Raus aus der Blase: Warum sich ein Ausbrechen aus der sozialen Komfortzone lohnt

Wenn wir mit anderen Menschen interagieren, gibt es immer ein Umfeld, indem wir uns wohler fühlen und ein Umfeld, in dem wir unsicherer sind. In der Fachterminologie gibt es für dieses Konstrukt den Namen „Filterblase“. Umgangssprachlich wird dieser Bereich auch als “Soziale Blase” bezeichnet. Ein abgetrennter Bereich also, indem uns alles vertraut ist und indem wir keine Angst vor Reaktionen auf Meinungsäußerungen haben müssen. Man könnte diesen Bereich auch als “Komfortzone” betiteln – oder als persönliches Paradies. Worauf es ankommt, ist, dass wir uns hier wohl fühlen. Wir umgeben uns immer mit denselben Personen, denselben Aussagen und denselben Ideen. Dabei ist uns oftmals nicht bewusst, dass wir uns in einer Komfortzone befinden.

Die analoge Blase - Wo wir uns im Reallife wohlfühlen

Die Universitäten bieten endlich wieder Präsensveranstaltungen an, viele Personen sind geimpft und auch Clubs öffnen wieder. Nachdem Studierende drei Semester lang auf Begegnungen im persönlichen Kontakt weitgehend verzichten mussten, fährt das normale Leben langsam wieder an. Das heißt auch, dass unsere analoge Blase wieder bedeutsamer wird.

Was zeichnet die analoge Blase aus? Das Uniumfeld, die Freunde zuhause im Heimatdorf oder die Mitgliedschaft in einem Verein sind gute Beispiele für verschiedene Komfortzonen, in denen sich ein Mensch wohlfühlen kann. Wir reden mit diesen vertrauten Menschen über alltägliche Themen wie das Studium, Beziehungsprobleme oder die nächste Fridays For Future Demo. All das, was wir täglich mit anderen Personen besprechen und was den Tag prägt, prägt auch die analoge Blase.

Seifenblasen © Acabashi in der Wikimedia
Digitalisierung des Soziallebens - Die digitale Blase

Mit der voranschreitenden Digitalisierung verlagern sich soziale Interaktionen ins Internet auf Social Media Plattformen. Diese digitale Blase wird umso relevanter, je mehr Zeit Menschen online verbringen.

Durch unsere Interessen und digitalen Verhaltensmustern rufen wir im Internet und auf Social Media Plattformen bestimmten Content ab. Dieser Inhalt kann politische Meinungen und Weltanschauungen, aber auch ganz banale Interessen wie Bergsteigen oder Beauty-Content umfassen. Auch auf YouTube und Instagram werden die Inhalte nach einem bestimmten Algorithmus angezeigt. Je nachdem, was wir anklicken oder in der Suchleiste angeben, wird der persönliche Content modifiziert. Wenn oft Post mit Modeinhalt abgerufen werden, werden plattformübergreifend Content und Werbematerial angezeigt, die sich auf Mode beziehen. Diese “digitale Blase” wird vor allem deutlich, wenn ein Dritter an einem fremden Handy oder Laptop auf sozialen Medien unterwegs ist. Da tauchen dann zwischen Heavy Metall Songs plötzlich Country Lieder auf und Instagram zeigt neben Hundefotos auch Pferdevideos an.

Vor allem in den vergangenen drei digitalen Semestern hat die digitale Blase an Bedeutung gewonnen. Studierende hatten deutschlandweit fast ausschließlich online Unterricht. In dieser Zeit wurde laut Erhebungen des Statistischen Bundesamtes mehr Zeit auf Social Media Plattformen verbracht.

Welchen Einfluss Komfortzonen haben

In unseren Komfortzonen fühlen wir uns wohl. Wir kennen uns hier aus und müssen oft keine unangenehmen Situationen befürchten. Das macht uns bisweilen blind. Blind gegenüber anderen Meinungen, blind gegenüber anderen Weltanschauungen, blind gegenüber Möglichkeiten, die sich für uns ergeben. Möglichkeiten, die wir ausschlagen oder gar nicht wahrnehmen, weil wir dafür unsere Komfortzone verlassen müssten.

Damit ist es ab und an notwendig, diese sozialen Blasen zu durchbrechen. Eine Erweiterung deiner sozialen Blase kann dich in deiner Persönlichkeitsentwicklung voranbringen. Damit lernst du nicht nur neue Menschen kennen, sondern denkst über andere Meinungen nach und siehst sie vielleicht als sinnvoll an. Du kannst auch differenzierter über deine eigenen Einstellungen, deine Herangehensweise an den Alltag und über deine Werte reflektieren.

Die Welt besteht nicht nur aus den wenigen Gruppen, in denen wir uns als Individuum bewegen. Die Welt besteht aus lauter großen Gruppen, die sich wiederum in kleine Gruppen aufspalten, in denen Individuen mit ganz eigener Weltanschauung, mit eigenen Werten und einer eigenen Meinung agieren. Diese Welt aus möglichst vielen Perspektiven zu betrachten, kann dir helfen, andere Menschen zu verstehen und über den Tellerrand deiner eigenen Komfortzone hinauszublicken.

© Marco Verch auf flickr
Wie du aus deiner Komfortzone ausbrichst

Wie können wir aus Komfortzonen ausbrechen? Dafür muss jede:r Einzelne: selbst aktiv werden. Informiere dich, wo du dich an der Uni oder in der Stadtgesellschaft engagieren kannst. Vor allem während des Studiums ist es so leicht wie nie wieder im Leben, neue Hobbys auszuüben. Nicht nur für Erstsemestler, auch für Studierende, die schon seit einigen Jahren die Vorlesungen analog oder digital besuchen. Im Folgenden gibt es eine kleine Übersicht über verschiedene Initiativen an der Universität und in der Stadt:

Es gibt viele Möglichkeiten, sich in seiner Freizeit einzubringen und den eigenen Horizont zu erweitern und aus der gewohnten Blase auszubrechen. Mit Interesse und Engagement können dabei neue Hobbies entdeckt, Freund:innen kennengelernt und Erfahrungen gemacht werden. Nutze deine Chance: Raus aus der Blase.

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