist nicht verpflichtend, wird an dieser Stelle aber für beide Formate ganz klar empfohlen😉). Viel Spaß!

Dieser Artikel gehört zu unserer Crossmedia-Reihe, die in Kooperation mit Kanal C stattfindet.

Gaskessel-Vibe

Massen junger Leute ziehen durch die Straßen in Oberhausen, die meisten schon mit einem Wegbier in der Hand, vorbei am Josefinum, durch die Unterführung, die Straße weiter geradeaus. Am Eingang treffen die schlendernden Massen mit denen zusammen, die zügiger da sein wollten und ihr Fahrrad gerade vor dem Gelände abstellen. Den mächtigen, industriellen Turm haben sie alle schon von Weitem gesehen: den Gaskessel. Hier fand das Modular 2019 zum ersten Mal statt. Viele sind skeptisch, ob die Location mit dem heißgeliebten Wittelsbacher Park mithalten kann, in dem das Festival seit 2012 stattgefunden hat. Dort hatte es nach wechselnden Veranstaltungsorten wie dem Rathausplatz und verschiedener Clubs einen festen Platz gefunden. Doch die Veranstalter:innen legten sich mächtig ins Zeug und verwandelten den Kulturpark gemeinsam mit vielen Freiwilligen zur Festivallocation. Der Platz dort wurde dringend gebraucht: Nachdem das Modular im Jahr 2009 mit rund 5000 Besucher:innen gestartet ist, feierten 2019 an drei Tagen rund 30.000 Menschen mit.

© Rebecca Lutz (Modular 2019)

Das Festle 2021

Auch dieses Jahr wird das Modular wieder am Gaskessel stattfinden – allerdings als „Festle“ bezeichnet. Es fällt sehr viel kleiner aus als die letzten Jahre. Pro Tag und pro Geländebereich wird aktuell mit 250 Besuchenden gerechnet. „Die Anzahl der Besuchenden resultiert aus den Regularien der bayrischen Staatsregierung. Wir hoffen natürlich, dass es im Juli noch die eine oder der andere Besuchende mehr sein können“, sagt Festivalleiter Partick Jung im Gespräch mit presstige.

Was wird geboten Festle geboten? „Wir betten uns dieses Jahr in die Gesamtkonzeption des Gaswerksommers ein, einer sechswöchigen Openair-Reihe, die dort stattfinden wird“, sagt Patrick Jung. Auf dem Modular wird es eine „Streuobstwiese“ geben, welche frei zugänglich sein und verschiedene Mitmach-, Gastro- und Sitzmöglichkeiten sowie eine kleine Bühne beinhalten wird. „Neben der Streuobstwiese mit Mitmachprogramm wird es einen Bühnenbereich geben, die Bühne am Kessel. Dort wird es drei Tage lang ein Musikprogramm geben. Wir planen eine Auswahl aus einem ‚bunten Blumenstrauß‘: Von Techno-DJ, kuratiert mit der Club & Kulturkommission, bis zum Hip-Hop.“ Der Bühnenbereich wird zu moderaten Eintrittspreisen zugänglich sein. Genaueres zum Programm kann der Festivalleiter noch nicht sagen. Nähere Informationen wird es in ungefähr 14 Tagen geben. Das Festle soll vom 09. Juli bis zum 11. Juli stattfinden.

Auf dem Gelände werden die bekannten Hygienemaßnahmen wie Maskenpflicht und Abstand Vorschrift sein. Zugang gibt es mit einem tagesaktuellen, negativen Schnelltest sowie mit einem Genesungs- oder Impfnachweis. Die Karten für den Bühnenbereich wird es ab Mitte Juni geben, diesmal nur online, wie der Festivalleiter presstige bestätigt. Die Streuobstwiese wird alle Tage frei zugänglich sein und das kostenfrei. „Hier läuft der Zugang dann nach dem Prinzip ‚first-come-first-serve‘. Die Nachverfolgung wird über die LUCA-App organisiert sein“, sagt Jung.

Willkommen auf dem Modular

Denken wir zurück, an die letzten Jahre. Die ersten Menschen tröpfeln auf das Festivalgelände. Die Atmosphäre ist entspannt, leicht. Jetzt gleich schon ein Bier holen? Oder doch lieber was zu essen? Süßkartoffelpommes zum Beispiel, vegane Pizza, Burger, Erdbeer-Bananen-Spieße in Schokolade… Die Auswahl ist groß. Die Gastronom:innen, die hier ihre Stände aufstellen, werden den Veranstalter:innen zufolge nach den Kriterien der Regionalität und der Nachhaltigkeit ausgewählt. Denn: Das Thema Nachhaltigkeit wird auf dem Modular großgeschrieben. Auf der Website ist zu lesen: „Großveranstaltung und Nachhaltigkeit vertragen sich auf den ersten Blick vielleicht nicht. Trotzdem versuchen wir, step by step und in enger Zusammenarbeit mit dem Grünamt der Stadt Augsburg, uns in eine nachhaltigere Richtung zu bewegen.“ Einige Aktionen wurden auch schon umgesetzt: Neben der erwähnten Vielfalt der lokalen, vegetarischen und veganen Essenstände, werden viele der vorhandenen Sitz- und Dekoelemente selbst hergestellt. Aus Modular-Bestand der letzten Jahre, wie Werbebanner und Papiermaterial, wird neue Deko recycelt. Außerdem gibt es ein Pfandsystem für Becher, es werden kompostierbare PLA-Getränkebecher verwendet und ein eigenes Team sorgt für Sauberkeit und Mülltrennung auf dem Gelände.

"Ach, du auch da?"

Spätestens bei den Essenständen trifft man dann garantiert schon jemanden, den man kennt. „Ach, du auch da?“ „Ja, na klar, wie jedes Jahr.“ Da es beim Festival keine direkten Camping-Möglichkeiten gibt, ist es hauptsächlich bei Locals beliebt. Und den günstigen Eintrittspreis (Ermäßigtes 3-Tages-Ticket im Vorverkauf circa 35€) können sich auch Studierende und junge Leute leisten. Auch Jakob war schon einige Male dabei, er kommt selbst aus der Gegend. Er besucht das Modular immer zusammen mit Freund:innen, so auch letztes Jahr im Juni. Als es an einem Abend stark anfing zu regnen, entschied er sich, anders als diese, trotzdem dazubleiben und den Act des Abends abzuwarten. „Ich habe versucht, möglichst trocken zu bleiben und auf das Konzert zu warten, damit ich das noch irgendwie genießen kann“, erzählt er. „Während ich so versuche nicht nass zu werden, laufe ich unter einer Plane durch und die gesamte Plane entlädt sich über mir. Dann wars auch schon egal. Dann bin ich ganz vor, hab mich ins Moshpit geschmissen und den Abend genossen. Es war geil – ich bin froh, dass ich geblieben bin.“ In den nächsten Jahren wird er auf jeden Fall wieder dabei sein. 

© Sarah Seidel (Modular 2018)

Vielfältig und engagiert

Weiter geht‘s, vorbei an den Gängen mit den Essenständen, das Gelände weitet sich jetzt. Welche Stände sprechen euch an, was wollt ihr wissen? Bisher präsentierten sich jedes Jahr einige Organisationen auf dem Festival, die Amnesty Hochschulgruppe Aux ist eine davon. Seit Kat dabei ist, stellte die Gruppe den Festivalbesucher:innen schon dreimal ihre Aktionen vor, mit denen sie sich für die Durchsetzung der Menschenrechte weltweit einsetzt. Im Jahr 2019 fokussierten sie sich auf das Thema Frauenrechte, dazu gab es ein Memory, ein Quiz, eine Malaktion und ein paar Petitionen. „Das Diktator werden war immmer der Renner auf dem Modular. Das ist klassisches Dosenwerfen, bei dem wir auf jede Dose einen Diktator geklebt haben, dem man dann quasi durch den Schuss die Meinung geigen kann“ erzählt Kat.

Dreht man sich um, sieht man schon den nächsten Stand. Hier ist Kanal C vertreten, Augsburgs junges Radio. Für die Studierenden ist das Modular Festival ein Ort, an dem sie sich, wie sonst nicht so oft, ihren Hörer:innen wirklich live präsentieren und mit ihnen in Kontakt treten können. Die Vorbereitungen und die Zeit auf dem Modular selbst sind mit sehr viel Teamwork und gemeinsamer Kreativität verbunden. „Die Euphorie für das nächste Modular Festival, an dem wir Teil sein werden, ist derzeit sehr groß. Wir erhoffen uns, dass diese bis nächstes Jahr bleibt und wir jeglichen Corona-Frust in Kreativität umwandeln und in die Organisation unseres Modular-Auftritts stecken können“ sagt Redakteurin Anne. Die Gruppe freut sich auf ein Modular, das nach wie vor Augsburger Bands eine wichtige Plattform bietet und den Medienmacher:innen die Möglichkeit gibt, diese und weitere Acts zu interviewen. „Wir wollen wieder coolen Modular Content für unsere Sendung kreieren und einen Einblick in die musikalische Welt des Festivals bieten können.“

Mitmachen ist angesagt!

Das Modular ist ein Mitmach-Festival – Das schätzen die vielen Besucher:innen so sehr an dem lokalen Event. Das sieht man auch an vielen Ecken. Workshops, Ausstellungen, Poetry Slams und Diskussionsforen luden die letzten Jahre immer zum Mitmachen ein.    

Wer sich beteiligt (und dabei sehr viel mehr Zeit und Mühe einbringt) sind die rund 450 ehrenamtlichen Helfer:innen, die das Modular normalerweise unterstützen. Als Non-Profit-Veranstaltung, die vom Stadtjugendring organisiert wird, könnte das Festival ohne die engagierten Freiwilligen nicht stattfinden. Carla ist eine von ihnen, 2019 half sie auf der Veranstaltung mit. „Es ist einfach eine coole Atmosphäre vor Ort“, sagt sie. „Man lernt viele Menschen kennen, die aus ganz verschiedenen Bereichen kommen. Es ist alles sehr entspannt und unkompliziert.“ Sie selbst half im Merch-Bereich, in dem die Musiker:innen vor den Auftritten oft noch ihre Band-Artikel abgaben. Außerdem gibt es noch Einsatzbereiche wie die Bierbomber, die Kinderbetreuung, das Auf- und Abbauen und die Geländereinigung. Die Helfer:innen bekommen neben einem Crew-Shirt eine kostenlose Eintrittskarte, die sie auch für die Zeiten nutzen können, in denen sie nicht arbeiten. Carla war mit Freund:innen auf dem Festival, mit denen sie sich dann zwischen den Schichten treffen konnte.

© Adam Haranghy (Modular 2017)

Musik, Musik, Musik

Auf dem Weg über das Gelände kommt man an vielen verschiedenen Bühnen vorbei. So unterschiedlich wie ihre Größen, sind auch die Bands, die darauf spielen. Von Augsburger Bands, für die das Modular vielleicht die erste größere Bühne bietet, bis hin zu bekannten Musiker:innen wie Wanda, Haftbefehl, Trettman, Von Wegen Lisbeth und AnnenMayKantereit. Wir hoffen, dass wir ihnen bald allen wieder zuhören können. Damit sie das Gerüst aus Stahl und Holz wieder in ihre Bühne verwandeln.  

Was bleibt? Modulamore

Die Gedanken an die vergangenen Jahre lassen einen schonmal nostalgisch werden – irgendwo zwischen Fern- und Heimweh, so fühlt sich das an. Zwischen Urlaubs-Sommer-Vibe und entspanntem Zuhause-mit-den-Freunden-Sitzen. Dieses Gefühl kommt sicher auch auf dem diesjährigen Festle wieder auf. „Ich habe immer daran geglaubt, dass etwas funktioniert dieses Jahr“, sagt Patrick Jung. „Ich hatte mir aber im Jahresverlauf persönlich etwas mehr erhofft, als jetzt möglich ist. Also im Oktober und November, als wir in die Konzeption gegangen sind. Aber es ist nun mal so. Eine Pandemie kann man nicht vorausplanen.“ Und so hoffen wir alle, dass es 2022 wieder möglich sein wird, das typische Modular-Gefühl mit mehr Menschen an diesem Ort zu feiern.

„Klar, ein Festival mit 10.000 Besuchern pro Tag ist einfach gerade noch nicht denkbar. Wichtig war uns aber, dass wir ein Angebot mit Zuversicht für junge Menschen schaffen. Deshalb sind wir sehr glücklich, in diesem Jahr mit dem Modular Festle ein wenig „Modulamore“ in die Stadt bringen zu dürfen“
SJR-Vorsitzender Jonas Riegel

Hier findet ihr die Artikel, die sich mit dem Festival beschäftigen:

In diesem Jahr veröffentliche die Redaktion in den Tagen des Festivals sogar eine ganze Artikelreihe! Redakteurin Rebecca beschrieb ihre Impressionen nach dem ersten Tag: „Die Meute lässt sich nicht unterkriegen und auch das wechselhafte Wetter hält sie nicht ab. Eine ganze Stadt, die tanzt und gemeinsam feiert – besser kann es nicht sein.“

Hier lest ihr außerdem Beiträge zur Nachhaltigkeit auf dem Festival, über das Theaterkollektiv Theter, über Festivaloutfits, Essen auf dem Festival und eine Zusammenfassung der Erfolgsgeschichte des Modulars.

Das erste Mal am Kongress am Park! Redakteurin Natalie berichtete damals.

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